Im Gelsenkirchener Stadtgarten erinnert ein Mahnmal in einer etwa zwanzig Meter breiten halbkreisförmigen Anlage an die Verfolgten und Opfer der nationalsozialistischen Herrschaft. Das Mahnmal wurde im April des Jahres 1951 auf die Initiative der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) Gelsenkirchen mit Unterstützung der Stadt errichtet. Der Text auf einer Gedenktafel lautet: Zerstampft des Unrechts Drachensaat. Zerstört den Haß von Staat zu Staat. Verwenkt die Waffen in Gewässern. Dann wird im Friedenssonnenschein die ganze Welt uns Heimat sein. Den Opfern der Nat.Soz. Gewaltherrschaft. Das Mahnmal im Stadtgarten ist die zentrale Gedenkstätte Gelsenkirchens an die Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. Sie schließt das mahnende Gedenken an die nachfolgend genannten Menschen ein:
Paul Maaß, führend im trotzkistischen Widerstand, gefallen als Mitglied eines Strafbataillons
Paul Minakowski, kommunistischer Widerstandskämpfer, ermordet
Albert Quednau, KPD-Stadtverordneter aus Horst, im KZ Neuengamme gestorben
Willy Renner, Vorsitzender der Sozialistischen Arbeiterjugend in Gelsenkirchen, nach Haft wegen Vorbereitung zum Hochverrat 1945 als Mitglied eines Strafbataillons "gefallen"
Bernhard Ruczinski, nach Haftverbüßungen wegen Betätigung für die illegale KPD 1937 an den Folgen der Haft gestorben
Thomas Sauer, nach Verurteilung wegen "staatsfeindlicher Äußerungen" und Verurteilung wegen Wehrkraftzersetzung im Zuchthaus gestorben
Bernhard Sawitzki, Bezirksfunktionär der KPD, ermordet
Alfred Zingler, sozialdemokratischer Redakteur, nach Urteil des Volksgerichtshofs 1944 hingerichtet
→ Erich Lange, KPD-Funktionär, ermordet
Oskar Börngen, KPD-Stadtverordneter aus Buer, ermordet
Maria Diecker, vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt und 1940 hingerichtet
Paul Grzeschik, KPD-Funktionär, KPD-Stadtverordneter, Leiter der illegalen Berliner KPD, vom Volksgerichtshof zu lebenslanger Haft verurteilt, 1942 im Zuchthaus gestorben
Karl Jonschker, bedeutender KPD-Widerstandskämpfer, im Zuchthaus verstorben
→ Oskar Behrendt, Bezirksfunktionär der kommunistischen "Roten Hilfe", zu Tode gefoltert
→ Heinrich König, katholischer Vikar, im KZ Dachau ermordet
- Die vorstehende Namensnennung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit -
Auszug aus dem ärztlichen Gutachten zur Todesursache von Oskar Behrendt:
"Die Leiche war vollkommen bestialisch verstümmelt! Der Kopf und das Gesicht waren durch äußere Gewalteinwirkung bis tief auf die Muskulatur und Knochen viehisch beschädigt. Der Hals, Brust und Bauch wiesen taler- bis faustgroße Löcher auf aus denen noch teilweise das Blut sickerte, obgleich es bei normalen Leichen gerinnt Das allergräßlichste Bild aber wies der Rücken des Toten auf mehr als die Hälfte, ich bin sehr vorsichtig in meiner Äußerung, es war bestimmt mehr, war eine einzige blutige Masse, aus der die Muskulatur nur so herausquoll und vollkommen zerfetzt war. Die Wirbelsäule war mehrmals gebrochen, wenn nicht stellenweise zerbrochen. Meine Folgerung ist: Die Haupttodesursache kann unmöglich Herzschlag gewesen sein. Herzschlag war gewiß die sekundäre Todesursache der primären. Die primäre Todesursache war ein ganz gemeiner, langsam vollzogener Mord." Oskar Behrendt war langjähriges und bekanntes Mitglied der Gelsenkirchener KPD. Er war Bezirkssekretär Ruhr der "Roten Hilfe", einer der kommunistischen Nebenorganisationen. Auf Anordnung der Staatsanwaltschaft war er am 16. August 1933 gegen 18.00 Uhr in das Gelsenkirchener Gerichtsgefängnis eingeliefert worden. Dort "verstarb" er am folgenden Tag gegen 14.30 Uhr. Aufgrund Mangels an Beweisen wurde das nach 1945 eingeleitete Totschlagsverfahren gegen den Gefängnisvorsteher und einen Hilfswachtmeister eingestellt. Rosa Eck berichtet in ihren Erinnerungen von dem Mord an Oskar Behrendt Vgl. hierzu: Dokumentationsstätte "Gelsenkirchen im Nationalsozialismus" Katalog zur Dauerausstellung. Essen, 2000.
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