GELSENZENTRUM-Startseite

Familie Haeusler

← Die Verfolgung


Familie Haeusler - Lebens- und Leidenswege einer ostjüdischen Familie

Die Brüder Sacher und Markus Häusler kamen aus Polen in das Ruhrgebiet. Schließlich ließen sie sich in Gelsenkirchen nieder und gründeten hier Familien. Beide zum orthodoxeren Teil der Gelsenkirchener Juden gehörenden Familien lebten eher karg von den kleineren Handelstätigkeiten der Väter. Diese so genannten "Ostjuden", von denen 1933 etwa 56.000 in Deutschland und hier besonders im Ruhrgebiet lebten, behielten aufgrund der gesetzlichen Regelungen in Deutschland ihre dann ablaufende polnische Staatsangehörigkeit. Aufgrund der komplizierten Fragen um die Staatsangehörigkeit und die Erlangung von Ausreisegenehmigungen war es gerade dieser Gruppe von Juden oft kaum möglich, aus dem nationalsozialistischen Deutschland zu fliehen.

Aus der Ehe von Sacher Häusler und seiner Frau Serka gingen fünf Kinder (Chaim-Baruch, geboren 1926, Gittel, geboren 1929, Rachel, geboren 1931, Selig, geboren 1933 und Mendel, geboren 1935) hervor. Bis auf den Sohn Chaim, der die Deportation überlebte, wurden alle Mitglieder dieses Familienzweiges ermordet, nachdem alle Versuche, eine Ausreisemöglichkeit zu erlangen oder wenigstens die Kinder ins Ausland zu bringen, gescheitert waren. Die Familie musste in Gelsenkirchen bleiben.

Im Rahmen der eskalierenden antisemitischen Politik der Nationalsozialisten wurde der Familienvater Ende 1939/Anfang 1940 in das KZ Sachsenhausen bei Oranienburg deportiert. Sein weiterer Weg verliert sich in den Lagern der Nationalsozialisten. Letztlich umgekommen ist er im KZ Ravensbrück. Die verbliebenen Familienmitglieder wurden in eines der "Judenhäuser" eingewiesen, wo die mittlerweile völlig entrechtete jüdische Bevölkerung Gelsenkirchens zusammengepfercht wurde.

Nachdem für die übrigen Familienmitglieder keine Möglichkeit zur Flucht mehr bestand, wurden deren Aufenthaltsgenehmigungen nur noch jeweils für kurze Zeit verlängert. Mit dem ersten Deportationszug aus Gelsenkirchen wurden sie mit etwa 350 weiteren Gelsenkirchener Juden in das Ghetto Riga transportiert. Die Gelsenkirchener Polizeibehörde meldere die Mutter und ihre fünf Kinder als "evakuiert" ab. Die beiden jüngsten Kinder, der neunjährige Selig und der siebenjährige Mendel gelten als verschollen im Ghetto Riga, wurden wahrscheinlich sofort bei ihrer Ankunft ermordet. Die Tochter Gittel starb fünfzehnjährig am 26. Dezember 1944 im KZ Stutthof, wo auch ihre Schwester Rachel vierzehnjährig und ihre Mutter Serka am 15. Januar 1945 umkamen.

Zu dem anderen Zweig der Familie gehört Israel Yaoz, der sich in einem Interview des Südwestdeutschen Rundfunks zu seiner Verfolgung äußerte. Sein Vater Markus Häusler heiratete Sima Chana Kreindler. Markus Häusler betrieb in Gelsenkirchen eine Agentur für eine Textilfirma. Auch sein Geschäft wurde nach 1933 boykottiert und musste 1938 im Zusammenhang mit den Judenpogromen der so genannten Reichskristallnacht endgültig schließen. Aus der Familie gingen neben Israel (geboren 1928) vier weitere Kinder (Recha, geboren 1930, Esther, geboren 1932, Meir, geboren 1936, Mali, geboren 1938) hervor. Auch hier wurde der Vater wegen seiner polnischen Herkunft am 9. September 1939 frühzeitig in ein KZ deportiert, wahrscheinlich zusammen mit seinem Bruder. Er starb am 14. Februar 1940 im KZ Sachsenhausen. Den Eltern war es aber 1939 noch gelungen, die beiden ältesten Kinder, Israel und Recha, in die Niederlande zu schicken.

Nachdem die Familie des Bruders am 27. Januar 1942 nach Riga Transportiert worden war, wurde die Familie von Markus Häusler, seine Frau Sima Chana und die drei in Gelsenkirchen verbliebenen Kinder, bei der nächsten Deportation aus Gelsenkirchen nach Warschau verschleppt. Die Mutter und die drei jüngeren Kinder der Familie gelten als verschollen, sind wahrscheinlich Opfer des Warschauer Ghettos geworden. Nach der Besetzung der Niederlande durch das nationalsozialistische Deutschland wurden auch die niederländischen Juden bzw. die in den Niederlanden lebenden Juden in die Vernichtungslager deportiert. Im Sommer 1943 wurden auch die beiden Kinder der Familie Häusler in Vernichrungslager gebracht. Die älteste Tochter der Familie Häusler, Recha, kam schließlich im Vernichtungslager Sobibor um.

Von der Familie überlebte nur der älteste Sohn Israel. Er wurde im Vernichtungsager Bergen-Belsen befreit. Danach kehrte er zurück in die Niederlande. Dort fand er bei einer überlebenden Familie die Möglichkeit, noch die Schule abzuschließen. Israel Yaoz ging 1948 aus den Niederlanden nach Israel, wo gerade in blutigen Kämpfen der Staat Israel gegründet wurde.

In dem Schicksal der Familie Haeusler verdichtet sich das Dilemma, in dem sich ein Großteil der 1938 bis zu 70.000 in Deutschland lebenden Ostjuden befanden, die ohne gültigen Pass weder in ihre Heimat zurückkehren noch weiter emigrieren konnten. Sacher Haeusler, geboren am 4. Juni 1891 in Rozniatow/Polen, kam, wie die meisten Ostjuden, im Zuge der Industrialisierung und der damit verflochtenen Zuwanderung 1908 ins Ruhrgebiet. Er lebte 1908-1910 in Oberhausen und Mülheim an der Ruhr, 1910-1911 in Herne, 1911-1912 in Recklinghausen, 1912-1914 in Gelsenkirchen. In den Jahren von 1914-1918 diente Sacher Haeusler in der österreichischen Armee und gelangte nach Beendigung des Ersten Weltkrieges bis 1920 in russische Kriegsgefangenschaft.

1920 kehrte Sacher nach Polen zurück, um bereits am 22. November 1922 abermals nach Deutschland zu kommen. Nachdem Sacher und seine Frau Serka Debora (geboren am 24. Dezember 1894 in Przewod, Polen) zunächst wieder in Oberhausen gelebt hatten, zogen sie am 14. April 1924 schließlich nach Gelsenkirchen in die Schalker Straße, später in die Bochumer Straße.

Bild: Chaim

Bild: Chaim "Henry" Haeusler

1926 wurde in Gelsenkirchen der erste Sohn Chaim geboren. Die kleine Familie lebte jedoch offensichtlich mehr schlecht als recht im schon damals von ersten Strukturkrisen geschüttelten Gelsenkirchen von kleineren Handelsgeschäften des Vaters. Darüber hinaus wurden Sacher und Serka, beide mit fremdem Pass, regelmäßig von der der Polizeidirektion angegliederten Ausländerkontrolle überprüft. Zwei Monate nach der Geburt ihres Sohnes wurden Sacher und Serka im September 1926 von Nachbarn wegen wilder Ehe bei der Polizei denunziert. Unter Androhung von Haft wurde das Paar per Zustellungsurkunde von der Polizei aufgefordert, ihr unsittliches Zusammenleben aufzugeben; 1927 heirateten Sacher und Serka. Gleichzeitig türmten sich jedoch neue Schwierigkeiten auf Immer wieder gab es Probleme mit der Verlängerung der polnischen Pässe, die umso schlimmer waren, da der Vater in der beginnenden Weltwirtschaftskrise versuchte, die weiter anwachsende Familie (1929 wurde Tochter Gittel, 1931 Tochter Rachel, 1933 Sohn Selig und 1935 Sohn Mendel geboren) als Geschäftsreisender durchzubringen. Doch die Zustände verschlechterten sich weiterhin Bereits seit 1932 bemühte sich das städtische Fürsorgeamt, bei dem auch die Familie Haeusler in der Weltwirtschaftskrise Unterstützung beantragen musste, massiv um deren Abschiebung.

Penibel rechnete das Amt aus, dass bis zum Januar 1933 bereits RM 286,25 an Unterstützungsleistungen angefallen waren, und auch in der folgenden Zeit bat das Fürsorgeamt die Polizei immer wieder um die Abschiebung der Familie, die, wie es hieß, erhebliche Unkosten verursache. Im Mai 1933 untersuchte daraufhin der Stadtarzt die Familie Haeusler auf ihre Transportfähigkeit. Fortan beschäftigten sich verschiedene städtische Behörden, die Polizei und auch das Regierungspräsidium mit dem Fall; dabei erklärte sich die Stadt bereit, die gegebenenfalls anfallenden Transportkosten zu übernehmen. Daneben bemühte sich die Polizei, offensichtlich zum Zwecke einer erleichterten Abschiebung, unbegründete Kontakte des Vaters zu den durch die Nationalsozialisten verfolgten Kommunisten zu konstruieren. Trotz aller Bemühungen scheiterte die Abschiebung schließlich an den diplomatischen Verwicklungen des Dritten Reiches mit Polen.

Während die Familie nun praktisch staatenlos wurde, eskalierte die nationalsozialistische Rassenpolitik weiter, die Entrechtung der jüdischen Bevölkerung verschärfte sich Jahr für Jahr. Aus den Quellen ergibt sich, dass die Familie Haeusler selbst nun verzweifelt versuchte, Deutschland zu verlassen Nach einer gescheiterten Einreise nach Polen, versuchte der Vater seit Mitte der 1930er Jahre mit seiner Familie nach Belgien zu entkommen - ebenfalls ohne Erfolg. Die Familie lebte nun in ständiger Unsicherheit, Aufenthaltsgenehmigungen wurden immer nur kurzfristig erteilt.

Nach den Ausschreitungen der Kristallnacht versuchten die Eltern wenigstens die Kinder zu retten Im Januar 1939 bemühte sich der Vater um eine Ausreisegenehmigung nach England für die beiden älteren Kinder Chaim und Gittel; im Februar desselben Jahres wurden entsprechende Anträge auch für die Kinder Rachel und Selig gestellt. Während auch diese Versuche offenbar scheiterten, erfolgte zum 30. Juni 1939 die Ausweisung der Familie aus dem Reichsgebiet, ohne dass den Haeusler's überhaupt ein Weg, Deutschland zu verlassen, offenstand.

Mit Unterstützung des jüdischen Hilfsvereins bemühte sich die Familie nun, wenigstens in den Freihafen von Shanghai, für den zwar kein Visum benötigt wurde, der allerdings auch nicht die Einreise in einen anderen Staat ermöglichte, zu entkommen. Doch auch diese letzte Chance zur Flucht gelang nicht, die Familie musste in Gelsenkirchen bleiben. Der Vater wurde Ende 1939 Anfang 1940 in das KZ Oranienburg deportiert, sein weiterer Weg verliert sich hier. Letztlich umgekommen ist er im KZ Ravensbrück. Die verbleibenden Familienmitglieder wurden in eines der Judenhäuser eingewiesen, wo die mittlerweile völlig entrechtete jüdische Bevölkerung Gelsenkirchens zusammengepfercht war.

Offensichtlich gelang es der Mutter etwa im Sommer 1941, zumindest ihrem ältesten Sohn Chaim zu einer Flucht ins Ausland zu verhelfen. Nachdem für die Mutter und die übrigen Kinder keine Möglichkeit zur Flucht mehr bestand, wurden sie mit dem ersten Deportationszug am 27. Januar 1942 von Gelsenkirchen aus in das Ghetto Riga deportiert; die Gelsenkirchener Polizeibehörde meldete daraufhin Serka Haeusler und ihre fünf Kinder als evakuiert per 27. Januar 1942 ab. Die beiden jüngsten Kinder, der neunjährige Selig und der siebenjährige Die Tochter Gittel starb fünfzehnjährig am 26. Dezember 1944 im KZ Stutthof, wo auch ihre Schwester Rachel, vierzehnjährig, und ihre Mutter am 15. Januar 1945 ermordet wurden.

Bild: Das Grab von Chaim

Bild: Das Grab von Chaim "Henry" Haeusler

Chaim-Baruch Haeusler überlebte als einziges Familienmitglied den Holocaust. Er entkam im Sommer 1941 ins Ausland und lebte später als Henry Haeusler in den USA. 1956 strengte Chaim-Baruch einen Antrag auf Wiedergutmachung nach seinem Vater Sacher an. Aufgrund der Anerkennung wegen Schadens im beruflichen und wirtschaftlichen Fortkommen, erhielt der Sohn eine Rentennachzahlung sowie eine Kapitalentschädigung. Chaim starb 1984 in Minot, North Dakota, USA.

Vgl. Andrea Niewerth: "Gelsenkirchener Juden im Nationalsozialismus" - Porträt der Familie H. Essen 2001
Vgl. Stefan Goch: "Jüdisches Leben". Essen 2004

Bildquelle: With courtesy of Bernd Haase and the family of Henry Haeusler, USA

Andreas Jordan, August 2008

↑ Seitenanfang

Israel Yaoz 2005 in Berlin

Israel Yaoz aus Ramat-Gan in Israel wurde von der DIG (Deutsch Israelischen Gesellschaft) 2005 nach Berlin eingeladen. Er berichtete am 13. Juni 2005 im jüdischen Café Bleiberg aus seinem reichen Erfahrungsschatz aus 5 Jahrzehnten Begegnungen mit Deutschen als israelischer Reiseführer.

Bild: Israel Yaoz ins Gespräch vertieft mit einer Zuhörerin im Anschluss an seinen Vortrag

Bild: Israel Yaoz ins Gespräch vertieft mit einer Zuhörerin im Anschluss an seinen Vortrag

Seine Lehrerin habe dort kürzlich den in jiddischer Sprache abgefassten Abschiedsbrief ihres Vaters Josef vorgelesen, den dieser im Angesicht seiner drohenden Ermordung durch die Nazis geschrieben habe. In dem Brief seien weder die Nazis noch die Deutschen erwähnt worden. Hass und Groll auf diejenigen, die ihm sein Leben nehmen wollten, seien ihm fremd gewesen, stattdessen habe sich Josef offenbaren Willen des Schöpfers gebeugt und an seine Kinder appelliert, beim rechten Glauben zu bleiben und weder JHWH noch ihn zu vergessen. Israel Yaoz verlas den Abschiedsbrief von Vater Josef an seine Kinder vor der Deportation

Liebe Kinder,

Lesko, 6. September 1942

ich teile euch mit, dass ich mich aufgerafft habe, meine Lage zu beschreiben. Und zwar ist der Ort Isterich gestern ausgesiedelt worden. Heute gehen auch alle Männer, Frauen, Kinder von hier weg wie die Leute von Isterich. Wir gehen nicht weit in ein Dorf neben Linsk. Dort arbeitet Samuel Leib schon die ganze Zeit und man sagt, es werden dort 3.000 arbeitsfähige Männer übrig bleiben und der Rest wird geschmolzen. Aus der ganzen Region Sanik werden circa 15.000 Seelen ausgesiedelt. Nun versteht ihr schon meine Lage und die von allen Juden. Es scheint mir, dass seit der Zeit der Zerstörung von Jerusalem ähnliches nicht passiert ist. Das heißt, liebe Kinder, dass wir feststellen müssen, dass dieser Brief ein Abschiedsbrief ist, und zwar ein Abschied von euch und auch von dieser Welt. Denn solche Leute wie ich haben nichts mehr zu erwarten.

Bild: Israel Yaoz liest den Brief von Vater Josef vor

Bild: Israel Yaoz liest den Brief von Vater Josef im jüdischen Cafe Bleiberg vor

Aber bei uns im Talmud steht: Sogar wenn ein scharfes Schwert auf deinem Hals liegt, darf man auf die göttliche Gnade hoffen. Der Allmächtige, gesegnet sei er, kann noch helfen. Er könnte mir und ganz Israel noch helfen. Jedenfalls könntet ihr Kinder noch zum Allmächtigen beten, wenn der Brief euch noch beizeiten erreicht. Wie wir mit unseren irdischen Augen sehen, ist das alles vom Himmel beschlossen, und wenn es ein göttlicher Beschluss ist, muss jeder Jude es mit Liebe auf sich nehmen und sich bewusst sein, dass es ein Sühneopfer für sich und ganz Israel ist. Wenn dies der Wille des Schöpfers ist, ist es nicht zu vermeiden. Liebe Kinder ihr sollt bloß nicht meinen, dass ich völlig verzweifelt bin, denn solange man die Augen offen hat, gibt es Hoffnung. Allenfalls könnte der Schöpfer der Welt noch Rettung bringen.

Ihr Kinder, wenn der Allmächtige, gesegnet sei er, euch retten wird und ihr mit seinem Willen überleben werdet, solltet ihr nicht vergessen, dass ihr einen Vater gehabt habt auf dieser Welt. Du, Mosche, sollst einen Zettel in meinem Namen zu einem Zadik bringen, der von dem chassidischen Riesener Hof abstammt. Und wenn Schlomo am Leben bleiben und gesund sein wird, sage ihm ähnliches, dann wird er schon wissen, was zu tun sein wird. Ich schreibe dir auch die Adresse von unserem Israel: A. Weis, Tel Aviv, Ben Jehudstr. 161, Palästina. Wenn Du es mit Gottes Hilfe überleben wirst, sollt ihr auch sofort mit ihm Kontakt aufnehmen. Schreibt ihm, er soll zu meinem Gedächtnis ein Gebet beten an den heiligen Stätten. Wenn der große Lehrer von Leipzig noch da ist, sollt ihr zu meinem Gedächtnis einen Brief an ihn schicken.

Ihr Kinder sollt beim rechten Glauben bleiben und vertrauen, dass der Allmächtige helfen wird und dass ihr noch Gutes erwarten dürft. Ich hoffe bei Gott, dass ihr jungen Kinder das Gute sehen werdet. Ich bitte euch, mich nicht zu vergessen und auch unseren Schöpfer nicht, und dass ihr bis zum letzen Moment bei Eurem jüdischen Glauben bleiben werdet.

Liebe Feitsche, ich verstehe jetzt Deine unglückliche Lage, aber was kann ich dafür, dass Du in so einer sündigen Generation geboren wurdest. Du hast noch nicht angefangen zu leben von dem Moment als Du geboren wurdest bis zum heutigen Tag. Aber wenn der Ewige helfen wird und Du überleben wirst, wirst Du die schöne Seite des Lebens noch erfahren. Nur möge der Herr Dich hüten vor jedem Stolperstein. Bete zum Herrn und erwähne, dass Du noch nicht gesündigt hast, und er möge Dir helfen.

Jetzt, liebe Kinder, habe ich nicht mehr viel Zeit zum Schreiben. Bleibt gesund und stark und vergesst den Allmächtigen nicht bis zur letzten Minute und auch mich nicht. Aber wenn der Herr uns helfen wird und wir uns per Zufall sehen werden .... denn bei Gott ist alles Licht. Ihr sollt euch auch nicht das Leben nehmen, denn es ist ein Geschenk vom Himmel. Ich bete nur ihr Kinder, dass er euch helfen wird und dass ihr nicht zum Straucheln kommt. Wenn ihr am Leben bleibt, sollt ihr schreiben zu Samuel Leib in der Stadt ... in der Region Zanik. Ich nehme an, dass er dort weiter arbeiten wird.

Bleibt gesund und stark. Ich grüße euch mit vielen Küssen. Dieser Brief soll euch einst erinnern, dass ihr mal einen Vater gehabt habt auf dieser Welt. Ich wünsche euch Kinder zum kommenden Jahr eine gute Einschreibung und Versiegelung (im himmlischen Buch).

Ein gutes und gesegnetes Jahr von Eurem Papa Josef

Übersetzung aus dem Jiddischen: Israel Yaoz, Ramt Gan, Israel 2005

Andreas Jordan, April 2009

↑ Seitenanfang