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Friederich "Fritz" Rahkob

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Mitglied der Widerstandsgruppe Zielasko

Friederidch Fritz Rahkob

Bild: Friederich "Fritz" Rahkob als Soldat im ersten Weltkrieg

Friederich "Fritz" Rahkob wurde am 25. Juli 1885 in der Gemeinde Rotthausen (Bürgermeisterei Stoppenberg im Landkreis Essen) geboren. Er wuchs im elterlichen Haus Rotthausen 134 auf. (Später Wilhelmstraße 7)

Der junge Fritz, so wurde er meistens genannt, erkannte schon recht früh, daß in der aufstrebenden Montanindustrie des Ruhrgebiets höhere Löhne als in der heimischen Landwirtschaft gezahlt wurden. So kam Fritz Rahkob schließlich nach Rotthausen. Nach einem schweren Arbeitsunfall mußte Friederich Rahkob die Arbeit im Bergbau aufgeben. Wie auch nach seiner zweijährigen Militärzeit im 1. Weltkrieg, so fand er schnell wieder Arbeit. Die kommunistische Tageszeitung "Ruhr-Echo" beschäftigte ihn erst als Kassierer, später dann im Versand. Fritz Rahkob wurde schon 1905 in der Arbeiterbewegung aktiv und war 1918 Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrates in Rotthausen.

Nach der Eingemeindung von Rotthausen nach Gelsenkirchen nahm Rahkob vor allem an den Arbeiterkämpfen in Gelsenkirchen teil und wurde Mitglied im Einheitsverband der Bergarbeiter in der RGO. Da er bereits 1920 in die KPD eingetreten war, ließ nach der Machtübergabe an die Nazis seine Verhaftung nicht lange auf sich warten.

Der aktive und in der Bevölkerung anerkannte Kommunist Fritz Rahkob verbrachte die Jahre von 1933 bis 1938 in sogenannter "Schutzhaft". Seine Ehefrau Emma Rahkob, beteiligte sich während der Haft ihres Mannes aktiv am Widerstand. Dafür wurde sie am 20. November 1934 zu zwei Jahren und sechs Monaten Zuchthaus verurteilt. Nach seiner Entlassung lernte Fritz Rahkob den Widerstandskämpfer Franz Zielasko kennen. In der festen Überzeugung, man müsse den Krieg und den Faschismus aktiv bekämpfen, schloß er sich der Widerstandsgruppe um Franz Zielasko an, die in Gladbeck, Oberhausen, Essen und Gelsenkirchen aktiv war. Die Gruppe um Franz Zielasko wurde verraten, im August 1943 verhaftete die Gestapo fast 50 Antifaschisten, darunter auch Fritz Rahkob.

Ausschnitte aus einem Hochzeitsgruppenfoto von 1938 in Enger von Fritz Rahkob und seiner Frau Emma

Ausschnitte aus einem Hochzeitsgruppenfoto von 1938 in Enger von Fritz Rahkob und seiner Frau Emma.

Totenbrief von Fritz Rahkob

Totenbrief von Fritz Rahkob

Zielasko wurde schon bei den Verhören zu Tode gefoltert. Fritz Rahkob und andere Kameraden wurden wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" vom Volksgerichtshof zum Tode verurteilt. Am 24. August 1944 erfolgte Rahkobs Hinrichtung durch Enthauptung. Am Tag der Hinrichtung von Fritz Rahkob wurde auch seine Frau Emma verhaftet. Kurz vor der Deportation in ein Konzentrationslager für Frauen wurde sie von alliierten Truppen aus dem Münchener Polizeigefängnis befreit.

Quelle Ausschnitte Hochzeitsgruppenfoto, Totenbrief, Geburtsurkunde von Fritz Rahkob: Karlheinz Rabas)

Artikel im

Artikel im "Westfälische Volks-Echo" über die Urnenbeisetzung von Fritz Rahkob in Gelsenkirchen

Der Leichnam Rahkobs wurde dem Anatomischen Institut der Universität Tübingen übereignet, wo er zunächst konserviert wurde. Nach der Einäscherung am 1. Juli 1947 in Reutlingen wurde die Urne von alliierte Soldaten nach Gelsenkirchen überführt, wo sie am 14. September 1947 unter großer Anteilnahme der Bevölkerung feierlich auf dem Rotthauser Friedhof beigesetzt wurde. Eine Zeitung, das "Westfälische Volks-Echo", berichtete tags darauf: "Fritz Rahkob ruht in Heimaterde." Nur wenige Tage später berichtete das "Westfälische Volks-Echo" unter der Überschrift "SA marschiert wieder" über nächtliche neofaschistische Zusammenrottungen, die das "Horst Wessel-Lied" gröhlend, durch Gelsenkirchen zogen. Karlheinz Rabas, ein Verwandter von Fritz Rahkob, hat 1947 an der Beisetzung teilgenommen.

Der Fritz-Rahkob-Platz in Gelsenkirchen

Oberbürgermeister Kuhlmann und Fritz Rogowski bei Enthüllung der Gedenktafel für Friederich

Abb.: Oberbürgermeister Kuhlmann und Fritz Rogowski 1987 bei Enthüllung der Gedenktafel für Friederich "Fritz" Rahkob am Platz neben dem Versorgungsamt

"Es gibt eine Vielzahl von Gedenkstätten in Gelsenkirchen, aber keine zu Ehren der Opfer, die aus den Reihen der KPD gebracht wurden. Deshalb bitte ich Sie: Verschließen Sie sich nicht dem Bedürfnis vieler Gelsenkirchener Bürger, eine Straße oder einen Platz nach einem kommunistischen Widerstandskämpfer zu benennen." Diese Worte sprach Franz Rogowski aus Gelsenkirchen-Buer, sechsmal verhaftet, 1944 "zum Erschießen freigegeben" am 8. Mai 1985 im Rat der Stadt Gelsenkirchen. Anlaß war eine Sondersitzung aus Anlaß des 40. Jahrestags der Befreiung von Krieg und Faschismus. Lange tat man sich mit dieser Forderung in Gelsenkirchen schwer, fand schließlich aber die Lösung, indem man je einen Platz nach einem sozialdemokratischen, katholischen und kommunistischen Hitlergegner benannte. Am 30. Januar 1987 entstanden so in Gelsenkirchen der Fritz-Rahkob-, der Margarethe-Zingler- und der Heinrich-König-Platz.


2007. Die Gedenktafel für Friederich 'Fritz' Rahkob am Platz neben dem Versorgungsamt

Abb.: Die Gedenktafel für Friederich 'Fritz' Rahkob am Platz neben dem Versorgungsamt im Jahr 2007

In der Vergangenheit war die Gedenktafel für Friederich Rahkob wiederholt Ziel von Farbschmierereien, zuletzt im Jahr 2007. Auf nebenstehendem Foto deutlich erkennbar die NS-Hassparole "Rotfront verrecke". Mitglieder der Gelsenkirchener Gruppe des VVN/BdA haben die Tafel bereits in anderen Fällen von Farbschmierereien gereinigt. Der oder die Täter konnten bis heute nicht ermittelt werden.

Quellen: Hartmut Hering/Marlies Mrotzek: Antifaschismus ist mehr als eine Gegenbewegung, Gelsenkirchen 1988
Westdeutsches Volks-Echo, 16.9.1947 und 30.9.1947
Foto Zeitungsartikel: Westdeutsches Voksecho vom 16.9.1947, Nr. 65. Stadtarchiv Gelsenkirchen, Personen XXIX

Das Todesurteil

Geburtsurkunde Friederich Rahkob

Abb.: Geburtsurkunde Friederich "Fritz" Rahkob

Friederich Rahkob ist nicht in Röllshausen (Verwaltungsbezirk Ziegenhain) geboren, wie es im Urteil des Volksgerichtshofes fälschlicherweise heißt. Ein Verwandter von Rahkob, Karlheinz Rabas aus Gelsenkirchen-Rotthausen, hat die Geburtsurkunde von Friederich Rahkob beigebracht, demnach ist Rahkob in der Gemeinde Rotthausen, Bürgermeisterei Stoppenberg im Landkreis Essen, geboren. Die Anschrift der elterlichen Wohnung war Rotthausen 134.

Auch die im Urteil genannte Wohnanschrift von Friederich Rahkob weicht von der im Totenbrief genannten Hausnummer 38 ab. Die Steinmetzstraße im Ortsteil Schalke wurde in Otto-Schlimme-Strasse umbenannt, nach 1945 wurde sie erneut umbenannt in Liebfrauenstraße .

 Todesurteil gegen Fritz Rahkob und andere

Todesurteils gegen Fritz Rahkob und andere

Im Namen
des Deutschen Volkes

In der Strafsache gegen

den Helfer Friedrich Rahkob, geboren am 25. Juli 1885 in Röllshausen (Verwaltungsbezirk Ziegenhain) , zuletzt wohnhaft gewesen in Gelsenkirchen, Otto-Schlimmestraße 11,
den Bergmann Paul Bukowski, geboren am 9. April 1898 in Weissenberg (Verwaltungsbezirk Stuhm,) zuletzt wohnhaft gewesen in Gelsenkirchen, Zollvereinstraße 4,
den Bergmann August Brohl, geboren am 8. April 1889 in Gelsenkirchen, zuletzt ebendort, Karl-Kuhnstraße 28, wohnhaft gewesen,
den Bergmann Johann Eichenauer, geboren am 4. März 1889 in Gelsenkirchen, zuletzt in Gelsenkirchen-Horst, Eggemannstraße 158 wohnhaft gewesen,
den Kraftfahrer Rudolf Littack, geboren a, 22. Februar 1890 in Orlen (Verwaltungsbezirk Lötzen) zuletzt wohnhaft gewesen in Gelsenkirchen, Otto-Schlimmestraße 38,
sämtlich zur Zeit in dieser Sache in gerichtlicher Untersuchungshaft,
wegen Vorbereitung zum Hochverrat u.a.
hat der Volksgerichtshof, 2. Senat, auf Grund der Hauptverhandlung vom 20. Juni 1944, an welcher teilgenommen haben
als Richter:
Vizepräsident des Volksgerichtshofes, Dr. Crohne, Vorsitzender,
Kammergerichtsrat Diescher,
Vizeadmiral z.V. von Heimburg,
SS-Brigadeführer Heider,
Generalarbeitsführer Stoll,
als Vertreter des Oberreichsanwaltes:
Amtsgerichtsrat Kreba,
für Recht erkannt:

Die Angeklagten Rahkob, Bukowski und Brohl haben zu einem russischen Fallschirmagenten, der den Wiederaufbau der KPD im Ruhrgebiet betrieb, Verbindung aufgenommen, um sein Vorhaben zu unterstützen und zwar Brohl zu einem Zeitpunkt, als der Agent bereits festgenommen war. Es werden deshalb wegen Vorbereitung zum Hochverrat in Verbindung mit Feindbegünstigung verurteilt.

Rahkob und Bukowski zum
Tode
und lebenslangem Ehrverlust,
Brohl zu 10 - zehn - Jahren Zuchthaus und 10 - zehn -Jahren Ehrverlust unter Anrechnung von 9 - neun Monaten Untersuchungshaft.

Den Angeklagten Eichenauer und Litteck ist eine strafbare Handlung nicht nachgewiesen. Sie werden daher freigesprochen.

Die Kosten des Verfahrens tragen die verurteilten Angeklagten, soweit Verurteilung erfolgt ist, im übrigen die Reichskasse.

Gründe.

1.) Der Angeklagte R a h k o b war nach der Schulentlassung in der Landwirtschaft tätig, kam dann aber nach Gelsenkirchen und wurde Bergmann. Er nahm am Weltkriege von 1914 bis 1916 teil, erlitt eine Verwundung und nahm nach seiner Entlassung aus der Wehrmacht seine frühere Tätigkeit wieder auf. Infolge eines Betriebsunfalls mußte er die Arbeit als Bergmann aufgeben und fand bei der kommunistischen Tageszeitung "Das Ruhrecho" Beschäftigung als Kassierer und später als Expedient. Im Jahre 1920 trat er dtr KPD bei. Auch wurde er Mitglied der RGO. Nach der Machtübernahme wurde er in Schutzhaft genommen, in der er bis zum Jahre 1938 verblieb. Von da ab bis zu seiner Verhaftung war er auf der Baustelle eines Düsseldorfer Unternehmens tätig, zuletzt als Magazinverwalter.

Rahkob ist verheiratet. Aus der Ehe sind zwei Kinder hervorgegangen. Sein Sohn befindet sich zur Zeit bei der Wehrmacht.

2.) Der Angeklagte B u k o w s k i wurde nach dem Besuch der Volksschule Bergmann. Er ist seit 1938 auf der Zeche Zollverein beschäftigt.

Niederschrift der Vollstreckung des Todesurteils gegen Fritz Rahkob

Niederschrift der Vollstreckung des Todesurteils gegen Fritz Rahkob

Niederschrift der Vollstreckung des Todesurteils gegen Fritz Rahkob

Quelle Niederschrift der Vollstreckung: Bundesarchiv

Rien Ditzel: Mit Fritz Rahkob in der Todeszelle

Eine Straße in Deventer wurde nach Rien Ditzel benannt, in Gelsenkirchen gibt es den Fritz-Rahkob-Platz. (Foto: Johan van der Veen)

Abb.: Rien Ditzelstraat in Deventer, Niederlande. (Foto: Lotti Baumann)

Andreas Jordan | 14. Juni 2019 | Gelsenzentrum

Die kommunistischen Widerstandskämpfer Rien Ditzel aus dem niederländischen Deventer und der Gelsenkirchener Fritz Rahkob haben 1944 in Stuttgart gemeinsam mehrere Wochen in einer Todeszelle gesessen. Johan van der Veen, Historiker und Mitglied der Arbeitsgruppe “Vergessener Widerstand Deventer“, entdeckte im April 2019 im Zuge seiner Recherchen für die Biografie von Marinus Ditzel die Verbindung zwischen Fritz Rahkob und Rien Ditzel.

Fritz Rahkob wurde am 24. August 1944 dort mit dem Fallbeil ermordet, Rien Ditzel gelang bei einem alliierten Luftangriff die Flucht. Ditzels Bericht über seine Zeit mit Fritz Rahkob in der Todeszelle wurde 1947 unter dem Titel 'Todeskandidat' in der Monatsschrift 'Politiek en Cultuur' veröffentlicht, hier als PDF-Datei in deutscher Übersetzung abrufbar. In Gelsenkirchen ist ein Platz nach Fritz Rahkob benannt, an der Schalker Liebfrauenstraße erinnert ein Stolperstein an den mutigen Widerstandskämpfer Fritz Rahkob.

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Andreas Jordan Juli 2010. Nachtrag Juli 2019

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