65. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ Buchenwald
An diesem 11. April 1945 konnten sich die Gefangenen des KZ Buchenwald angesichts der vorrückenden US-Truppen selbst befreien, das Lagertor wurde nach langen Jahren des nationalsozialistischen Terrors von innen durch die Häftlinge geöffnet. Gestern trafen sich in der Gedenstätte Buchenwald auf dem Ettersberg bei Weimar überlebende ehemalige Häftlinge zusammen mit Veteranen der US-Army und zahlreichen Gästen, um den 65. Jahrestag der Selbstbefreiung zu begehen und der mehr als 56.000 Menschen zu gedenken, die im KZ Buchenwald von den Nazis ermordet worden sind. Bei der Eröffnung der Gedenkfeierlichkeiten auf dem ehemaligen Appellplatz des KZ Buchenwald forderte der französische Überlebende und Präsident des Internationalen Komitees Buchenwald-Dora, Bertrand Herz, die nachfolgenden Generationen auf, das Erinnern an die NS-Verbrechen zu bewahren.
Erinnerung bewahren heißt auch, sich an die Menschen jüdischer Herkunft aus Gelsenkirchen zu erinnern, die von den Nazis im KZ Buchenwald ermordet worden sind, sich zu erinnern, dass es in Gelsenkirchen-Horst 1944 ein Außenlager des KZ Buchenwald gab. Seit Sommer 1944 richtete die SS in der Nähe von Rüstungsbetrieben, zu denen auch das Hydrierwerk in Horst gehörte, Außenlager für weibliche KZ-Häftlinge ein. In dem Außenlager auf dem Betriebsgelände der Gelsenberg Benzin AG in Horst waren 2.000 ungarische Jüdinnen eingepfercht, die zur Trümmerbeseitigung nach Bombenangriffen auf das Hydrierwerk eingesetzt wurden. Bei Bombenangriffen im September 1944 kamen mehr als 150 von den ungarischen Mädchen und Frauen ums Leben, weil ihnen als Jüdinnen der Zutritt zu Bunkern und Splittergräben verwehrt worden ist.
Andreas Jordan, 11. April 2010
Einen Menschen in Erinnerung rufen
Abb.: Erinnerungstafel im Vorraum des Krematoriums von Buchenwald. Foto: Jürgen Wenke, 2012
Schülerinnen und Schüler aus Gelsenkirchen haben die Namen der in Buchenwald verstorbenen jüdischen Opfer ihrer Heimatstadt recherchiert. Am 10. Juni 2008 haben sie zum Abschluss ihres Projekts in der Gedenkstätte Buchenwald eine Gedenktafel im Krematoriumsgebäude ange- bracht. Das Projekt zeigt exemplarisch, wie die Erinnerung an Opfer der NS-Diktatur von Jugend- lichen weitergetragen und gelebt werden kann.
Zwei Jahre lang haben sich Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule Ückendorf mit jüdi- schem Leben während der NS-Diktatur in ihrer Heimatstadt auseinandergesetzt. In Verbindung mit dem Institut für Stadtgeschichte haben sie sich auf Spurensuche begeben, um die Namen der im KZ Buchenwald verstorbener Gelsenkirchener Juden zu recherchieren.
Der Abschluss ihres Projekts bildete ein ganztägiges pädagogisches Programm in der Gedenkstätte Buchenwald am 10. Juni 2008. 24 Schülerinnen und Schüler beschäftigten sich an diesem Tag intensiv mit der Geschichte des Lagers und vertieften ihr Wissen in Kleingruppen mit thematischen Schwerpunkten. Gemeinsam haben sie eine Gedenktafel im Krematorium Buchenwald angebracht – und an Menschen aus ihrer Heimat erinnern, die in diesem Lager ermordet wurden.
Das KZ Buchenwald - Inhaltsverzeichnis
→ KZ Buchenwald
→ Aufbau des Lagers
→ SS-Bereich
→ Produktionsbereich
→ Außenlager
→ Geschichte des KZ Buchenwald - 1938 bis 1941
→ Geschichte des KZ Buchenwald - 1942 bis 1945
→ Widerstand im KZ Buchenwald
→ Befreiung des KZ Buchenwald 1945
→ Der Schwur von Buchenwald
→ Lagerzeitung "Buchenwalder Nachrichten"
→ Nachkriegsprozesse
→ Gedenkstätten, Mahnmale und Ausstellungen
→ Glockenturm und Mahnmal
→ Denkmale und Erinnerungsstätten
→ Buchenwaldlied
→ Häftlinge
→ Lagerkommandanten
→ Todeszahlen
→ Ernst Wiechert, ehem. Buchenwald-Häftling: Der Totenwald
Das KZ Buchenwald
Wegen ihrer Homosexualität inhaftierte Männer im KZ Buchenwald
Das Konzentrationslager Buchenwald war eines der größten Konzentrationslager auf deutschem Boden. Es wurde zwischen Juli 1937 und April 1945 auf dem Ettersberg bei Weimar als Arbeitslager betrieben. Insgesamt waren in diesem Zeitraum etwa 250.000 Menschen aus allen Ländern Europas im Konzentrationslager Buchenwald inhaftiert. Die Zahl der Todesopfer wird auf etwa 56.000 geschätzt, darunter 11.000 Juden. Nach der Befreiung 1945 durch die 3. US-Army wurde das Gelände als Speziallager Nr. 2 von der sowjetischen Besatzungsmacht genutzt. Es existierte bis 1950 und forderte noch einmal 7.000 Todesopfer. Auf dem Gelände des ehemaligen Lagers ließ die Regierung der DDR 1958 die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eröffnen. Heute finden sich in der 1991 neugestalteten Gedenkstätte Buchenwald viele Ausstellungen zur Geschichte des Konzentrationslagers.
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Im Juli 1937 begannen Häftlinge aus den Konzentrationslagern Sachsenhausen, Sachsenburg und Lichtenburg mit der Errichtung des Konzentrationslagers Buchenwald. Bei der Namensgebung hatten die Verantwortlichen der Konzentrationslager um Inspekteur Theodor Eicke ein Problem, da es sich in unmittelbarer Nähe zu Schloss und Park Ettersburg auf dem Ettersberg befand. Das Schloss ist stark mit Goethe und damit der Weimarer Klassik verbunden. Goethe wurde von den Nationalsozialisten politisch als die Verkörperung des "Deutschen Geistes" instrumentalisiert. Daher war die Benennung "Konzentrationslager Ettersberg" von vornherein unmöglich, zumal Einspruch gegen diese Namensgebung durch die Nationalsozialistische Kulturgesellschaft in Weimar erhoben wurde. Eine Benennung nach dem benachbarten Hottelstedt schied deshalb aus, weil sich dann die SS-Lagermannschaft, obwohl im Umkreis von Weimar liegend, mit einer geringeren Besoldung als ortsüblich hätte zufrieden geben müssen. Der Vorschlag Eickes "K.L. Hochwald, Post Weimar", wurde auf Veranlassung Heinrich Himmlers in "K.L. Buchenwald, Post Weimar" abgeändert. Somit war einerseits der Name offiziell nicht mit dem Ort verbunden, andererseits bekam die Mannschaft ihr Gehalt nach der Ortslage von Weimar. Zum ersten Lagerkommandant wurde Karl Koch ernannt. Bis zum Jahresende war das Lager mit 2561 Gefangenen belegt. Schon 1937 forderte das Lager 48 Menschenleben.
Zunächst war das Lager für politische Gegner des Naziregimes, vorbestrafte Kriminelle und so genannte Asoziale sowie Juden, Zeugen Jehovas und Homosexuelle bestimmt. Mit Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden zunehmend Menschen aus anderen Ländern interniert. Bei der Befreiung im April 1945 waren 95 Prozent der Häftlinge keine Deutschen. Vor allem nach 1943 wurden im KZ Buchenwald und in seinen insgesamt 136 Außenkommandos KZ-Häftlinge rücksichtslos für die Rüstungsindustrie ausgebeutet. Daher war Buchenwald kein Vernichtungslager mit industrieller Vernichtung und Verwertung wie die großen Konzentrationslager in Polen. Dennoch wurden viele Gefangene von der SS ermordet oder starben an den unmenschlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Manche Häftlingsgruppen wurden gar zur sofortigen Ermordung in der Genickschussanlage ausselektiert, wie etwa sowjetische Kriegsgefangene.
Anfang 1945 wurde das Lager zur Endstation für Evakuierungstransporte aus Auschwitz und Groß-Rosen. Kurz vor der Befreiung versuchte die SS, das Lager zu räumen und schickte 28.000 Häftlinge auf Todesmärsche. Etwa 21.000 Häftlinge, darunter über 900 Kinder und Jugendliche, blieben im Lager. Am 11. April 1945 erreichten Einheiten der 3. US-Armee den Ettersberg. Die SS floh, Häftlinge der geheimen Widerstandsorganisation öffneten das Lager von innen.
Nach der Befreiung mussten sich 1947 im Dachauer Buchenwaldprozess 31 Personen für die Verbrechen in Buchenwald vor einem US-Militärtribunal verantworten, darunter auch die Witwe des ehemaligen Kommandanten, Ilse Koch. Es wurden 22 Todesurteile ausgesprochen sowie fünf lebenslängliche und vier begrenzte Freiheitsstrafen. Von den Todesurteilen wurden bis 1951 neun vollstreckt. Der ehemalige Lagerkommandant Hermann Pister starb in der Haft. Ilse Koch blieb dort bis zu ihrem Selbstmord 1967. Alle übrigen Verurteilten wurden bis Mitte der 1950er Jahre amnestiert.
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Aufbau des Lagers
Torgebäude des KZ Buchenwald mit dem Haupttor
Das Konzentrationslager Buchenwald war in drei voneinander abgesonderte Bereiche unterteilt und unterhielt bis Kriegsende außerdem über mehr als hundert ständige Arbeitskommandos und Nebenlager in Mittel- und Westdeutschland.
Das Schutzhaftlager wurde terrassenförmig in nördlicher Hanglage des Ettersberges errichtet, um eine bessere Überwachung zu ermöglichen. Vom Haupttor aus gab es einen vollständigen Überblick über das ganze Lager. Es war von einem 3 km langen und 3 m hohen Stacheldrahtzaun, einem Elektrozaun und von 23 mit Maschinengewehren ausgerüsteten dreistöckigen Wachtürmen umgeben. Die Häftlinge waren in 34 Holzbaracken und 16 zweistöckigen Steinbaracken untergebracht. Das Häftlingslager erstreckte sich zuletzt über eine Fläche von 40 Hektar. Zum Schutzhaftlager gehörten neben einem etwa 15.000 m² großen Appellplatz mehrere Gebäude und Lager. Das Torgebäude mit Arrestzellen, "Bunker" genannt war eine Mord- und Folterstätte des Lagers. Der Kommandant ließ hier Häftlinge arrestieren, um sie zu bestrafen oder Informationen und Geständnisse zu erpressen. Es wurde die KZ-Lagerordnung angewandt. Das Lagertor trägt die Inschrift "Jedem das Seine", welche vom Appellplatz aus zu lesen ist. Buchenwald war das einzige Konzentrationslager, das diese Inschrift trug.
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Das 1940 fertiggestellte Krematorium hatte, neben dem Verbrennungsraum im Keller, einen Sezierraum und eine Pathologie zum Herausbrechen von Goldzähnen. Die ersten Verbrennungsöfen lieferte die Erfurter Firma "Topf & Söhne" bereits im Dezember 1939. Bis zum Frühjahr 1941 wurden weitere Öfen von der Firma angeliefert und eingebaut. An im Keller des Krematoriums befindlichen Wandhaken wurden viele Häftlinge hingerichtet.
Das "Judenlager" war ein abgetrenntes Lager innerhalb des Schutzhaftlagers. Es wurde nach der Masseneinlieferung im Zuge der Pogrome der "Reichskristallnacht" errichtet. Die Lebensbedingungen waren hier besonders schlecht. Ein weiteres "kleines Lager" wurde 1938 errichtet, um bei Überbelegung des Lagers genutzt zu werden. Es bestand aus fensterlosen Wehrmachtspferdeställen. Es wurde vor allem für die Unterbringung arbeitsunfähiger Häftlinge und als Quarantänelager verwendet. Ab 1943 war es ständig belegt. Die Lebensbedingungen waren katastrophal, die Sterblichkeit hoch. Die ehemaligen Pferdeställe wurden für 50 Pferde gebaut und nun mit bis zu 1.960 Häftlingen belegt.
Im Häftlingskrankenbau wurden Häftlinge von Häftlingen behandelt. Ausgebildeten Ärzten allerdings war das Praktizieren verboten. Der Krankenbau war der zentrale Ort des Mordes mit Giftspritzen durch SS-Ärzte. Er war aber auch Ort des internen Lagerwiderstandes, zu dem auch die Arbeitsstatistik gehörte. Diese war Teil der Lagerverwaltung und wurde von den Häftlingen besorgt. Hier war es für den Widerstand möglich, die Listen für Arbeitseinsätze und Transporte in die Vernichtungslager abzuändern.
In der Kinobaracke konnten 1941 bis 1943 Häftlinge gegen Zahlung abgelaufene UfA-Filme sehen sowie kleinere, von der SS genehmigte Sport- oder Kulturveranstaltungen abhalten. Die SS nutzte dieses Gebäude allerdings auch zur Bestrafung und Folterung von Gefangenen. Ab 1943 gab es innerhalb des Schutzhaftlagers zudem ein Lagerbordell für Häftlinge als "Antriebsmittel für höhere Leistungen". Zu diesem Zweck wurden im Juli 1943 16 weibliche Häftlinge aus dem KZ Ravensbrück nach Buchenwald verbracht und zur Prostitution gezwungen. Darüber hinaus befanden sich auf dem Gelände Magazinbaracken, eine Küche, ein Kartoffelkeller, eine Wäscherei, eine Effekten-, eine Bekleidungs- und eine Gerätekammer, eine Gärtnerei, eine Häftlingskantine und eine Bücherei.
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SS-Bereich
Der SS-Bereich befand sich südlich des Schutzhaftlagers und bestand aus mehreren Unterbereichen. In der Nähe des Tores zum Schutzhaftlager befand sich die Lagerverwaltung. Dort war die Lagerkommandantur mit dem Büro des Kommandanten, der Adjutantur, der Gestapo sowie Einrichtungen des Truppenstabes und der politischen Abteilung untergebracht.
Südlich davon folgte eine SS-Kaserne mit 16 Gebäuden. Diese waren im Halbrund angeordnete "Hundertschaftsgebäude" der SS-Totenkopfstandarte "Thüringen" mit Kasinos, Waffenkammern, einem Truppenlazarett, Schieß- und Exerzierplätzen, Großgaragen und zwei Tankstellen. Es waren Kapazitäten für mehr als ein Regiment vorhanden. Dies war einer der großen Stützpunkte und Ausbildungsstätten der Waffen-SS.
In der Mitte des SS-Bereiches war das Sonderlager "Fichtenhain" installiert. Außerhalb des eigentlichen eingezäunten Lagers entstand 1942/43 eine Gruppe von Isolierbaracken für prominente Insassen. Inhaftiert waren hier unter anderem Rudolf Breitscheid, Mafalda von Savoyen und Fritz Thyssen. Nach dem Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurden hier auch beteiligte Offiziere und Politiker sowie deren Familien eingesperrt. Ein anderer Ort für die Arrestierung von prominenten Häftlingen war das SS-Falknerhaus. Hier waren der frühere Ministerpräsident der französischen Volksfrontregierung Léon Blum sowie andere Regierungsmitglieder untergebracht, darunter Édouard Daladier und Paul Reynaud.
Auf Befehl des Lagerkommandanten Koch wurde 1940 zuerst eine Reithalle nordwestlich der Kaserne erbaut. Dort hatten Koch und seine Frau Ilse das alleinige Nutzungsrecht. Gegenüber der Reithalle entstand ein 55 m langer Pferdestall. Auf Kommissarbefehl des Wehrmacht-Oberkommandos wurde er nach dem Eintreffen der ersten sowjetischen Gefangenen 1941 umgebaut und mit einer Genickschussanlage versehen. Unter dem Vorwand einer medizinischen Untersuchung wurden hier zwischen 1941 und 1945 zahlreiche Häftlinge und über 8.000 der insgesamt 8.483 ermordeten sowjetischen Kriegsgefangenen durch das berüchtigte "Kommando 99" hingerichtet.
Zur Unterhaltung der SS und deren Familien wurde unweit des Zaunes des Schutzhaftlager der SS-Zoo errichtet. 1940 wurden innerhalb des SS-Lagers ein Falkenhof und ein Wildgehege eröffnet, die auch der Bevölkerung offen standen. Im Jahr 1944 richtete die SS ein Bordell für "fremdvölkische" Wachmänner ein. Den im KZ Buchenwald zum Wachdienst eingesetzten ukrainischen SS-Männern war der Umgang mit deutschen Frauen verboten. Die SS selektierte für dieses Bordell polnische Frauen aus dem KZ Ravensbrück und zwang sie zur Prostitution.
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Produktionsbereich
Westlich der SS-Kaserne war ein Steinbruch angelegt. Die Arbeit dort galt als die härteste und wurde meist von Strafkompanien ausgeführt. Häufig wurden hier Häftlinge von der SS "auf der Flucht erschossen". Der Rüstungsbetrieb Gustloff-Werk II des Weimarer "Fritz-Sauckel-Werks" wurde 1943 eröffnet und war Arbeitsstätte für etwa 4.500 Häftlinge. Sie wurden von der SS-Lagerleitung an den Betrieb vermietet. Nach dem alliierten Bombenangriff am 24. August 1944 wurde der Betrieb fast völlig zerstört.
Die Deutschen Ausrüstungswerke (DAW) waren eine 1940 gegründete, innerhalb des Schutzhaftlagers befindliche Produktionsstätte für bis 1.400 Häftlinge. Hier wurde für den Kriegsbedarf der Waffen-SS produziert und, bevor der "Pferdestall" zu diesen Zwecken umgebaut worden war, eine Vielzahl sowjetischer Kriegsgefangener exekutiert.
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Außenlager
Bis zum Kriegsende unterhielt das KZ Buchenwald bis zu 136 Außenlager und Außenkommandos. Diese wurden hauptsächlich zur Rüstungsproduktion und anderen Fabrikationen genutzt. Sie gelten daher mehr als Arbeits- denn als Vernichtungslager. Auch in den Außenlagern wurden Menschen hingerichtet oder starben an den vorherrschenden Bedingungen. Einige Außenlager wurden im Verlauf des Krieges zu Konzentrationslagern umfunktioniert, beispielsweise das KZ Dora-Mittelbau bei Nordhausen.
Eines dieser so genannten "Außenlager" befand sich in Gelsenkirchen-Horst. In dem KZ auf dem Gelände der ehemaligen Gelsenberg Benzin-AG waren 1944 mehr als 2000 ungarische Jüdinnen "untergebracht"
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Geschichte des KZ Buchenwald - 1938 bis 1941
KZ Buchenwald - Zellenbau
Nach der Errichtung des Lagers 1937 wurde ab Februar 1938 der so genannte "Bunker" (Zellenbau des Torgebäudes) belegt. Er war die Folter- und Mordstätte des Lagers unter SS-Aufseher Martin Sommer. Im April erfolgte eine Massenverhaftung und Einweisung sogenannter "Arbeitsscheuer". Die erste öffentliche Hinrichtung eines Häftlings durch den Strang fand im Juni 1938 statt. Ebenfalls im Juni 1938 wurde für die Angehörigen der SS der Zoo eingerichtet. Häftlinge berichteten später von sadistischen Veranstaltungen zur Belustigung der SS: Die Bären im Zoo wurden tagelang nicht gefüttert, Häftlinge wurden fast bis zum Tode ausgehungert, dann sperrte man die Häftlinge und die Bären zusammen in das Gehege und warf Lebensmittel hinein. Im Sommer 1938 begann auch der Ausbau der Zufahrtsstraße zum Konzentrationslager. Die schmale Waldchaussee wurde zu einer acht Meter breiten Betonstraße ausgebaut. 200 Häftlinge waren direkt an dem Straßenbau tätig. Weitere hunderte Häftlinge schlugen und transportierten in und aus den umliegenden Steinbrüchen des Lagers das Baumaterial. Der Ausbau endete im November 1939. Die Straße bekam den Namen "Blutstraße".
Ab September 1938 kamen zahlreiche Häftlinge aus dem Gebiet Österreichs in das Konzentrationslager. Österreich war im März an das Reich angeschlossen worden. Nach den Pogromen der "Reichskristallnacht", im November 1938, wurden 9.845 Juden inhaftiert, um deren Ausreise zu erpressen. Bis Jahresende zählte das Lager 11.028 Häftlinge. Es starben bereits 771 Menschen. Im Februar 1939 brach wegen schlechtester hygienischer Bedingungen im Lager Typhus aus. Das Lager wurde daraufhin unter Quarantäne gestellt. Im April nahm das Sonderstandesamt "Weimar II" im Lager seine Arbeit auf. Es hatte fast ausschließlich die Aufgabe der Registrierung der Toten. Am 50. Geburtstag Adolf Hitlers wurden, als großzügige Geste des Führers angelegt, 2300 Häftlinge aus dem KZ entlassen. Im September 1939 wurden dann die Lebensmittelrationen für Juden drastisch herabgesetzt und ein "Sonderlager" auf dem Appellplatz errichtet.
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Nach Kriegsbeginn wurden im Oktober 1939 8.500 Männer aus der Tschechoslowakei, Polen und Österreich ins Lager eingewiesen. Im November musste das Lager erneut unter Quarantäne gestellt werden, da die Ruhr ausgebrochen war. Am Ende des Jahres waren 11.807 Menschen inhaftiert und weitere 1.235 Häftlinge gestorben. Zu Beginn des Jahres 1940 wurde das Krematorium errichtet, da das städtische Krematorium die große Anzahl an Toten nicht bewältigen konnte. Im Februar wurde das "Sonderlager" auf dem Appellplatz aufgelöst, fast die Hälfte der Insassen war gestorben. Zum Jahresende war das Lager mit 7.440 Gefangenen belegt. 1.772 Tote wurden in diesem Jahr registriert.
Nach dem Überfall auf die Sowjetunion 1941 wurden tausende sowjetische Kriegsgefangene eingewiesen und in den folgenden Jahren durch Genickschuss gezielt getötet. Schätzungsweise 8.000 Insassen fielen dem zum Opfer. Am Jahresende 1941 zählte das Lager 9.814 Häftlinge. 7.911 Menschen starben 1941 im Konzentrationslager. Der Lagerkommandant Koch wurde wegen Korruptionsvorwürfen nach Lublin versetzt. Sein Nachfolger wurde im Januar 1942 Hermann Pister.
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Geschichte des KZ Buchenwald - 1942 bis 1945
Unter dem neuen Lagerkommandanten Pister wurden die ersten medizinischen Versuche an Menschen durchgeführt. An den Folgen starben die meisten Häftlinge qualvoll. Beispielsweise wurden sie mit Fleckfieber infiziert, um Impfstoffe zu testen (Salzwasserversuche). Das gleiche geschah mit TBC-Erregern. Da die Häftlinge auf engstem Raum zusammenlebten, breiteten sich Krankheiten rasend schnell aus und es kam zu Epidemien, die jedoch nicht behandelt wurden. Die meisten Versuche wurden in den Blöcken 46 und 8 durchgeführt.
Experimente an Menschen - Fa. Madaus
Auch wurden Häftlingen Brandbombenverletzungen zugefügt, 1943 testete ein Arzt im Konzentrationslager Buchenwald an fünf Häftlingen, denen mit einem Phosphor-Kautschuk-Gemisch Brandwunden beigebracht worden waren, die Wirksamkeit des Arzneimittels Echinacin (Sonnenhut) – angeregt durch erfolreiche Experimente mit Sonnenhutextrakten an Tieren in Laboratorien der Firma Dr. Madaus & Co. in Radebeul bei Dresden. Noch im Jahr 2001 versuchte die Firma Madaus, die Veröffentlichung eines Artikels von Andrea Kamphuis "Sonenhut in Buchenwald" mit juristischen Mitteln zu verhindern. Madaus war auch in Sterilisationsxperimente an Menschen involviert. Für die von Himmler Anfangs favorisierte "medikamentöse Sterilisation" kam ein von der Firma Madaus getestetes Präparat in Frage, das oral eingenommen oder als Injektion verabreicht, bei männlichen und weiblichen Tieren nach einer gewissen Zeit eine dauernde Sterilität erzeugen sollte.
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Im Februar 1942 entstand in den Weimarer Gustloff-Werken das erste Außenkommando des Konzentrationslagers Buchenwald. Im Juli wurde außerdem mit dem Bau einer Gewehrfabrik der "Wilhelm-Gustloff-Werke" neben dem Lager begonnen. Außerdem entstanden 1942 ein Desinfektionsgebäude und das "kleine Lager", das als Quarantänelager genutzt wurde. Ende des Jahres 1942 war Buchenwald mit 9.517 Häftlingen belegt. 2.898 Tote wurden in diesem Jahr vermerkt.
Im März 1943 wurde das "Gustloff-Werk II" fertig gestellt. Außerdem begann man mit dem Bau einer Bahnstrecke nach Weimar. Die zehn Kilometer lange "Buchenwaldbahn" wurde in knapp drei Monaten von den Häftlingen ohne schweres Gerät provisorisch fertig gestellt. Die Strecke diente erst der Versorgung der Rüstungsbetriebe. Ungefähr seit Jahresbeginn 1944 vollzog sich über diese Schienen auch der Häftlingsan- und abtransport. Vor der Fertigstellung mussten die Häftlinge über die so genannte "Blutstraße" in und aus dem Lager marschieren.
Im August 1943 entstand bei Nordhausen das Außenlager "Dora" für die Raketenproduktion. Dort starben in den ersten 6 Monaten 2900 Häftlinge. Zum Jahresende war Buchenwald durch Masseneinweisungen aus den von der Wehrmacht besetzten Gebieten mit 37.319 Häftlingen völlig überbelegt. 3.516 Tote wurden in diesem Jahr registriert.
Im März 1944 erhöhte sich die Anzahl der Außenlager auf 22. 81 % der Häftlinge des Hauptlagers waren unterernährt. Jeder Zehnte litt an Tuberkulose. Am 24. August 1944 griffen Bomber der Alliierten die Rüstungsbetriebe beim Stammlager an und zerstörten diese zu großen Teilen. Auch Häftlinge wurden verletzt und getötet. Ende des Jahres 1944 war das Lager samt seinen Außenlagern mit 87.000 Häftlingen belegt. Diese Zahl wurde hauptsächlich durch die "Evakuierung" der inzwischen frontnahen Konzentrationslager im Osten erreicht. Auf Todesmärschen kamen tausende Häftlinge nach Buchenwald. In diesem Jahr starben offiziell 8.644 Häftlinge. Im Januar 1945 trafen weitere "Evakuierungsmärsche", vor allem aus den Vernichtungslagern in Polen, ein. Im Februar war Buchenwald das größte noch bestehende KZ. Es waren in Haupt- und Außenlagern 112.000 Häftlinge interniert.
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Widerstand im KZ Buchenwald
In den Konzentrationslagern übertrug die SS die interne Organisation so genannten Funktionshäftlingen. Nach der Errichtung des Lagers wurden diese Aufgaben zunächst "kriminellen Häftlingen" zugewiesen. Bereits ab 1939 gelang es den "politischen Häftlingen" schrittweise, die von der SS bis dahin bevorzugten "Kriminellen" aus diesen Funktionen zu verdrängen. Bis zur Befreiung übernahmen politische Häftlinge wichtige Posten unter den Funktionshäftlingen. Sie konnten innerhalb der engen Grenzen des Lageralltags manches für einzelne Mithäftlinge bewirken. In der zentralen Arbeitsstatistik wurde von der SS der Arbeitseinsatz der Häftlinge geplant. Dort erstellten dann Häftlinge in deren Auftrag Listen, welche Häftlinge in welches Außenlager kommen sollten. So konnten dort zum Beispiel gezielt zuverlässige Widerständler in das berüchtigtste Außenlager Dora-Mittelbau eingeschleust werden. Schließlich schafften es Häftlinge, dort eine Widerstandsorganisation aufzubauen, die gezielte Sabotage an den V2-Raketen verübte. Etwa 19 Prozent der fertiggestellten Raketen hatten diesbezüglich Mängel.
Im Häftlingskrankenbau konnten Häftlinge u.a. kurzfristig vor der SS versteckt werden. Das Internationale Lagerkomitee Buchenwald war ein konspiratives Organ von Häftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald. Unter ihrer Leitung wurde auch eine Internationale Militärorganisation (IMO) gebildet. Im Konzentrationslager Buchenwald bauten Antifaschisten eine parteiübergreifende Einheitsfront auf. 1944 gelang es ein illegales deutsches Volksfrontkomitee zu schaffen. Die illegale KPD im KZ zählte bei der Befreiung 1945 629 Mitglieder in 22 Bezirksverbänden. Hinzu kamen 111 Kandidaten und 59 Häftlinge, bei denen die Mitgliedschaft wegen Nichterfüllung der Parteipflichten nicht anerkannt wurde.
Nach der Befreiung des KZ am 11. April 1945 wurden von verschiedenen Gefangenengruppen Resolutionen und Erklärungen erarbeitet, so zum Beispiel der "Schwur von Buchenwald" des Internationalen Lagerkomitees in vielen Sprachen. Zur Trauerkundgebung des Internationalen Lagerkomitees legten 21.000 Überlebende für die Toten von Buchenwald am 19. April 1945 den Schwur von Buchenwald ab.
Befreiung des KZ Buchenwald 1945
Vor der Befreiung am 11. April 1945 wurde das KZ Buchenwald Stück für Stück unkontrollierbar. Die interne Widerstandsbewegung, die sich organisiert hatte, versuchte, die SS in die Irre zu führen und Chaos zu stiften. Sie versteckte verfolgte Häftlinge, Befehlen widersetzte man sich offen. Sie rief die Häftlinge zur Geschlossenheit auf. Bereits im August 1944 war es dem illegalen Lagerkomitee gelungen, anlässlich eines Bombenangriffes auf das KZ an Waffen aus einem der SS-Lager zu kommen. Diese wurden in den Blocks versteckt, vergraben oder eingemauert.
Als sich Anfang April 1945 die 3. US-Army dem Lager näherte, versuchte die SS auf Weisung Himmlers, das Lager zu "evakuieren". Etwa 47.500 Menschen waren am 6. April 1945 im Konzentrationslager inhaftiert, 22.900 davon im Hauptlager, 18.000 in den Pferdeställen des Kleinen Lagers. 6.600 Juden waren schon am 5. April auf dem Gelände der Deutschen Ausrüstungswerke zusammengetrieben worden. Vom 7. bis 10. April 1945 verließen auf etwa 60 Routen 28.000 Menschen des Stammlagers und mindestens 10.000 Häftlinge der Außenlager das Konzentrationslager Buchenwald in Richtung der KZ Dachau, KZ Flossenbürg und Theresienstadt. Auf diesen Todesmärschen starben zwischen 12.000 und 15.000 Menschen.
Die Widerstandsgruppe bemühte sich, die Evakuierung zu verzögern, um möglichst vielen Häftlingen die Befreiung durch die Amerikaner zu ermöglichen. Man verfügte zwar über die von der SS entwendeten Waffen, an deren Einsatz war jedoch erst beim Herannahen der Amerikaner zu denken, da sie nichts gegen die Übermacht der Wachmannschaften hätten ausrichten können. Die illegale Lagerleitung setzte am 8. April 1945 über einen heimlich installierten Sender einen Hilferuf an die herannahenden amerikanischen Truppen ab. Die Amerikaner rieten zur Ruhe bis zur Befreiung. Am 11. April 1945 kam es zu Frontkämpfen in unmittelbarer Nähe des Lagers.
Gegen 11 Uhr begann die Ausgabe der Waffen an ausgewählte Widerständler, die sich auf eine bewaffnete Auseinandersetzung einrichteten. Um 12 Uhr begannen die noch verbliebenen Wachmannschaften, den Lagerbereich zu verlassen und Stellung im SS-Bereich oder im umgebenden Wald zu beziehen. Um etwa 14.30 Uhr erreichte eine Vortruppe der 6. Panzerdivision der 3. US-Armee den SS-Bereich des Konzentrationslagers. Die Häftlinge begannen daraufhin den Kampf am Torgebäude und den benachbarten Wachtürmen, wobei es ihnen gelang, einige nicht geflüchtete Angehörige des SS-Wachpersonals zu entwaffnen und das Lagertor zu öffnen. Um 16 Uhr waren das Lager und mit ihm etwa 21.000 Häftlinge befreit. Ein amerikanischer Lagerkommandant wurde am 13. April berufen. Eine gewaltsame Selbstbefreiung in der Form, wie es der Roman Nackt unter Wölfen schildert, hat es nicht gegeben. Die Anzahl der heimlich im Lager befindlichen Waffen war mit etwa 70 erbeuteten Waffen zu gering und die physische Verfassung der Häftlinge viel zu angegriffen, als dass ein effektiver Widerstand gegen das SS-Wachpersonal ohne Hilfe der amerikanischen Truppen möglich gewesen wäre. Die Vorstellung von einer selbstständigen Befreiung des Lagers durch die Häftlinge wurde durch das DDR-Regime forciert, da sie gut in den sozialistisch-antifaschistischen Gründungsmythos passte und eine Befreiung durch den US-amerikanischen Klassenfeind als nicht opportun galt. Deshalb blieben die Widerständler unter den nichtkommunistischen Häftlingen unerwähnt. Nach der Befreiung konfrontierten die Amerikaner etwa 1.000 Einwohner der Stadt Weimar mit den Leichenbergen im KZ. Die Mehrheit dieser Bürger behauptete, nichts oder zumindest nichts Näheres von den Vorgängen im Lager gewusst zu haben.
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Lagerzeitung "Buchenwalder Nachrichten"
In den "Buchenwalder Nachrichten", der nach der Befreiung vom Internationalen Lagerkomitee herausgegebenen Lagerzeitung, wurden täglich aktuelle Ereignisse verbreitet. Es handelte sich nicht um eine Zeitung im herkömmlichen Sinne, man schrieb auf den vorgefundenen Schreibmaschinen der SS-Lagerverwaltung jeweils neuste Nachrichten auf einige Bögen Papier und verteilte dann die Durchschläge. Die "Buchenwalder Nachrichten Nr. 1" erschien am 14. April 1945. Die hier vorliegende Ausgabe Nr. 15 vom 30. April 1945 aus dem Privatbesitz von Herman Neudorf, einem Überlebenden des KZ Buchenwald, kündigt u.a. die Feierlichkeiten zum 1. Mai im Lager Buchenwald an.
→ Buchenwalder Nachrichten Nr. 15
↑ Inhaltsverzeichnis
Nachkriegsprozesse
Nach der Befreiung des Lagers wurden einige hochrangige Personen des Lagers verhaftet. Unter ihnen war der Kommandant Pister, der Lagerarzt Hans Eisele sowie Ilse Koch. Auch Häftlinge in führenden Positionen wie der Kapo Hans Wolf wurden verhaftet. Die Amerikanische Armee vernahm danach etwa 450 Zeugen zu den Geschehnissen im Lager und ihren Verantwortlichen. Beim Truppenabzug am 1. Juli 1945 wurden etwa 3 Tonnen angefertigte Unterlagen mitgenommen. Nach einer Voruntersuchung der Unterlagen wurde den Sowjets ein Angebot übermittelt, dass diese die weiteren Untersuchungen vornehmen und den Buchenwaldprozess leiten sollten. Die Sowjets ließen dieses Angebot ungenutzt, da sie selbst befürchten mussten, dass gegen sie ein Prozess angestrengt würde, da sie das Lager nach der Übernahme selbst als Speziallager Nr.2 weiterunterhielten.
Die in Buchenwald begangenen Verbrechen wurden nun unter amerikanischer Leitung im Dachauer Buchenwaldprozess gerichtlich verfolgt. Die an den medizinischen Versuchen beteiligten Ärzte wurden im Nürnberger Ärzteprozess (1946/1947) angeklagt. Angeklagte waren unter anderem der Abteilungsleiter für Tropenmedizin am Robert-Koch-Institut in Berlin, Gerhard Rose, für die Fleckfieberversuche an Sinti und Roma in Buchenwald und der SS-Hauptsturmführer Waldemar Hoven, Lagerarzt des KZ Buchenwald. Bekanntheit erlangte auch der Lagerarzt Hans Eisele, der in den Dachauer Prozessen verurteilt wurde.
Dokumentiert sind die Experimente in Buchenwald im Stationstagebuch von SS-Hauptsturmführer Erwin Ding-Schuler, in Aussagen von europäischen Medizinern, die im KZ inhaftiert waren, sowie durch Berichte von Häftlingen wie dem österreichischen Soziologen und Philosophen Eugen Kogon, der 1946 unter dem Titel Der SS-Staat über das Leben in Buchenwald berichtete.
↑ Inhaltsverzeichnis
Gedenkstätten, Mahnmale und Ausstellungen
KZ Buchenwald - Krematorium
Im Juli 1949 empfahl die Informationsabteilung der Sowjetischen Militäradministration der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN), im Lager Buchenwald ein Nationalmuseum einzurichten. Die VVN entwarf ein "Widerstandsmuseum großen Ausmaßes". Die ehemaligen Baracken sollten dabei von verschiedenen Nationen für eigene Ausstellungen genutzt werden.
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Der Entwurf scheiterte aber an den Plänen des SED-Politbüros. Der Plan sah eine Thälmann-Gedenkstätte vor. Darüber hinaus heißt es in einem Beschluss des ZK der SED vom 9. Oktober 1950, dass das gesamte Lager mit all seinen Baracken abgerissen werden soll. Nur das Krematorium – als Todesort von Ernst Thälmann –, das Torgebäude und der West- und Ostturm sollten erhalten werden. Später wurde außerdem die Aufforstung des Geländes beschlossen. Der vorgesehene Abriss des Lagers folgte einem bestimmten Interpretationskonzept der Geschichte des KZ Buchenwald. Robert Siewert rechtfertigte 1952 den Abriss: "Das Wesen des Konzentrationslagers Buchenwald verkörpert sich nicht in den Baracken oder den massiven Blocks […] Das Wesen war die tiefe Kameradschaft, die gegenseitige Hilfe, verbunden und gestählt durch den Kampf gegen den faschistischen Terror, der organisierte Widerstand und der tiefe Glaube an den Sieg unserer gerechten Sache!" Die endgültige Gestaltung des erhaltenen Teils des Häftlingslagergeländes folgte dem Leitmotiv "durch Sterben und Kämpfen zum Sieg". Der Aufforstungsbeschluss wurde aufgegeben. Mehr als die Hälfte des Geländes wurde aber der Natur überlassen. An den Standorten einiger ehemaliger Blocks wurden Bruchsteinfelder angelegt, welche die Umrisse markieren. Die Teilung des Areals "sollte einerseits der Eindruck menschenfeindlicher Öde und Unwirtlichkeit hervorgerufen, wie andererseits 'bewusste[s] Zerschlagen des faschistischen Grauens' unter Führung der Gefolgsmänner Ernst Thälmanns zum Ausdruck gebracht werden".
In den 1950er Jahren wurden auf dem Gelände viele Informationstafeln angebracht. Auf diesen wurde die Geschichte des KZ Buchenwald auf die Darstellung des kommunistischen Widerstandes und der internationalen Solidarität unter Führung der KPD-Mitglieder reduziert.
Buchenwald Anstecknadel: Survivor Pin - Überlebender von Buchenwald. Archiv Gelsenzentrum e.V.
Am 14. September 1958 wurde die Nationale Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald eingeweiht. Mitte der 1980er Jahre wurde festgestellt, dass die Gedenkstätte immer weniger Jugendliche erreichte. Daraufhin wurde eine Jugendbegegnungsstätte, eine Geschichtswerkstatt und eine Jugendherberge in einer der SS-Kasernen eingerichtet.
In der Vorbereitung zu einer Neufassung der Ausstellung wurden neue Themen, wie das Schicksal jüdischer Häftlinge, Homosexueller oder Sinti und Roma, angesprochen. Diese Neubewertung fand aber nur in Fachgesprächen statt und wurde kaum umgesetzt. Auch die Geschichte des sowjetischen Speziallagers Nr. 2 wurde nicht thematisiert. Die zu Tode gekommenen Häftlinge des Speziallagers und deren Gräber in unmittelbarer Nähe der Gedenkstätte wurden verschwiegen. Nach der Wende wurden im September 1991 von einer durch das Thüringer Wissenschaftsministerium eingesetzten Historiker-Kommission Leitlinien für eine Neukonzeption der Gedenkstätte vorgelegt. Diese beinhalteten unter anderem das Gedenken und die Erinnerung an das Konzentrationslager und an das sowjetische Speziallager Nr. 2, wobei der Schwerpunkt auf dem Konzentrationslager liegen sollte. Die Erinnerungsstätten sollten dabei räumlich getrennt sein. Die Dauerausstellung sollte nach neuem Forschungsstand konzipiert und gestaltet werden. Darüber hinaus empfahl die Kommission die Geschichte der Nationalen Mahn- und Gedenkstätte Buchenwald in der DDR in einer Dokumentation zu veranschaulichen und den Namen in Gedenkstätte Buchenwald zu ändern.
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Im Rahmen der Gestaltung der Gedenkstätte Buchenwald wurde 1995 die Dauerausstellung "Konzentrationslager Buchenwald 1937-1945" im größten Gebäude des Schutzhaftlagers, der Effektenkammer, eröffnet. Die Effektenkammer diente zur Aufbewahrung aller beweglichen Dinge und erfüllte somit die Funktion eines Magazins. Diese Tatsache floss bei der Gestaltung der Ausstellung mit ein. In stählernen Schränken und Regalen werden Fundstücke, Bilder, Dokumente und Biografien von Opfern und Tätern ausgestellt.
Gegenüber dem Gräberfeld des Speziallagers wurde ein neues Gebäude errichtet. Dort öffnete 1997 die Ausstellung "Sowjetisches Speziallager Nr. 2 1945-1950" und zeigt Fotos, Erinnerungsberichte und Fundstücke zum Thema. Kritiker prangern hier die bildlich gewordene "Pseudo-Entnazifizierung" der BRD nach der Wende an, da einige der thematisierten Opfer des Speziallagers teils höherrangige Nationalsozialisten waren, die nun von Tätern zu "Opfern der Russen" geworden sind. 1998 wurde die Kunstausstellung "Überlebensmittel - Zeugnis - Kunstwerk - Bildgedächtnis" im ehemaligen Desinfektionsgebäude eröffnet. Hier werden künstlerische Arbeiten ausgestellt, die von ehemaligen Häftlingen bis 1945 oder von Überlebenden angefertigt wurden. Die historische Entwicklung der Gedenkstätte und die Erinnerungsbildung nach 1945 ist Thema der 1999 eröffneten Ausstellung "Geschichte der Gedenkstätte Buchenwald" innerhalb eines Gebäudes in der Nähe des Mahnmals. Neben diesen ständigen Ausstellungen werden regelmäßig unterschiedliche Wanderausstellungen gezeigt.
Neben der Kritik an der Ausstellung zum Speziallager Nr.2 gibt es zudem kritische Betrachtungen zu Häftlingsbordellen im Konzentrationslager. Dabei wird kritisiert, dass bis heute keine offiziellen Hinweise auf Lagerplänen oder in Ausstellungen für die Existenz solcher Bordelle gegeben werden.
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Glockenturm und Mahnmal
Das Mahnmal wurde in der Zeit von 1954 bis 1958 gebaut. Der Konzeption liegt das Motto "Durch Sterben und Kämpfen zum Sieg" zu Grunde. Der Besucher soll dabei weg vom Tod ins Leben gewiesen werden. Die gesamte monumentale Anlage ist in der Form dem Sozialistischen Realismus zuzuordnen. Vom Eingangstor führt eine Treppe hangabwärts. Die Treppe wird von 7 Stelen flankiert, die symbolisch für die sieben Existenzjahre des Konzentrationslager stehen. Die Stelen wurden von den Bildhauern René Graetz, Waldemar Grzimek und Hans Kies entworfen und erstellt. Auf der Rückseite der Stelen stehen Texte von Johannes R. Becher. Am Ende der Treppe befinden sich Grabtrichter. In diesen Erdsenken ließ die SS kurz vor der Befreiung des Konzentrationslagers 1945 etwa 3000 Tote verscharren. Von den Grabtrichtern wurden drei in Form von Ringgräbern zum Bestandteil der Gedenkstätte.
Die Ringgräber sind durch Die Straße der Nationen verbunden. Die Straße der Nationen ist von gemauerten Pylonen mit den Namen von 18 Nationen flankiert. Eine breite gepflasterte Treppe führt zum Glockenturm Turm der Freiheit. Im Inneren des Turmes befindet sich eine Bronzeplatte, unter der Erde und Asche aus anderen Konzentrationslagern liegen. Die Glocke im Turmaufsatz stammt von Waldemar Grzimek. Vor dem Glockenturm steht eine von Fritz Cremer gebaute Figurengruppe zu Ehren des Widerstandskampfes im Lager. Sie wurde von 2002 bis 2005 restauriert.
→ Fotostrecke Gedenktag 2007
→ Fotostrecke Buchenwaldturm
→ Fotostrecke Gruppenplastik von Fritz Cremer
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Denkmale und Erinnerungsstätten
Neben den Ausstellungen und dem Mahnmal mit Glockenturm gibt es im ehemaligen Konzentrationslager weitere Denkmale, Gedenksteine und Erinnerungsstätten. Bei der ersten Gedenkfeier nach der Befreiung am 19. April 1945 errichteten einige Überlebende auf dem Appellplatz einen Obelisken aus Holz mit einer hölzernen symbolischen Feuerschale darauf. In dieses Denkmal ritzten sie die Zeichen K.L.B, die Zahl 51.000 und einen Kranz ein. Der Obelisk sollte an die Geschehnisse erinnern, die den Häftlingen widerfahren sind. Der Obelisk existiert heute nicht mehr. In der DDR wurde dort ein Denkmal errichtet. Dieses wurde 1993 abgebaut und 1995 durch das Denkmal für alle Häftlinge des Konzentrationslager ersetzt. Es ist eine Metallplatte, in die im Mittelteil in alphabetischer Reihenfolge die Namen von 50 Nationen eingraviert sind. Dieser Bereich wird auf 37 °C beheizt und soll damit die menschliche Körpertemperatur erhalten. Der Künstler Horst Hoheisel nennt seinen Entwurf deshalb "Warmes Mahnmal". Dort, wo der jüdische Block 22 stand, wurde am 9. November 1993 das Jüdische Mahnmal geweiht. Es ist aus Steinen des Buchenwalder Steinbruchs erbaut und trägt den Psalm 78,6 in deutscher, englischer und hebräischer Übersetzung als Inschrift."
"Auf daß erkenne das künftige Geschlecht, die Kinder, die geboren werden, daß sie aufstehen und erzählen ihren Kindern."
Ein Teil der alten Bahnstrecke wurde seit 2007 durch den Gedenkweg Buchenwaldbahn wieder sichtbar. Dieser beginnt kurz nach der Blutstraße und endet an der Verladerampe des Konzentrationslagers, neben den ehemaligen Gustloff-Werken. Er hat eine Länge von 3,3 Kilometern. Die Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer, Friedrich von Rabenau und Ludwig Gehre wurden in einem SS-Arrestkeller in der Nähe des Steinbruchs von Anfang 1945 gefangengehalten und anschließend in Flossenbürg ermordet. 1999 entstand deshalb im freigelegten Keller die Erinnerungsstätte für Dietrich Bonhoeffer, Friedrich von Rabenau und Ludwig Gehre. Im Bereich des kleinen Lagers wurde mit Spenden aus den USA und Deutschland das Denkmal "Kleines Lager" errichtet, Es entstand zwischen 2001 und 2002. Der Entwurf geht auf den New Yorker Architekten Stephen Jacobs zurück, der als Kind mit seinem Vater und Bruder zu Beginn des Jahres 1945 von Auschwitz nach Buchenwald ins kleine Lager verlegt wurde. Der Gedenkstein für das jüdische Sonderlager erinnert an das jüdische Sonderlager, das sich in den Jahren 1938 und 1939 auf dem Appellplatz befand. Nach den Pogromen im November 1938 wurden 10.000 Juden durch die SS nach Buchenwald gebracht und in Holzbaracken im westlichen Teil des Appellplatzes untergebracht, wo sie misshandelt wurden. Von November 1944 bis März 1945 wurden zahlreiche verurteilte Kriegsdienstverweigerer und Deserteure der Wehrmacht in das Konzentrationslager überführt. Am ehemaligen Block 45 erinnert der Gedenkstein an die Kriegsdienstverweigerer und Deserteure der Wehrmacht an diese Menschen.
2002 entstand der Gedenkstein zur Erinnerung an die Zeugen Jehovas ebenfalls am ehemaligen Block 45 zur Erinnerung an die inhaftierten Zeugen Jehovas, die im Konzentrationslager Buchenwald Opfer wurden. Ebenfalls am ehemaligen Block 45 erinnert der Gedenkstein für die "Rosa-Winkel-Häftlinge" an die 650 inhaftierten "Rosa-Winkel-Häftlinge", von denen jeder Dritte ums Leben kam. Mit dem Gedenkstein zur Erinnerung an Frauen und Mädchen am ehemaligen Block 5 soll an die über 26.000 Frauen und Mädchen erinnert werden, die für die deutsche Rüstungsindustrie in den Außenlagern arbeiten mussten. Der Gedenkstein wurde 2003 eingeweiht und enthält einen Text der polnischen Schriftstellerin Danuta Brzosko-Medryk.
Das Rudolf-Breitscheid-Denkmal erinnert an den SPD-Politiker Rudolf Breitscheid. Breitscheid war im Sonderlager Fichtenhain interniert und starb bei einem Luftangriff der Alliierten im August 1944. Die Gedenktafel an die Ermordung Ernst Thälmanns befindet sich an dem ehemaligen Krematorium des Lagers, angebracht an der Außenwand, die zum Hof des Gebäudes zeigt. An dieser Stelle wurde Thälmann von SS-Männern erschossen. Die Tafel wurde zu Zeiten der DDR, 1953, als erste Gedenktafel im Lagerbereich angebracht.
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Buchenwaldlied
Zur Unterhaltung der SS war es in den Konzentrationslagern üblich, dass Häftlinge volkstümliche Lieder oder Marschlieder singen mussten. In Buchenwald wurde bei der SS das Lied Steht ein Dörflein mitten im Walde nach dem Gedicht So einer war auch er von Arno Holz beliebt und war Bestandteil des täglichen Appellablaufes.
Der Schutzhaftlagerführer Arthur Rödl forderte Ende 1938 Häftlinge auf, für das Lager in Buchenwald ein Lied zu schreiben. In kürzester Zeit schrieben und komponierten die österreichischen Häftlinge Fritz Löhner-Beda und Hermann Leopoldi das Buchenwaldlied. Es bestand aus drei Strophen. Zufrieden mit dem Ergebnis, ließ Rödl das Lied mit Nachdruck einüben. Es wurde Standard beim Appell und anderen Gelegenheiten. So wurde es auch als Marschlied gespielt, wenn die Arbeitskolonnen ein- und auszogen. Weil der Massengesang nicht immer sofort funktionierte, bekam Rödl regelmäßig Wutanfälle und exerzierte Massen- oder Einzelbestrafungen. Die Häftlinge organisierten es deshalb so, dass die in der Nähe von Rödl stehenden Blocks mit doppelter Stärke sangen und die weiter entfernten Häftlinge nur die Lippen bewegten.
Ab 1942 gehörte das Lied nicht mehr zum offiziellen Programm, da im Konzentrationslager Buchenwald immer mehr ausländische Häftlinge interniert wurden. "Umso mehr Bedeutung erlangte es aber für einzelne Häftlingsgruppen, die es zu ihrer Selbstvergewisserung immer wieder sangen. Besonders der letzte Vers des Refrains '(...) denn einmal kommt der Tag: Dann sind wir frei!' gab ihnen die Vision eines Lebens in Freiheit, für die es sich lohnt, allen Mut und alle Kraft einzusetzen." Heute ist das Buchenwaldlied fester Bestandteil von Gedenkfeiern zur Befreiung.
→ Das Buchenwaldlied
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Häftlinge
Überlebende des KZ Buchenwald - Stefan Machala, links und Stanislaw Bryla bei den Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag der Selbstbefreiung des KZ.
Schätzungsweise 250.000 Häftlinge waren in Buchenwald inhaftiert. Darunter auch viele öffentlich bekannte Personen, wie Politiker, Schriftsteller oder Geistliche. Des Weiteren wurden alliierte Soldaten nach ihrer Gefangennahme im Konzentrationslager interniert. Unter diesen waren auch 26 Soldaten der kanadischen Luftwaffe und 142 britische, amerikanische, australische und neuseeländische Luftwaffenpiloten, die an den Fronten abgeschossen wurden. Sie nahmen Kontakt mit dem französischen Widerstand auf und verkleideten sich als Zivilisten, wurden aber aus den Reihen der Widerstandskämpfer verraten und nach Buchenwald transportiert. Indem sie dort als Spione behandelt wurden, konnten die Genfer Konventionen umgangen .
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Lagerkommandanten
Der erste Lagerkommandant war von 1937 bis 1941 SS-Standartenführer Karl Otto Koch. Er wurde wegen Unterschlagungen im großen Stile und wegen Handels auf dem Schwarzmarkt zuerst nach Lublin versetzt, wo er die Errichtung des KZ Majdanek leitete. Dann wurde er jedoch von Heinrich Himmler fallen gelassen und exemplarisch für alle anderen korrupten KZ-Kommandanten wegen Mordes an 3 Häftlingen und Korruption angeklagt. Er wurde zum Tode verurteilt und 1945 von der SS hingerichtet. Seine Frau Ilse Koch beteiligte sich aktiv an den Gräueltaten im Lager und wurde wegen ihrer Brutalität von den Häftlingen die "Hexe von Buchenwald" genannt. Nach dem Krieg wurde sie deswegen mit angeklagt. Kochs Nachfolger wurde SS-Oberführer Hermann Pister. Er leitete das Lager von 1942 bis 1945 und baute es zu einem funktionierenden KZ-Wirtschaftsbetrieb um. Unter seiner Kommandantur erfolgte die Errichtung einer Waffenfabrik der Wilhelm-Gustloff-Stiftung beim KZ. Nach dem Krieg wurde er verhaftet und von einem US-Militärgericht zum Tode verurteilt. Er starb 1948 in der Justizvollzugsanstalt Landsberg am Lech an einer Herzmuskellähmung.
Todeszahlen
Im Konzentrationslager Buchenwald starben schätzungsweise 56.000 Menschen. Darunter etwa 15.000 Sowjets, 7.000 Polen, 6.000 Ungarn, 3.000 Franzosen und weitere 5.000 Menschen aus 26 Nationen. Etwa 11.000 Todesopfer waren Juden.
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Ernst Wiechert: Der Totenwald
"Er sah noch einmal auf die sich färbenden Baumkronen, auf den dunklen Umriß des Galgens auf den Turm mit dem Maschinengewehr und den Scheinwerfern und auf die langen Reihen der Gefangenen, die regungslos wie Holzfiguren standen. So würde es also wahr werden , daß er dies alles nicht mehr sehen würde? Daß er es vielleicht niemals mehr sehen würde, außer im Traume? Er sah sich nach Josef um und Josef nickte ihm zu. Er lächelte, aber sein Gesicht war traurig. Wie sollte der nicht traurig sein, der zurückblieb"?
Zitat aus: Ernst Wiechert: Der Totenwald. Ein Bericht, 1939
Ernst Wiechert (1887-1950), als Sohn eines Försters in Ostpreußen geboren, studierte zwischen 1905 und 1911 an der Universität in Königsberg. Bis 1933 war er als Pädagoge tätig, verfaßte in jenen Jahren jedoch auch eine Vielzahl von Romanen - u. a. "Der Knecht Gottes Andreas Nyland" (1926), "Die kleine Passion (1929), "Die Magd des Jürgen Doskocil" (1932) -und Erzählungen, mit denen er seinen Ruhm als Schriftsteller begründete.
Wiederholt artikulierte der Autor in den dreißiger Jahren seine in einem konservativen Humanitätsideal wurzelnde Ablehnung des Faschismus. Die Rede vor Studenten der Münchner Universität "Der Dichter und seine Zeit" (1935) und die spätere Solidarisierung mit dem ins KZ Sachsenhausen eingewiesenen Pfarrer Martin Niemöller zogen Wiecherts Verhaftung und die Überführung in den "Totenwald" - das KZ Buchenwald - nach sich. Ein Jahr nach seiner Entlassung zeichnete der Autor, inzwischen mit Schreibverbot belegt, die Erlebnisse und Eindrücke der Haftzeit auf. "Im zweiten Kriegsmonat schreibe ich den Bericht über den Totenwald nieder, wir vergraben ihn nachts im Garten zwischen Johannisbeerbüschen, die ihre Ernte schon getragen haben. Er liegt sechs Jahre in der Erde ..."
Bild aus Privatbesitz: Gedenktafel für Ernst Wiechert
An seinem verfallenden Geburtshaus in Kleinort (poln. Pierstawek) hängt heute eine Gedenktafel der polnischen Behörden, die u.a. sagt: "Er besang Masuren, war ein ehrenhafter Mensch, Antifaschist und Insasse des KZ Buchenwald." Heute ist Ernst Wiechert in Deutschland fast vergessen. Leseprobe: → Der Totenwald
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Hintergrundgrafik: Torgebäude des KZ Buchenwald. (Quelle: Gedenkstätte Buchenwald)
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