Die weitestgehend ungesühnten Morde der Polizeibataillione im nachfolgenden WAZ-Artikel unerwähnt zu lassen, ist moralisch verwerflich, werden doch auf diese Weise die Opfer und deren Nachfahren erneut verhöhnt und gedemütigt. Die Angehörigen der Polizeibataillione haben zehntausende Morde an Männern, Frauen und Kindern in den deutsch besetzten Gebieten begangen. Dazu gehörten auch die Männer der Polizeibataillione 65 (Cholm) und 316.
In diesen beiden Einheiten haben überwiegend Männer aus Gelsenkirchen ihren "Dienst für Führer, Volk und Vaterland" verrichtet, so eben auch Alfons Wälken aus Gelsenkirchen-Horst. Es stellt sich hier die Frage, ob das Leid der Täter in unserer Gesellschaft höher anzusiedeln und einzuschätzen ist als das Leid der Opfer eben jener Täter. Es ist empörend und beschämend zugleich, denn "diese Täter werden den Opfern nie verzeihen". Die Polizeibataillione wurden mit den unterschiedlichsten Aufgaben betraut, den größten Teil ihrer Zeit waren dies Tätigkeiten, die mit dem Völkermord nichts zu tun hatten: Gewöhnliche Polizeiaufgaben, Sicherung von Anlagen und Gebäuden und die so genannte "Partisanenbekämpung". Einige waren sogar Seite an Seite mit der Wehrmacht "im Fronteinsatz". Doch sie trieben auch Menschen zusammen, deportierten sie zur Zwangsumsiedlung, zur Zwangsarbeit nach Deutschland oder zu irgendeinem Lager, oftmals einem Vernichtungslager. Und immer wieder töteten sie kaltblütig - häufig massenhaft. Im Internet-Zeitalter ist die ganze Wahrheit oftmals nur wenige Mausklicks entferntBurgdorf sagt in dem Artikel, von Geschichte habe er keine Ahnung - wie recht er hat. Augenscheinlich scheint man auch in der Redaktion der WAZ-Buer ebenfalls "nicht so schrecklich viel Ahnung von Geschichte" zu haben. Die Aussage von Burgdorf, "Zu solchen Einheiten wurden damals ganz normale Arbeiter und Handwerker eingezogen, die dann in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten die öffentliche Ordnung sichern sollten", ist in soweit nicht falsch, es wird allerdings einfach verschwiegen, dass es da noch weitere "Aufgaben" für die Männer dieser Polizeibataillione gab - nämlich die aktive Beteiligung am Holocaust. Den Holocaust zu verschweigen statt explizit zu leugnen - mit diesem üblen Trick ist es den Verantwortlichen bei der WAZ und auch Burgdorf gelungen, knapp unterhalb der Schwelle der juristischen Relevanz zu bleiben. Andreas Jordan, Januar 2009
WAZ Gelsenkirchen-Buer, 03. April 2008:
Auf SpurensucheVon Haus aus ist Dirk Burgdorf eigentlich diplomierter Betriebswirt und hat mit Geschichte – zumindest beruflich – nicht so schrecklich viel zu tun. (...) "Wenn ich irgendwo bin, versuche ich immer, mich mit der Geschichte des Landes und der Region auseinanderzusetzen", sagt der US-Amerikaner. "Ich besorge mir sämtliche Bücher, die ich in die Finger bekomme, lese alles durch, und hake das Ganze dann als gelernt ab."
Bei seinem Aufenthalt in Moskau stieß er dabei allerdings an eine Grenze. Über eine Kesselschlacht im russischen Ort Cholm im Frühjahr 1942 gab es so gut wie keine Informationen, schon gar keine wissenschaftlichen. "Das hat meine Neugierde geweckt", blickt der 49-Jährige zurück. Und so machte sich der Amerikaner an die Arbeit, recherierte selbst nach. "Ich habe bestimmt über 10.000 Suchbriefe per Post und E-Mail verschickt, um Kontakt zu Zeitzeugen beziehungsweise deren Nachkommen zu bekommen.
Mit zwischen 200 und 300 Familien stehe ich mittlerweile im Kontakt." Darunter auch mit der von Klaus Wälken, Bäckermeister aus Horst, desse Vater Alfons Wälken im Zweiten Weltkrieg als Mitglied eines Reservepolizeibatallions im Einsatz war. "Zu solchen Einheiten wurden damals ganz normale Arbeiter und Handwerker eingezogen, die dann in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten die öffentliche Ordnung sichern sollten", erläutert Burgdorf.
Aus den Erinnerungen an die Erzählungen des Vaters ("Wir haben eigentlich immer sehr offen über die Zeit im Krieg gesprochen" – Klaus Wälken) sowie Schriftstücke aus der Feder Alfons Wälkens konnte Burgdorf einige wichtige wie erschütternde Erkenntnisse ziehen. So findet sich unter einem langen Brief an die Familie während der Belagerung von Cholm eine Notiz des Horsters: "An diesem 12. Februar 1942 fielen allein aus Horst...". Es folgen sieben Namen.
(...) Burgdorf geht es bei seiner Arbeit allerdings nicht um die deutsche Sicht, geschweige denn eine Verherrlichung der Wehrmacht. "Ich will alle Seiten zeigen: Die der deutschen Soldaten, der mit eingeschlossenen Zivilbevölkerung und auch der angreifenden russischen Armee." Deshalb war Burgdorf auch schon mehrfach in Cholm. (...) Besonders beeindruckte die Besucher die Haltung der Zivilbevölkerung, die den Krieg zum Teil miterlebt hatten. Schwerz: "Es gab überhaupt keinen Groll geschweige denn Aggressionen gegen uns Deutsche. Stattdessen konnte man sehr offen mit den Menschen dort über das Erlebte reden. Mit der Deutschlehrerin der örtlichen Schule stehe ich immer noch in Kontakt."
WAZ Gelsenkirchen-Buer, 03. April 2008, von Sebastian Konopka
DerWesten online - Kommentare zu diesem Artikel:
Die Angehörigen der Polizeibataillione haben abertausende Morde in besetzten Gebieten begangen. Dazu gehören auch die Männer des Polizeibatallions 65. Zitat aus dem WAZ-Artikel: "Zu solchen Einheiten wurden damals ganz normale Arbeiter und Handwerker eingezogen, die dann in Deutschland sowie in den besetzten Gebieten die öffentliche Ordnung sichern sollten". Vom Massenmord der Polizeibataillione ist keine Rede - eine absolut beschämende Sichtweise. #1 von Andreas Jordan, am 09.04.2008 um 09:58
Sehr geehrter Herr Jordan, ich habe zufällig den Bericht des Herrn Burgdorf gelesen, auf den Sie so aggressiv reagieren. Mein Vater fiel ganz in der Nähe von Cholm 1941 (bevor es diesen Kessel gab) durch einen sowjetischen Scharfschützen, er war Sanitätssoldat und trug die Sanitätsarmbinde. Bei meinen Nachfroschungen zu den konkreten Kampfumständen seines Todestages, stieß ich in einem Archiv auf einen Kampfbericht in dem es heißt : "Unsere verwundeten Kameraden (die wiedergefunden wurden K.S.) wurden viehisch umgebracht". Weitere Nachforschungen ergaben, dass diese Verwundeten meist durch Augen ausstechen, Zunge abschneiden, Kehle durchschneiden u.a. Grausamkeiten umgebracht wurden. Tausende noch lebende Heimkehrer können Ihnen so etwas bestätigen. Noch Fragen ? Übrigens : i c h habe genau so wenig Groll wie die russsichen Menschen die ich dort wiederholt traf und ich freue mich, dass ausgerechnet ein Amerikaner so viel für die Verständigung der ehemaligen Kriegsgegner tut. #2 von Klaus Schumann, am 13.04.2008 um 15:38
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Handlanger des Völkermordes - die Polizeibataillione
Bei der Durchführung des Holocaust spielte die Ordnungspolizei eine ebenso wesentliche Rolle wie die Einsatzgruppen und die SS. Zur Ordnungspolizei gehörten die Schutzpolizei samt den Polizeibataillionen und die Gendarmerie. Die Polizeibataillione aber waren, als mobilste und äußerst flexibel einsetzbare Gliederung der Ordnungspolizei, am stärksten in den Holocaust verwickelt.
→ Die Täter: Die Polizeibataillone 65 und 316
Quellenwerke:
Daniel Jona Goldhagen,"Hitlers willige Vollstrecker". München, September 2000.
Stefan Klemp, "Nicht ermittelt - Polizeibataillione und die Nachkriegsjustiz. Essen, 2005
Christopher R. Browning, "Ganz normale Männer". Hamburg, April 2007
Martin Hölzl, Buer und Belzec - Die Polizeibataillione 65 und 316 und der Mord an den Juden während des zweiten Weltkrieges. (In "Städtische Gesellschaft und Polizei", Essen 2005. Herausgeber Stefan Goch)
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