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Das Konzentrationslager Stutthof

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Tor des Todes

Über 110.000 Menschen gingen während der beinahe sechs Jahre des Bestehens des Lagers durch das Haupttor, das von den Häftlingen das 'Tor des Todes' genannt wurde

Abb.: Über 110.000 Menschen gingen während der beinahe sechs Jahre des Bestehens des Lagers durch das Haupttor, das von den Häftlingen das "Tor des Todes" genannt wurde.

Kurz nach dem Überfall auf Polen diente Stutthof der Internierung polnischer Intellektueller wie Lehrer, Abgeordnete, Akademiker aus Danzig. Direkt nach dem Beginn des Polenfeldzugs begannen in der Stadt massenhafte Verhaftungen. Aus den 1.500 Verhafteten des ersten Kriegstages wurden ca. 150 bis 200 Personen ausgesucht, die am 2. September 1939 aus dem Lager Victoria-Schule nach Stutthof gebracht wurden. Tags darauf begannen die eigentlichen Arbeiten an den Gebäuden des Lagers. Die Bauarbeiten führten die Häftlinge durch. Von den mehreren hundert Danziger Juden, die etwa bis Mitte September 1939 hier eingesperrt wurden, starben die meisten binnen weniger Wochen. Aus einem kleinen Lager mit 12 ha Fläche, bestimmt für ca. 3500 Häftlinge, wurde nach 1939 ein Lager mit 120 ha Fläche für 57.000 Häftlinge (im Jahre 1944; z. B. mit 21 Häftlingsbaracken im Neuen Lager).

Nach mehreren organisatorischen Veränderungen unterstand es bis Ende September 1941 dem „SS-Oberabschnitt Weichsel“. Es diente der Danziger Gestapo hauptsächlich als Zivilgefangenenlager bzw. als Durchgangslager. Im Oktober 1941 wurde das Lager organisatorisch als Sonderlager Stutthof der Danziger Gestapo untergeordnet und teilweise als Arbeitserziehungslager Stutthof geführt.

Mit dem Besuch des Reichsführers-SS Heinrich Himmler in Stutthof vom 23. November 1941 wurde die Eingliederung des Lagers in die Inspektion der Konzentrationslager eingeleitet und am 7. Januar 1942 vollzogen. Damit waren die Voraussetzungen geschaffen, die Gefangenen des KZ Stutthof in die Kriegswirtschaft des Deutschen Reichs einzubeziehen. Die SS siedelte daraufhin Werkstätten der Deutsche Ausrüstungswerke und der Deutsche Erd- und Steinwerke in Stutthof an. Des Weiteren wurden zum Beispiel in einer eigenen Montagehalle Flugzeugteile des Konzerns Focke-Wulf gefertigt. Der wirtschaftliche Gewinn, den die SS aus der Ausbeutung bzw. „Vermietung“ von Häftlingen an private Unternehmen und Landwirtschaftsbetriebe zog, betrug für die Jahre 1942 bis 1944 schätzungsweise 10 Millionen Reichsmark.

Anfang 1943 wurde direkt neben dem alten Lager das neue Konzentrationslager, mit einem Elektrozaun gesichert, errichtet. Es sollte 25.000 Häftlinge fassen und wurde baulich nie ganz fertig. Namen, die im Laufe der Zeit für das Lager verwendet wurden, waren: „Waldlager Stutthof“, „Durchgangslager Stutthof“, „Sonderlager Stutthof“, „Arbeitserziehungslager Stutthof“. Das Lager hatte insgesamt 39 Außenlager. Die größten Außenlager waren in Thorn (Torun) und Elbing (Elblag) mit je ungefähr 5.000 jüdischen Frauen als Gefangenen.

Im Frühjahr 1944 wurde eine Gaskammer gebaut, die der Entlausung von Bekleidung diente, später aber kurzzeitig auch zum Vergasen von Menschen genutzt wurde. Die Vergasungen in der Stutthofer Gaskammer wurden jedoch bald eingestellt, wobei ein ausgelöster Brand oder die sich verbreitende Kenntnis und befürchtete Widerstandshandlungen der Opfer eine Rolle gespielt haben könnten. Später wurden einige Häftlinge in einem abgedichteten Eisenbahnwaggon der ins Lager führenden Kleinbahn vergast. Die Gesamtzahl der durch Zyklon B umgebrachten Personen wird auf höchstens 1150 Opfer geschätzt. Im Krematorium wurden 1942 zwei Öfen zur Verbrennung der Leichen gebaut, allerdings wurden auch immer weiter Leichen offen im Freien verbrannt.

Laut des autobiographischen Romans von Balys Sruoga wurden hunderte Häftlinge in den Lazaretten mit Giftspritzen ermordet. Die verantwortlichen Ärzte und Schwestern wurden in Deutschland nie zur Verantwortung gezogen.

Gegen Ende 1944 nahmen die Häftlingszahlen sprunghaft zu, Transporte mit 20.000 bis 30.000 ungarischer Jüdinnen kamen an, immer mehr wurden über die Ostsee aus Lagern evakuiert, die vom Vormarsch der Sowjetunion bedroht waren, vor allem aus dem Baltikum aus Riga, Kaunas und Schaulen, auch aus Auschwitz kamen immer wieder Transporte an. Ende 1944 waren mindestens 70 % der Häftlinge Juden.

Am 25. Januar 1945 ordnete der Lagerkommandant die "Evakuierung" des Lagers an. Etwa 11.600 Häftlinge mussten im ersten Evakuierungsabschnitt das Stammlager Stutthof verlassen und begaben sich auf einen Todesmarsch in Richtung Westen. Danach waren immer noch insgesamt 33.948 Menschen inhaftiert, 11.863 davon in Stutthof und 22.085 in den Außenlagern.

Nach Berichten wurden Marschkolonnen von je 1.000 bis 1.500 Häftlingen gebildet, die durch die kaschubische Schweiz Richtung Lauenburg marschierten. Zwischen den Kolonnen lagen jeweils sieben Kilometer Abstand. Jede Kolonne wurde von ca. vierzig Wachmännern beaufsichtigt. Zurückbleibende wurden von ihnen getötet. Fast ohne Verpflegung dauerte der Marsch für die Überlebenden bei Schnee und schneidender Kälte zehn Tage statt sieben Tage lang. Am 31. Januar wurden am Strand bei Palmnicken rund 3.000 jüdische Häftlinge von der SS mit Maschinengewehrfeuer in die Ostsee gehetzt oder erschossen, andere im Hof der Bernsteinfabrik erschossen. Es sollen nur 15 Menschen dieses Massaker überlebt haben.

Etwa 110.000 Menschen waren insgesamt in diesem Konzentrationslager inhaftiert, wovon ungefähr 65.000 umkamen. Nach weiteren "Evakuierungen" marschierten am 9. Mai 1945 sowjetische Soldaten der 48. Armee der 3. Weißrussischen Front in das Lager ein.

Vgl.: Wikipedia, KZ Stutthof

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Andreas Jordan, Januar 2008

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