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Eröffnung der Gedenkstätte Flossenbürg


Kommandantur KZ Flossenbürg

Kommandantur KZ Flossenbürg

Das neue Museum und die Ausstellung KZ-Gedenkstätte Flossenbürg wurde heute, am 22. Juli 2007 mit einem Festakt eröffnet. Jörg Skriebeleit, der Leiter der Gedenkstätte, begrüßte die zahlreich erschienenen Gäste. Skriebeleit betonte, das die Anwesenden durch ihr Erscheinen den Opfern die Würde und den Respekt zurück gegeben haben. Unter ihnen waren 84 ehemalige Häftlinge und mehr als dreihundert Angehörige von Menschen, die im KZ Flossenbürg ermordet wurden. Unter den Gästen waren auch Jack Terry, Überlebender des KZ Flossenbürg und Wiktor Juschtschenko, Präsident der Ukraine, Romani Rose, der Vorsitzende des Zentralrates Deutscher Sinti und Roma, Charlotte Knoblauch, Vorsitzende des Zentralrates der Juden, Bundesaußenminister Steinmeier und auch Bayerns Ministerpräsident Stoiber.

Jack Terry

Bild: Jack Terry

Jack Terry, der sich unermüdlich für die Neugestaltung der Gedenkstätte eingesetzt hat, hielt als Opfer und Überlebender eine bewegende Rede. Seit 1995, dem 50. Jahrestag der Befreiung des KZ Flossenbürg, kehrt Terry jedes Jahr an diesen Ort zurück, um mit Jugendlichen zu diskutieren und sich für die Gedenkstätte zu engagieren.

Bundesaußenminister Steinmeier sagte in seiner Rede "Wir stehen hier an einem Ort deutscher Schande. Aus dem Ort der Schande soll ein Ort des Gedenkens werden. Ein historischer, politischer Lernort. (...) Versöhnung ist nur dort möglich wo die Erinnerung gegenwärtig ist, tätige Erinnerung für eine gemeinsame Zukunft."

Wiktor Jutschenko

Bild: Wiktor Jutschenko

Der Präsisident der Ukraine, Wiktor Juschtschenko, war sichtlich ergriffen, als er mit bewegenden Worten von seinem Vater erzählte. Juschtschenkos Vater Andrej war vom Dezember 1944 - April 1945 in Flossenbürg inhaftiert.

Die nächsten zwei Stunden gehören ihm. Er ist an dem Ort, an dem sein Vater gequält wurde. Sein Vater hat ihm alles erzählt: die Sklavenarbeit, die Rituale der Unterwerfung, die Barackenexistenz. Er hat ihm die Burgruine beschrieben, die die Häftlinge vom Appellplatz aus sahen, die den Häftlingen ein Leben außerhalb des Lagers versprach und doch auch bedrohlich erschien. Nach der Schilderung des Vaters haben die Kinder die Ruine gezeichnet, jetzt sieht Viktor Juschtschenko sie wirklich. Der da hinüberblickt auf das Gemäuer, ist nicht die geschichtliche Persönlichkeit, der welthistorisch bedeutende Politiker, der, der sich jetzt abwendet und für sich sein will, ist das Kind eines Vaters, der Sohn, der sich durch eine eigene Geschichte arbeitet und sich das Recht nimmt, das auch zu tun. Dann, als er den Namen seines Vaters im Häftlingsverzeichnis liest, absentiert er sich vollends.


"Ich verbeuge mich vor den 30.000 Opfern, ich verbeuge mich vor den Überlebenden"


Das sagte Wiktor Juschtschenko in seiner Rede zur Eröffnung der Gedenkstätte. Und weiter: "Wir haben Gemeinsames, mehr Gemeinsam als nur das Gestern, nämlich das Heute und das Morgen".

Bild: Der Vater von Viktor Juschtschenko war Häftling im Konzentrationslager Flossenbürg. Die Abbildungen sind Teile des ihm gewidmeten Abschnitts der neuen Dauerausstellung in Flossenbürg, die am 22. Juli 2007 eröffnet wurde.

Andrej Jutschenko Karteikarte Jutschenko

Fotos: KZ-Gedenkstätte Flossenbürg


Für einen bewegenden Abschluss des Festaktes sorgte David Arben, ehemaliger Häftling und früherer Kapellmeister des Philadelphia Symphony Orchestra. Ganz still wurde es, als er auf der Violine die berühmte "Meditation" aus Massenets "Thais" sowie die "Hebräische Melodie" des polnisch-jüdischen Komponisten Joseph Achron spielte. Viele der Anwesenden konnten ihre Tränen nicht verbergen.In Flossenbürg sind über 30.000 Menschen aus dreißig Nationen ermordet worden. In der ehemaligen Wäscherei und dem sogenannten Häftlingsbad befindet sich heute das Museum. Die Öffentlichkeit hatte seit 1945 keinen Zutritt zu diesen Räumen.

Andreas Jordan, Juli 2007


In Flossenbürg wurden auch Menschen aus Gelsenkirchen ermordet. Einer der wenigen Überlebenden war Walter Ferber. Walter Ferber wurde am 24.12.1907 in Buer-Erle (heute Gelsenkirchen) geboren.
Gestorben ist Walter Ferber am 13.4.1996 in Lungern, Schweiz. Katholisch, Deutscher. Sohn des Franz Ferber, Bergarbeiter und der Maria Ferber geb. Wimmer, Näherin.
1924-32 kaufmänn. Lehre, Wanderschaft und Mitarbeit bei Zeitungen der Zentrumspartei. 1932 Emigration nach Österreich, Mitarbeiter bei Dietrich von Hildebrands Zeitschrift "Der christl. Ständestaat". 1938-42 in den Konzentrationslagern Dachau und Flossenbürg interniert, dann bei einer Bewährungseinheit der dt. Wehrmacht. 1943 Flucht in die Schweiz, 1946-47 Chefredaktor der Zeitschrift "Neues Abendland", 1948 der "Föderalistischen Hefte". Ferber lebte ab 1950 als Publizist in Singen (Hegau), 1953-96 in Luzern und Sachseln. Er gilt als zentrale Figur des deutschen Föderalismus; sein publizistisches Werk trug zur Aufnahme föderalistischer Prinzipien in das deutsche Grundgesetz bei.

Quelle: Walter Ferber, Historisches Lexikon der Schweiz, Autor: Victor Conzemius