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Verfolgung, Enteignung und Ermordung der Gelsenkirchener Juden

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Allgegenwärtig: die antisemitische Hetzpropganda der Nazis

Mit der Machtübergabe am 30. Januar 1933 an Hitler begann die systematische Entrechtung jüdische Bürger durch die Nationalsozialisten. Unmittelbar nach Hitlers Ernennung zum Reichskanzler begannen von Funktionären der NSDAP inszenierte "spontane" Proteste gegen jüdische Beamte; Gerichtsverhandlungen wurden gestört, Autoren von Zeitungsartikeln und Leserbriefen forderten die Entfernung jüdischer Juristen auf. Diese wurden aus ihren Praxen geprügelt, beraubt, teilweise aus Deutschland vertrieben oder ermordet.

→ Zuflucht auf Zeit – Deutsche Juden in den Niederlanden 1933-1945

Wegen der Aufmerksamkeit des Auslands während der Olympischen Sommerspiele wurden 1936 keine weiteren Gesetze gegen Juden erlassen, und selbst die Alltagsschikanen traten für knapp zwei Jahre in den Hintergrund. Ab 1938 verschärfte das Regime die Entrechtung und Diskriminierung der Juden dann enorm. Am 5. Januar 1938 zwang das "Gesetz über die Änderung von Familiennamen und Vornamen" Juden, aus einer bestimmten, eng begrenzten Zahl "typisch jüdischer" Vor- und Zunamen ihren Erst- oder Zweitnamen zu wählen. Jüdische Bürger, die nicht einen "typisch jüdisch" klingenden Vornamen führten, wurden verpflichtet die Annahme des Vornamens Israel bzw. Sara zu beantragen. Die Ausweisung von etwa 18.000 so genannter "Ostjuden" in den letzen Oktobertagen des Jahres 1938 stellte einen ersten Höhepunkt der Verfolgung dar und war letztlich der eigentliche Auftakt zur Vernichtung der europäischen Juden.

→ Die Vertreibung der polnischen Juden aus Deutschland 1938 ("Polen-Aktion")

Der Raub des jüdischen Vermögens 

Schon 1933 nach der "Machtübernahme" durch die Nationalsozialisten gab es erste, vereinzelte Enteigungen von Juden in Deutschland. Jüdische Betriebe und Haushalte erhielten schon bald geringere Zuteilungen an Rohstoffen und Devisen. In den Betieben und Haushalten von Juden durften auch keine "deutschblütigen" Frauen mehr arbeiten. Juden mussten ab dem 26. April 1938 ihr gesamtes Vermögen dem Staat offenlegen, ab Mai 1938 erhielten Sie keine öffentlichen Aufträge mehr.

→ Die Enteignungen, "Arisierung" genannt

→ Enteignet, vertrieben, ermordet - Jüdische Geschäftsinhaber in Gelsenkirchen

"Arisierung" in der Wissenschaft

Unter der Bezeichnung "Arisierung" fiel nicht nur der Raub von Immobilien, Schmuck, Kunstgegenständen usw., in einem erweiterten Sinn wurde der Begriff auch auf andere Bereiche ausgedehnt, z. B. auf das Kulturleben und bezeichnete in diesem Zusammenhang die Vertreibung oder Vernichtung jüdischer Kulturschaffender und Wissenschaftler. Darunter fielen neben der Aberkennung akademischer Grade, Titel und Patente auch der Wissenschaftsbetrug. Im Bereich der Wissenschaft wird im folgenden exemplarisch die Arbeit des jüdischen Chemikers Dr. Arthur Eichengrün betrachtet.

→ Der jüdische Chemiker Dr. Arthur Eichengrün - Pionier des Aspirin

Aberkennung akademischer Grade

Die Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft führte auch zur Aberkenung des akademischen Grades. Mehr als 2000 Akademikern wurde im Nationalsozialismus der Doktortitel aberkannt. Mit der Rehabilitierung haben sich manche Universitäten bis heute Zeit gelassen.

→ Dokumentierte Depromotionen jüdischer Menschen aus Gelsenkirchen

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Reichsbund jüdischer Frontsoldaten, Ortsgruppe Gelsenkirchen

Der Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF) wurde im Februar 1919 auf Initiative von Leo Löwenstein gegründet. Seine Zielsetzung war die Abwehr des Antisemitismus in Deutschland unter Berufung auf die Tatsache, dass im Ersten Weltkrieg etwa 85.000 deutsche Juden gekämpft hatten, von denen etwa 12.000 fielen.

→ Reichsbund jüdischer Frontsoldaten (RjF)

Der 9. November 1938 - die so genannte "Reichskristallnacht" 

Als der Student Herschel Grynszpan den deutschen Diplomaten Ernst Eduard vom Rath in Paris erschoss, wurde dies zum Vorwand für die Novemberpogrome 1938, besonders in der Nacht vom 9. auf den 10. November, die so genannte "Reichskristallnacht", genommen. Sie wurden nach einer Rede von Joseph Goebbels zum Jahrestag des Hitlerputsches von 1923 von zahlreichen Gauleitern der NSDAP eingeleitet und von nachgeordneten Parteifunktionären unterstützt. Die meisten der oft jahrhundertealten Synagogen Deutschlands wurden dabei zerstört, dazu Tausende Häuser und Wohnungen von Juden verwüstet. Bis zu etwa 400 Juden wurden ermordet oder in den Selbstmord getrieben; viele weitere wurden misshandelt und verletzt, Frauen wurden vergewaltigt. Ab dem 10. November wurden erstmalig Tausende jüdische Bürger auf einmal in Konzentrationslagern interniert, Schätzungen nennen bis zu 36.000 Personen.

Die Verfolgung der Juden in Nazi-Deutschland hatte sich von 1933 bis 1939 von Diskriminierung bereits bis zum organisierten Pogrom gesteigert. Unter den Bedingungen des Krieges verschärfte das Regime diese Politik schließlich zum systematischen Völkermord. Wolfgang Benz befasste sich in "Dimension des Völkermords", erschienen 1991, mit allen heute zugänglichen Quellen, Auswertungs- und Berechnungsmethoden der Opferzahlen. Sein Werk gilt als besonders zuverlässig. 1987 hatte die von einem internationalen Autorenkollektiv verfasste Enzyklopädie des Holocaust bereits die damals möglichen Schätzungen aus vielen Einzelländern zusammengetragen. Nach den neuesten Forschungsergebnissen ist von einer Gesamtopferzahl von bis zu 6,3 Millionen jüdischen Menschen auszugehen. Dazu addieren sich weitere etwa 6 Millonen NS-Opfer, darunter Sinti und Roma, Zeugen Jehovas, Homosexuelle, Widerständler, politisch Verfolgte und weitere Ermordete.

→ Pogromwoche vom 7. bis 16. November 1938 in Gelsenkirchen

→ Das Fernschreiben

→ Augenzeugenberichte aus Gelsenkirchen

→ Die Folgen der Pogrome

→ Eine jüdische Familie im Gelsenkirchen der NS-Zeit

→ Undzer Shtetl brent

"Judenhäuser" in Gelsenkirchen 1942 

Der Kennzeichnung und Registrierung der Juden folgte überall ihre räumliche Konzentration. Noch im Dezember 1938 sprach sich Göring, als Beauftragter des Vierjahresplan, dafür aus, den Mietschutz für Juden "generell nicht aufzuheben"; wohl aber empfehle sich die Zusammenlegungvon Juden, "soweit die Mietverhältnisse das gestatten".

→ "Judenhäuser" in Gelsenkirchen 1942

→ Ein Haus und seine Bewohner - das "Judenhaus" im Lörenkamp

Auswahl von Zeugnisse und Dokumente der Judenverfolgung in Gelsenkirchen 

→ Es ist ja nicht nur ein alter Kleiderbügel...

→ Bericht von Julius Less aus Gelsenkirchen: In Buer von S.A.-Männern verfolgt und verprügelt

→ Die Deportation Gelsenkirchener Juden in das Ghetto Riga - 27. Januar 1942

→ Die Deportation Gelsenkirchener Juden in das Ghetto Warschau - 31. März 1942

→ Die Deportation Gelsenkirchener Juden in das Ghetto Theresienstadt - 31. Juli 1942

→ Deportation der in "Mischehe" lebenden Gelsenkirchener Bürgerinnen und Bürger - 19. September 1944

→ "Evakuierung nach dem Osten" - Familie Schloss

→ Todesanzeige für Julius Löwenstein aus Horst

→ Artikel aus "Aufbau"

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Jüdische Familien aus Gelsenkirchen: Gemeinsam erinnern - Stolpersteine 

Aktuelles Projekt: Arbeitskreis Stolpersteine  Gelsenkirchen Aktuelles Projekt: Arbeitskreis Stolpersteine  Gelsenkirchen

Familie Meyer

Die Familie Moritz und Toni Meyer aus Gelsenkirchen wurden im KZ Auschwitz von den Nazis ermordet. Ihnen sollen nun Stolpersteine gewidmet werden.

→ Familie Meyer aus Gelsenkirchen

→ English version: The Jewish Family Meyer

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Familie Zorek

Die Schwestern Annemarie und Margit Zorek aus Gelsenkirchen wurden in Riga-Kaiserwald mittels der Giftspritze von den Nazis ermordet. Ihnen sollen nun Stolpersteine gewidmet werden.

→ Familie Zorek aus Gelsenkirchen.

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Familie Grüneberg

Einzige Überlebende der Metzgerfamilie Grüneberg ist Lore Buchheim, geborene Grüneberg, die heute in den USA lebt.

→ Familie Grüneberg aus Gelsenkirchen.

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Familie Haase

Die Kaufmannsfamilie Haase lebte im Herzen der Stadt an der Kaiserstraße 10, heute Kurt-Schumacher-Straße. Neben einer Schwester, die vor Kriegsbeginn in die USA entkommen konnte, blieb Bernd Haase der einzige, der den Holocaust überlebt hat. Er lebt heute in der USA.

→ Familie Haase aus Gelsenkirchen.

→ Gedenkblätter in Yad Vashem.

→ Kaiserstraße 10 - Das Elternhaus von Bernd Haase.

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Familie Neudorf  

Dem einzigen Überlebenden des Holocaust aus der Gelsenkirchener Familie Neudorf, Herman D. Neudorf, gelang es mehrfach der nationalsozialistischen Mordmaschinerie zu entkommen. Zum Zeitpunkt seiner Befreiung war Herman gerade zwanzig Jahre alt.

→ Familie Neudorf aus Gelsenkirchen-Horst.

→ Das war Riga ...Erinnerungen von Herman D. Neudorf.

→ Die Grabstätte von Simon und Frieda Neudorf.

→ Gedenkblatt in Yad Vashem.

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Familie Moritz und Hedwig Goldschmidt

Moritz und Hedwig Goldschmidt waren die Eltern von Werner Goldschmidt, der in den frühen dreißiger Jahren aus politischer Überzeugung aktiv im Widerstand gegen den Nationalsozialismus tätig war. Beide fielen dem Holocaust zum Opfer. Werner Goldschmidt überlebte den Horror und emigrierte nach Kriegsende in die USA.

→ Gedenkblatt in Yad Vashem.

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Familie Gompertz

Die Familie Gompertz war eine angesehene Kaufmannsfamilie, die auch in der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchens führend war. Albert Gompertz gründete das bekannte Pelzhaus Gompertz an der Bahnhofstraße 22.

→ Familie Gompertz aus Gelsenkirchen

→ Die Grabstätte von Albert und Sophie Gompertz.

→ Fred "Fritz" Gompertz überlebte den Holocaust.

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Familie Fritz und Grete Goldschmidt

"Mehr als 30 Menschen aus meiner Familie sind umgebracht worden", schreibt Esther Goldschmidt. "Ich arbeite gerade an einem Buch, dass zumindest meinen noch lebenden Verwandten zur ewigen Erinnerung an ihre Toten dienen soll."

→ Familie Fritz und Grete Goldschmidt sowie Mathilde Wertheim geborene Goldschmidt aus Gelsenkirchen

Familie Diament

Familie Diament betrieb in Gelsenkirchen ein kleines Kaufhaus, nur drei Menschen aus der Familie überlebten den Holocaust.

→ Familie Diament aus Gelsenkirchen.

→ Erinnerungen von Elli Kamm, geborene Diament.

→ Erinnerungen von Fred Diament.

→ Nachruf für Fred Diament von Elaine Woo, Los Angeles Times.

Familie Neuwald

Familie Neuwald betrieb in Gelsenkirchen ein Betten-Fachgeschäft.

→ Erinnerungen von Kurt Neuwald

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Familie Reifeisen

Die Eheleute Reifeisen wohnten ab 1939, aus Dorsten zugezogen, in Gelsenkirchen. Simon Reifeisen wurde im KZ Riga-Kaiserwald, seine Ehefra im KZ Stutthof von den Nationalsozialisten ermordet.

→ Stolpersteine für Simon und Gertrud Anna Reifeisen

→ Geschichte der Familie Reifeisen

Familien Haeusler

Die weitverzweigte ostjüdische Familie lebte vor der Machtübergabe 1933 offensichtlich mehr schlecht als recht im schon damals von ersten Strukturkrisen geschüttelten Gelsenkirchen von kleineren Handelsgeschäften der Väter.

→ Familie Haeusler

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Andreas Jordan, September 2008. Editiert 11/2021

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