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"Moorsoldaten" aus Gelsenkirchen 1933-1936

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"Wir sind die Moorsoldaten"

Insassen der frühen Konzentrationslager im Emsland 1933 bis 1936. Kurzbiographien namentlich bekannten Insassen mit dem Geburtsort Gelsenkirchen

Die folgenden Darstellungen zu den namentlich bekannten Gefangenen der frühen KL (Konzentrationslager) im Emsland variieren im Umfang ganz erheblich: Bei einigen ist nur der Name bekannt, bei anderen musste hingegen die Lebensgeschichte auf maßgebliche Aspekte verkürzt werden. Sofern die Berufsangaben bekannt sind, beziehen sich sie sich auf den Zeitraum von 1933 bis 1936. Dabei konnte nicht berücksichtigt werden, ob der Betroffene tatsächlich dieser Tätigkeit nachging oder - wie vermutlich in zahlreichen Fällen -arbeitslos war. Die Akten der Verfolgungsbehörden gaben darauf zumeist keine Antwort.

Bei den Haftzeiten ergeben sich immer wieder Differenzen, die vor allem durch die Anrechnung der Untersuchungshaft zu begründen sind. Deshalb wurde bei den einzelnen Verurteilten auf eine explizite Erwähnung dieser gängigen Praxis verzichtet. Wenn keine weiterführenden Angaben genannt sind (z.B. letzte Erwähnung „am ... aus Esterwegen entlassen"), liegen zu dem Betreffenden die entsprechenden Informationen nicht vor. Die Quellen-und Literaturangaben in den Anmerkungen bieten bei gekürzten Biographien weiterführende Angaben. Zahlreiche Namen wurden aus Datenschutzgründen gekürzt. Erst zehn Jahre nach dem Tod des Betroffenen dürfen die Informationen ungeschützt veröffentlicht werden. Ist das Sterbedatum unbekannt, können die Angaben 90 (in Nordrhein-Westfalen) bzw. 100 Jahre (in Niedersachsen und Hessen) nach der Geburt der Personen ohne Einschränkungen genutzt werden. Bei den Vornamen wurden - sofern bekannt - die amtlichen Namen gewählt (z.B. Johannes statt Hannes oder Hans). War bei mehreren Vornamen nicht der erstgenannte der Rufname, wurde der entsprechende Name unterstrichen.

Bannasch, Fritz: geboren am 26. Juli 1909 in Allenburg bei Königsberg, Mitglied der KPD-Bezirksleitung Essen. Bannasch wurde am 1. Juli 1933 verhaftet und in die KL Brauweiler (25. Juli 1933 bis 12. März 1934) und Esterwegen (bis 1. September 1934) gesperrt. Der Anklage vor dem OLG Hamm entzog er sich durch Flucht nach Frankreich. Später lebte Bannasch in der Schweiz, nach 1945 kehrte er als freier Journalist in seinen Wohnort Gelsenkirchen zurück. Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999, HStA Düsseldorf NW - 1097 - 651.

Berger, Wilhelm: geboren am 23. Juni 1894 in Gelsenkirchen, Bergmann, verheiratet. Berger wurde als Organisationsleiter und Stadtverordneter der KPD in Gelsenkirchen Anfang Juli 1933 festgenommen. Bis zum 1. September 1934 war er im KL Esterwegen inhaftiert. Im Juli 1935 wurde er erneut verhaftet und über Esterwegen und Sachsenhausen nach Buchenwald gebracht, wo er am 17. November 1937 entlassen wurde. 1944 und 1945 wurde Berger nochmals für kurze Zeit festgesetzt. 1946 wählten ihn die Gelsenkirchener zum Bürgermeister, ein Jahr später kandidierte er für die KPD bei den Landtagswahlen. Wilhelm Berger starb am 25. Oktober 1949.Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999 (danach wurde Berger am 15.11.1937 aus Buchenwald entlassen), schriftliche Mitteilung der Gedenkstätte Buchenwald vom 16.12.99.

Klewer, Johann: geboren am 2. Januar 1894 in Gelsenkirchen, Arbeiter. Wegen "Beleidigung der NSDAP" wurde Klewer am 13. September 1933 in die Steinwache Dortmund gebracht, wenig später aber entlassen. Am 30. September griff die Gestapo erneut zu und schickte ihn am 4. Oktober 1934 nach Papenburg.

Koball, Franz: geboren am 18. April 1898 in Gelsenkirchen, Former, Vorsitzender einer SPD-Ortsgruppe. Koball wurde im Dezember 1934 verhaftet und am 12. Dezember 1934 nach Esterwegen gebracht. Dort wurde er am 13. März 1935 entlassen, ein Strafverfahren wurde aus Mangel an Beweisen nicht eingeleitet. Nach Kriegsende lebte Koball in Hannover. Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999.

Matyla, Theodor: geboren am 26. Oktober 1888 in Gelsenkirchen-Horst, Bergmann, verheiratet. Matyla führte 1933 seine KPD-Arbeit fort und wurde nach einer Denunziation verhaftet. Zunächst kam er in ein Sammellager beim Gefängnis Herford, dann im November 1933 in ein emsländisches KL. Das OLG Hamm sprach ihn am 4. Januar 1934 frei. Nach Kriegsende arbeitete Matyla wieder als Bergmann in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen. Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999.

Meyer-Buer, Willi: Jahrgang 1911, KPD-Mitglied, am 19. Oktober 1933 von der Gestapo in Gelsenkirchen verhaftet worden. Wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" verurteilte ihn ein Gericht zu 2 Jahren Zuchthaus, kurz nach seiner Entlassung im Januar 1936 wurde Meyer-Buer erneut festgenommen, nachdem er an der Beerdigung eines KPD-Genossen teilgenommen hatte. Diesmal lautete das Urteil 4 Jahre Zuchthaus, die er zunächst in Münster und Hameln, dann in den KL Esterwegen und Sachsenhausen absaß. Durch einen Selbstmordversuch während eines Verhörs war er körperlich schwer geschädigt. 1941 wurde er entlassen und zog zu seinem Bruder nach Bremen. Meyer-Buer arbeitete nach dem Ende des NS-Regimes an der Bremer Landesverfassung mit, wurde Mitglied der Bürgerschaft und kandidierte 1961 für die verbotene KPD, wofür er eine achtmonatige Bewährungsstrafe erhielt. Er starb am 13. Juli 1997 in Bremen. Meyer-Buer 1996 unveröff., DIZ-Nachrichten Nr. 20, 1998, S. 20, Suhr 1985, S. 290.

Mross, Josef: geboren am 17. März 1890 im Kreis Stuben, Kriegsinvalide, KPD-Mitglied. Mross wurde im Oktober 1934 verhaftet und unter schweren Misshandlungen verhört. Das OLG Hamm verurteilte ihn wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 18 Monaten Gefängnis. Die Strafe verbüßte er u.a. im KL Esterwegen, aus dem er am 13. September 1936 entlassen wurde. 1941 verurteilte ihn das Sondergericht Essen wegen "Abhörens von Feindsendern und Wehrkraftzersetzung". Nach 1945 lebte Mross in Solingen. Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999

Perkuhn, Otto: geboren am 2. April 1900 in Krimlak (Kr. Rastenburg). Perkuhn kam am 30. Juni 1933 in ein Gelsenkirchener Gefängnis, anschließend war er in Neusustrum inhaftiert. Am 6. November 1933 verurteilte ihn das OLG Hamm wegen "Vorbereitung zum Hochverrat". Nach 1945 arbeitete er als Bergmann in Gelsenkirchen. Angaben des Instituts für Stadtgeschichte Gelsenkirchen vom 8.3.1999, HStA Düsseldorf RW 58 - 18688 u. RW 58 - 58863

Przybylski, Roman: geboren am 11. Februar 1904 in Bromikowo (Polen), Bergmann in Gelsenkirchen, RH- und RFB-Mitglied, verheiratet. Przybylski befand sich vom 5. Oktober bis 23. Dezember 1933 in Esterwegen, im Februar 1935 wurde er erneut verhaftet. Das OLG Hamm verurteilte ihn am 30. November 1935 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu zwei Jahren Zuchthaus. Nach 1945 lebte er wieder in Gelsenkirchen. Angaben des Institus für Stadtgeschichte Gelsenkrichen vom 8.3.1999.

Rompf, Ernst Adolf: geboren am 12. Januar 1891 in Wetzlar, Polizeirat in Gelsenkirchen, SPD- und Reichsbanner-Mitglied. Rompf wurde am 6. Juli 1933 verhaftet und über das Polizeigefängnis Herford und das KL Esterwegen im Herbst 1933 in die Lichtenburg transportiert. Noch vor seiner Entlassung am 15. November 1933 wurde er als Polizeirat entlassen. Rompf zog anschließend nach Weilburg, wo er nach Kriegsende zum Landrat des Oberlahnkreises ernannt wurde. Von 1946 bis 1952 war er Chef der Hessischen Landespolizei. Gestapokartei Frankfurt, W Abt. 518 Nr. 5232

Schwesig, Karl: geboren am 19. Juni 1898 in Gelsenkirchen, Kunstmaler in Düsseldorf, KPD-Mitglied. Schwesig wurde nach der Haft im KL Esterwegen im Februar 1934 vom OLG Hamm wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt. Die Strafe hatte er im November 1934 verbüßt, Schwesig emigrierte dann nach Antwerpen. Beim Einmarsch der deutschen Truppen internierte ihn die belgische Polizei. Nach drei Jahren Haft in einem französischen Gefangenenlager der Vichy-Regierung wurde er 1943 an die Gestapo ausgeliefert. In Düsseldorf blieb er bis Kriegsende unter Polizeiaufsicht. Schwesig starb am 19.Juni 1955 an seinem 57. Geburtstag in Düsseldorf. In Gelsenkirchen erinnert die Karl-Schwesig-Straße an den Maler.

Karl Schwesig berichtet von den Folterungen im → Düsseldorfer "Schlegelkeller"

Quelle: Vgl. hierzu auch: Dissertation zur Erlangung des Grades Doktor der Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Dr. rer. pol.) am Fachbereich Sozialwissenschaften der Universität Osnabrück, vorgelegt am 25. Mai 2001 von Dirk Lüerßen.


Andreas Jordan, Mai 2008

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