GELSENZENTRUM-Startseite

Gedenkveranstaltung 9. November 2007 in Gelsenkirchen


Gedenken an die Pogrome in der so genannten "Reichskristallnacht" am 9. November 1938

Schweigend bewegt sich der Zug durch Buer

Schweigend bewegt sich der Zug durch Buer

"Deutlich machen: Mit uns nicht!" Rund 350 Menschen gedachten gestern Abend der Opfer der Pogromnacht zum 10. November 1938. Der Oberbürgermeister rief jede und jeden Einzelnen dazu auf, die Demokratie zu verteidigen


Abschlusskundgebung auf dem Gustav-Bär-Platz

Ansprache des Oberbürgermeisters

Ansprache des Oberbürgermeisters

Das Wetter zeigte sich von seiner eher unerfreulichen Seite, als sich am heutigen Abend gegen 18:30 die Teilnehmer des Schweigezuges zum Gedenken an die Pogromnacht vom 9. November 1938, die so genannte "Reichskristallnacht" an der Dorstener Strasse Ecke Nordring in Gelsenkirchen-Buer versammelten. Der Schweigezug, an dem auch Gelsenkirchens Oberbürgermeister teilnahm, zog von dort aus durch die Buersche Innenstadt zum Mahnmal am → Gustav-Bär-Platz, wo die Abschlusskundgebung stattfand.

In seiner Ansprache betonte Gelsenkirchens Oberbürgermeister, "wie wichtig das Übernehmen von Verantwortung ist. Verantwortung dafür, das die schrecklichen Ereignisse wie der Pogromnacht sich niemals mehr wiederholen dürfen." OB Frank Baranowski weiter: "Erinnern ist wichtig, denn wir tragen eine Verantwortung. Nicht für das Geschehen in der Vergangenheit, aber dafür, dass so etwas wie die Verfolgung und Ermordung der Juden nie, nie wieder geschieht."

Besonders beeindruckend war der Auftritt von Nobert Labatzki und Ludwig Baum. Mit der musikalischen Begleitung von Norbert Labatzki auf der Klarinette trug Ludwig Baum jüdische Lieder vor. Der von Ludwig Baum vorgetragene Ausruf des Juden Shylock aus William Shakespeares "Der Kaufmann von Venedig" hinterließ Nachdenklichkeit bei den Zuhörern:

Er hat mich beschimpft, mir 'ne halbe Million gehindert; meinen Verlust belacht, meinen Gewinn bespottet, mein Volk geschmäht, meinen Handel gekreuzt, meine Freunde verleitet, meine Feinde gehetzt. Und was hat er für Grund! Ich bin ein Jude. Wenn ihr uns stecht bluten wir nicht?

Hat nicht ein Jude Augen? Hat nicht ein Jude Hände, Gliedmaßen, Werkzeuge, Sinne, Neigungen, Leidenschaften? Mit derselben Speise genährt, mit denselben Waffen verletzt, denselben Krankheiten unterworfen, mit denselben Mitteln geheilt, gewärmt und gekältet von eben dem Winter und eben dem Sommer, als ein Christ? Wenn ihr uns stecht, bluten wir nicht?

Wenn ihr uns kitzelt, lachen wir nicht? Wenn ihr uns vergiftet, sterben wir nicht? Und wenn ihr uns beleidigt, sollen wir uns dann nicht rächen?"

Nachdenklichkeit bei den Zuhörern

Nachdenklichkeit bei den Zuhörern

Ludwig Baum zitierte aus den Erinnerungen Gelsenkirchener Menschen jüdischen Glaubens an jene Nacht: zum Beispiel Ernst Alexander, → Fred Diament oder → Elli Kamm.

Zum Abschluß der Kundgebung sangen die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung, unter denen sich in diesem Jahr auch viele Jugendliche befanden, gemeinsam das Lagerlied aus dem KZ Börgermoor → Die Moorsoldaten.

Das Institut für Stadtgeschichte verteilte an die Besucher der Gedenkveranstaltung ein Faltblatt mit Informationen zum Mahnmal an der Maelostrasse in Gelsenkirchen-Buer, dem ehemaligen Standort der Buerer Synagoge.

Erfahren Sie mehr:

→ Informationen des ISG zum Mahnmal Maelostraße in Buer.

→ Die Moorsoldaten - Wie das Lied entstand.

Andreas Jordan, November 2007

↑ Seitenanfang