Zitat aus der Rede des Gelsenkirchener Oberbürgermeisters anläßlich des Gedenkens an die Pogromnacht vom 9. November 1938:
(...) Jüdische Friedhöfe erinnern uns auch an die unzähligen Toten des Naziterrors, sie sind aber auch Ausdruck jüdischen Lebens und jüdischer Riten. Der jüdische Glaube geht von der Auferstehung der Toten aus. Deshalb ist es so wichtig, dass die Toten beerdigt werden. Deshalb ist es so wichtig, dass sie für die Ewigkeit bestattet werden, Gräber also nicht wie auf christlichen Friedhöfen nach gewisser Zeit erneut belegt werden. Das wird auch in der Übersetzung des jüdischen Wortes für Friedhof deutlich: "Haus der Ewigkeit".
"Im Tod sind alle Menschen gleich", heißt es. Und deshalb findet man auf jüdischen Friedhöfen häufig sehr ähnliche, schlichte Grabsteine, die selten restauriert werden - mit Absicht, denn so lassen sie den Gang der Zeit erkennen. Von vielen Friedhöfen kann man bis heute auch die Verbrechen ablesen, die im so genannten "Dritten Reich" an den Juden verübt wurden. Man sieht es natürlich an so manchem Todesdatum, aber man kann auch die Spuren der Verwüstungen jüdischer Friedhöfe oft noch erkennen. Auf dem jüdischen Friedhof an der Mühlenstraße in Buer wurden zum Beispiel die Grabsteine beseitigt.
Auf diesem Friedhof hier haben viele Familien, wie Sie vielleicht sehen konnten, auf ihren Grabsteinen Gedenkinschriften anbringen lassen, die an Angehörige erinnern, die während des Nationalsozialismus keine letzte Ruhestätte gefunden haben. Auch erinnert auf diesem Friedhof eine Stele an die Männer, die noch vor den systematischen Deportationen ermordet worden waren, und deren Familien man eine Urne, gegen Nachnahme, zusandte. Das jüdische Friedhöfe geschändet wurden, war nur ein Teil der Verbrechen, die an diesen Deutschen von Deutschen begangen wurden. Als Symbol für die Judenverfolgung steht bis heute der 9. November, die so genannte "Reichskristallnacht".(...)