Holocaust
Als Holocaust (deutsch: vollständig verbrannt, Brandopfer) bezeichnet man heute im deutschen Sprachraum vor allem den Völkermord an mindestens 5,5 bis 6,5 Millionen europäischen Juden in der Zeit des Nationalsozialismus. Der Holocaust wird in Israel meist als "Shoa" ( deutsch: Zerstörung, große Katastrophe) bezeichnet. Alle Menschen, die das NS-Regime als Juden definierte, waren aufgrund ihrer bloßen Existenz zur Ermordung vorgesehen und hatten fast keine Überlebenschancen, wenn sie in die Hände des nationalsozialistischen Machtapparates fielen.
Im weiteren Wortsinn erfaßt der Begriff Holocaust auch die systematische Ermordung von Angehörigen anderer gesellschaftlicher religiöser oder ethnischer Gruppen wie etwa die der Sinti und Roma, der polnischen Intellektuellen, der Zeugen Jehovas oder die der Homosexuellen. An den nationalsozialistischen Massenmorden - vor allem an Millionen so genannter Slawen, meist Polen und Russen, 500.000 Sinti und Roma, aber auch an hunderttausenden Behinderten, etwa 20.000 deutschen Kommunisten und Sozialdemokraten, 5.000 Homosexuellen und fast 2.000 Zeugen Jehovas - war nahezu der gesamte nationalsozialistische Staatsapparat beteiligt, ebenso die geistigen Eliten und nahezu die gesamte Bevölkerung Nazi-Deutschlands.
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"Where was God in those days?" asked the pope
Why was he silent? How could he permit this endless slaughter, this triumph of evil?
→ Here's a possible answer
→ Begriffserklärung: Holocaust - Shoah - Churban
Orte: Vernichtungslager, Ghettos, Mordstätten
Wir werden nie genau wissen können, wie viele Menschen in jedem einzelnen Lager getötet wurden. Die SS führte nicht Buch über die einzelnen Menschen, die direkt von den Zügen in die Gaskammern gingen.
→ Die Orte
Auf den Spuren des Grauens
Im KZ Neuengamme führte SS-Arzt Dr. Kurt Heißmeyer Tuberkulose-Versuche an Häftlingen durch. In der Nacht vom 20. auf den 21. April 1945, wenige Tage vor Kriegsende, wurden im Keller der Schule am Bullenhuser Damm in Hamburg-Rothenburgsort, einem seit Oktober 1944 als KZ-Außenlager genutzten Gebäude, 20 jüdische Kinder, alle unter zwölf Jahren, mit ihren Pflegern und 24 sowjetische Kriegsgefangene erhängt. Durch diese Tat sollten die Menschenversuche vor den bereits anrückenden britischen Truppen vertuscht werden. Eine exemplarische Schilderung.
→ Hängt die Judenkinder auf
Es waren 29 Frauen und 57 Männer. Sie kamen nach dreitägiger Fahrt in dem knapp 60 Kilometer südwestlich von Straßburg in den Vogesen gelegenen Lager an. Dort standen noch Röntgenaufnahmen der Schädel und Bestimmungen der Blutgruppe an. Am 11., 13., 17. und 19. August vergiftete der Lagerkommandant die 86 Personen in einer Gaszelle außerhalb des Lagers. Der 2,40 Meter breite, 3,50 Meter tiefe und 2,60 Meter hohe Raum, ursprünglich der Kühlraum des Hotels Struthof, war zunächst ausschließlich für Giftgasexperimente von Medizinprofessoren an Häftlingen umgebaut worden.
→ Skelette für Straßburg - Die Namen der Nummern
Musik im KZ - Lagerlieder
Adam Kopycinski - Konzert (1943). Zeichnung von Mieczyslaw Koscielniak. Adam Kopycinski übernahm 1942 die Leitung des Männerorchesters im KZ Auschwitz
Lieder der Verfolgten und Deportierten durchziehen das nationalsozialistischen Lagersystem von Anfang bis Ende. Sie erklangen überall, in Gefängnissen, Zuchthäusern und Ghettos ebenso wie in den Konzentrationslagern. Die Geschichte dieser Orte ist deshalb auch eine Geschichte von Liedern, die Menschen hier in Situationen der Erniedrigung, des Eingesperrt- und Ausgeliefertseins, in Verhältnissen des Terrors und Todes geschrieben und gesungen haben.
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→ Die Lagerlieder
Kennzeichnung der Verfolgten in den Konzentrationslagern
Abb.: Abgeschnittene Haare in Auschwitz
Bei der Ankunft im KZ raubte die SS den Menschen Freiheit, Kleidung, Eigentum, Haare, Würde und auch den Namen. Die Erniedrigung der Häftlinge zur Nummer erleichterte den Tätern die planmäßige Ermordung und fabrikmäßige Verwertung der Menschen.
→ Die Kennzeichnung der KZ-Häftlinge
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Porajmos - Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma aus Gelsenkirchen 1933-1945
Abb.: Von NS-Tätern angefertigtes Foto: "Roma-Familie im KZ"
Sinti und Roma wurden lange vor dem "Dritten Reich" diskriminiert, schikaniert und registriert. Die Maßnahmen gegen diese Menschen erreichten mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten einen schrecklichen Höhepunkt: Die planmäßge Vernichtung der Sinti und Roma. Der Großteil der Gelsenkirchener Sinti und Roma wurde am 10. März nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.
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→ Die Verfolgung und Ermordung der Sinti und Roma aus Gelsenkirchen
→ Diskriminierung und Kriminalisierung von Sinti und Roma in Gelsenkirchen nach 1945
→ "Der Abtransport ging glatt vonstatten" Aufsatz von Romani Rose, 2010
→ Stellungnahme zur Verlegung von "Stolpersteinen"
→ Szczurowa - Völkermord an Sinti und Roma im besetzten Polen
→ Gedenkrede von Romani Rose zum 27. Januar 2008
→ Romani Rose: "...Wenn unsere katholische Kirche uns nicht in ihren Schutz nimmt"
Digitales Gedenkbuch, Teil II
Zum Gedenken an die unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Schreckensherrschaft ermordeten Sinti und Roma aus Gelsenkirchen
→ Den Sinti und Roma aus Gelsenkirchen zum Gedenken
Elses Geschichte
Abb.: Kinderbuch "Elses Geschichte"
Zum ersten Mal erzählt ein illustriertes Kinderbuch vom Völkermord an den Sinti und Roma. "Elses Geschichte" basiert auf dem Schicksal der damals 8-jährigen Else Schmidt. Ihren Hamburger Pflegeeltern entrissen, wird sie in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Als "Zigeunerkind" erfasst und abgestempelt, ist sie der Rassenpolitik der Nationalsozialisten schutzlos ausgeliefert. Nur dem couragierten Kampf ihres Pflegevaters Emil Matulat ist es zu verdanken, dass Else der Mordmaschinerie im letzten Moment entkommen kann.
→ Internetpräsentation zum Buch mit Hintergrundinformationen und Materialien
Verfolgung und Ermordung Gelsenkirchener Juden
Bild: Shoa - Die Vernichtung der europäischen Juden
1932 lebten in Gelsenkirchen 1440 Juden. Es gab ein ausgeprägtes jüdisches Gemeinwesen, eine Vielfalt von Vereinen und Gemeinschaften, es gab gewachsene Strukturen. Mit der Machtübergabe an die Nationalsozialisten begann die Ausgrenzung und Verfolgung. Die Pogromnacht im November 1938 war Auftakt der völligen Entrechtung der Juden in Deutschland, die in den Holocaust mündete. Im September 1944 war Gelsenkirchen im Sprachgebrauch der Nazis "judenfrei".
→ Die Verfolgung und Vernichtung der Juden aus Gelsenkirchen
Digitales Gedenkbuch, Teil I
Zum Gedenken an die unter der nationalsozialistischen Gewalt- und Schreckensherrschaft ermordeten jüdischen Menschen aus Gelsenkirchen.
→ Den Gelsenkirchener Juden zum Gedenken
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Völkermord an den europäischen Juden
→ Chronologie der Gewalt - Maßnahmen des Hitlerstaates gegen Juden
→ "Reichsverband der Juden in Deutschland"
→ Bilder aus Buchenwald - 70. Jahrestag der November-Pogrome 1938
→ 70 Jahre danach - November-Pogrome 1938
→ 70 Years ago - The "Reichskristallnacht" Pogrom of the 9th/10th November 1938
→ Rede von Paul Spiegel, in Erinnerung an die Pogromnacht 1938
Fluchtpunkt Shanghai
Spätestens mit den Novemberpogromen von 1938 suchte eine zunehmende Zahl von Juden um Asyl im Ausland nach. Viele Staaten konnten oder wollten jedoch keine Juden aufnehmen. Eine Auswanderung war sehr schwierig geworden. Bereits 1936 charakterisierte Chaim Weizmann diese Lage so: „Die Welt scheint zweigeteilt - in die Orte wo Juden nicht leben können und jene in die sie nicht einreisen dürfen“. Die chinesische Stadt Shanghai wurde zwischen 1938 und 1941 zu einem Ziel für jüdische Flüchtlinge aus Europa. Besondere Verhältnisse erlaubten es jedem, der die Reisekosten aufbringen konnte, ohne Visum nach Shanghai reisen. Etliche europäische Juden nutzten diese Chance.
→ Geboren in Shanghai: Sonja Mühlberger, geb. Krips
→ Das Ghetto von Shanghai - Herr Wang ist tot
→ Dr. Samuel Hocs - vertrieben aus Gelsenkirchen
Verfolgung und Ermordung der homosexuellen Menschen 1933-1945
Abb.: Der Rosa Winkel - Homosexualität unterm Hakenkreuz"
Die Partei-Ideologen der NSDAP vertraten die Ansicht, dass Homosexualität inkompatibel mit dem Nationalsozialismus sei, weil Lesben und Schwule sich nicht fortpflanzten und somit an der Reproduktion der "Herrenrasse" nicht teilnahmen. In den KZ mussten die wegen ihre Homosexualität eingesperrten Menschen auf ihrer gestreiften Häftlingskleidung als Erkennungszeichen ein auf dem Kopf stehendes rosa Dreieck - den "Winkel" - tragen.
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→ Die Verfolgung homosexueller Menschen aus Gelsenkirchen
→ Erinnerungsprojekt: Tafel für Buchenwald. Totgeschlagen – Nie mehr Totgeschwiegen!
→ Zum Tod von Rudolf Brazda
Der Lebensweg des Schauspielers Kurt Brüssow "§175-Häftling" und Auschwitz-Überlebender von Jürgen Wenke, Oktober 2020. (PDF) → Was bleibt, wenn der Vorhang fällt? -
→ Lesben unterm Hakenkreuz - Die Zeit der Maskierung
→ Vergessene Opfer - Lesben im Faschismus
Verfolgung und Ermordung von Zeugen Jehovas aus Gelsenkirchen und Umgebung
Abb.: Gedenktafel für Zeugen Jehovas im KZ Mauthausen
In den 12 Jahren von 1933 bis 1945 wurden unter der Diktatur Hitlers 11.300 deutsche und ausländische Zeugen Jehovas inhaftiert. Zählt man diejenigen Personen dazu, die Geldstrafen, Rentenentzug, Misshandlungen betroffen waren, steigt die Zahl auf mehr als 13.400, davon kamen 2.000 Personen in Konzentrationslager. 950 deutsche und 540 ausländische Verfolgungsopfer überlebten die Haftbedingungen nicht, wurden getötet oder hingerichtet. Unter diesen 1.490 Toten befinden sich auch die 270 als Kriegsdienstverweigerer exekutierten Zeugen Jehovas. (Alle Zahlenangaben sind circa-Werte, da die Forschungsarbeiten noch immer nicht abgeschlossen sind, werden die Zahlen meistens nach oben korrigiert.) In Gelsenkirchen erinnerte bislang kein Denk- oder Mahnmal an die Verfolgung und Ermordung von Zeugen Jehovas aus unserer Stadt.
Im August 2011 wurden vier so genannte "Stolpersteine" des Bildhauers Gunter Demnig verlegt, die kleinen Bodendenkmäler erinnern nun am letzten selbstgewählten Wohnort an diese Menschen, deren Verfolgungschicksale exemplarisch für die im so genannten "Dritten Reich" in Gelsenkirchen lebenden Mitglieder dieser Gruppe von NS-Opfern stehen. Mit der Unterstützung des Zentralarchivs der Zeugen Jehovas in Deutschland konnte der Leidensweg dieser vier Mitglieder der Religionsgemeinschaft dokumentiert werden.
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→ Wilhelm Gorny
→ Peter Heinen
→ Robert Mäusert
→ Friederich Poburski
→ Hans-Heinrich Holland: Standhaft trotz Verfolgung - Zeugen Jehovas in Herten 1933-45
Verfolgung und Ermordung Behinderter Menschen - Euthanasie oder "Aktion T4"
Abb.: Mit den "Grauen Bussen" wurden behinderte Menschen in die Tötungsanstalten deportiert
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Massentötungen unter der euphemistischen Überschrift "Euthanasie" oder "Aktion Gnadentod" vollzogen. Die "Aktion" wurde auch als Vernichtung "lebensunwerten Lebens", NS-Krankenmorde bekannt. In der Nachkriegszeit war für das mittlerweile gebräuchliche Kürzel "Aktion T4" die Berliner Bürozentrale, eine Villa in der Tiergartenstraße 4, namensgebend. Während der NS-Zeit befand sich dort die Zentrale für die Leitung der Ermordung behinderter Menschen im gesamten Deutschen Reich. Durch die tausendfache Ermordung Behinderter, Kranker, Kinder und Alter im Nationalsozialismus aus ökonomisch-materialistischen Erwägungen lässt sich das Wort "Euthanasie" in Deutschland auf absehbare Zeit kaum ohne Verbindung zu dieser Verwendung benutzen. Mehr als 350 Menschen jeden Alters aus Gelsenkirchen wurden im Rahmen der "Aktion T4" von den Nazis als "lebensunwert" klassifiziert und ermordet.
→ Jürgen Sommerfeld aus Gelsenkirchen - als "Lebensunwert" in Aplerbeck ermordet
→ Euthanasie-Opfer aus Gelsenkirchen
→ NS-Krankenmorde - "Aktion T4"
→ Wo bringt Ihr uns hin? Die grauen Busse
→ Euthanasie-Ärzte - Die Kreuzelschreiber
→ Bericht des polnischen Arztes Jan Gallus über die Tötungsanstalt Dziekanka/Tiegenhof
→ NS-Krankenmorde in Polen 1939-1945
→ Dokument: Geheime Reichssache! Betrifft: Technische Abänderungen an den Spezialwagen
→ Dokument "Gnadentod"
Das Schicksal der Erna Kronshage
Eine beindruckende und bewegende Dokumentation von Edward Wieand über das Schicksal seiner Tante Erna Kronshage, die im Alter von 21 Jahren nach einem 17-monatigen Leidensweg durch die "Euthanasie-Aktionen" in der Tötungsanstalt Dziekanka am 20. Februar 1944 von NS-Ärzten ermordet wurde. Von den deutschen Besatzern wurde die Anstalt Dziekanka für die Zeit von 1939-1945 in Tiegenhof umbenannt. Sie liegt in Gniezno/Gnesen bei Poznan/Posen in Polen.
→ Mein Lachen ist Weinen
Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht
Abb.: Katalog zur Ausstellung, im Buchhandel erhältlich.
25.000 von 30.000 Todesurteilen gegen Wehrmachtsdeserteure wurden in weni- ger als sechs Jahren vollstreckt, weniger als 4.000 Fahnenflüchtige überstanden Militärstraflager und Bewährungseinheiten. Während die Richter des Reichskriegsgerichts in der Bundesrepublik beruflich weiterkamen, galten die Wehrmachtsdeserteure bis 2002 als vorbestrafte Kriminelle. Kein Kriegsrichter wurde je von einem bundesdeutschen Gericht verurteilt. Ihre Blutgerichte galten der bundesdeutschen Justiz nicht als nationalsozialistisches Unrecht.
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→ Soldaten und Zivilisten vor Gerichten der Wehrmacht
Verfolgung und Ermordung politischen Regimegegner und Widerständler aus Gelsenkirchen
Abb.: Der Rote Winkel war das NS-Symbol für die politisch Verfolgten in den KZ
Vor dem Krieg waren bereits etwa 20.000 von den Nationalsozialisten als gefährlich eingestufte politische Regimegegner, meist Angehörige der Linksparteien, ermordet worden. Die so genannten politischen Häftlinge bildeten die in der Frühphase der Lager den Hauptteil der Häftlinge und auch später besetzten sie wichtige Schlüsselpositionen, wie z. B. in der Häftlingsverwaltung (Blockälteste, Stubenälteste, Kapos). Zu den politischen Häftlingen zählten u.a. Sozialdemokraten, Kommunisten, Sozialisten, Gewerkschaftsvertreter, Journalisten oder sonstige "politisch aktive" Personen. Auch nahezu alle inhaftierten Geistlichen wurden von den Nationalsozialisten als "Staatsfeinde", somit als politische Häftlinge, eingestuft. Bis Ende 1944 durften sie allerdings, mit wenigen Ausnahmen, keine leitenden Funktionen in der Häftlingshierarchie innehaben. Politische Gefangene wurden von ihren Mithäftlingen besonders respektiert.
→ Verfolgung und Ermordung der politischen Regimegegner und Widerständler
Andreas Jordan, Sept. 2008; Nachtrag Nov. 2020. Gelsenzentrum e.V. Gelsenkirchen
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