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Peter August Blandenier

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Minoriten-Frater Peter August Blandenier - Opfer nationalsozialistischer Verfolgung

Peter August BlandenierPeter August Blandenier 1938, Foto aus dem Meldungsbuch der Universität Wien

Peter August Blandenier wurde am 19. November 1905 in Gelsenkirchen als Sohn des Reisenden August Blandenier und dessen Frau Karoline, geb. Gantenberg in der elterlichen Wohnung im Haus Bochumer Straße 53 geboren.[1] Von 1928-1932 war Blandenier Schüler am Clementinum Aschaffenburg, am 22. März 1934 legte er die Reifeprüfung am Humanistischen Gymnasium Münnerstadt ab.[2][3] Sein Noviziat begann Blandenier am 19. Oktober 1937 im Menoriten-Konvent in Asparn an der Zaya/Niederösterreich. Ein Jahr später, 19. Oktober 1938, legte er das Gelübde als Minoritenfrater ab. Am 9. November 1938 schrieb er sich als Student der Theologie an der Universität Wien ein (Katholisch-Theologische Fakultät). Etwa zur gleichen Zeit schloß sich Peter August Blandenier der monarchistischen Widerstandsgruppe um Wilhelm von Hebra an. Ebenso schlossen sich die Kleriker Frater Otto Joseph Pinzenöhler, Frater Beda Land und Frater Franz Hierzer der Widerstandsgruppe an, eingeführt wurden sie von dem Medizinstudent Karl Alfons Portele. Gemeinsam plante man am Wiener Minoriten-Konvent an der Alserstraße Flugblatt-Aktionen. Beda Land und Franz Hierzer zogen sich jedoch schon bald wieder von der Gruppe zurück.

In einem von Hebra im November 1938 verfassten Flugblatt, mit "Östfrei" (Österreich frei) unterzeichneten Flugblatt hieß es: "Österreich ist nicht ein Teil des Deutschen Reichs, sondern ein durch Lüge und Gewalt erobertes, durch Tyrannei festgehaltenes, jedes Rechts beraubtes, gequältes und gepeinigtes Land. Wir Österreicher sind durch Geschichte und Kultur, in Geist und Gesinnung, in Charakter und Lebensform von den anderen Deutschen unterschieden, den Preußen gegensätzlich. Wir sind eine eigene Nation: die österreichische Nation." Zum Druck fehlten zu der Zeit jedoch die finanziellen Mittel.

Peter August Blandenier, erkennungsdienstliches Foto der Stapo-Leitstelle WienPeter August Blandenier. Eerkennungsdienstliches Foto der Stapo-Leitstelle Wien

Der in die Widerstandsgruppe eingeschleuste Spitzel Franz Paiha [4] lieferte die entsprechenden Informationen an die Gestapo. Ende März 1939 schlug die Gestapo dann zu und verhaftete rund 20 Mitglieder der Widerstandsgruppe. Von Hebra, Blandenier und andere Mitglieder der Widerstandsgruppe wurden verhaftet. Blandenier kam am 31. März 1939 wegen des dringenden Tatverdachts der Staatsgefährdung und des Hochverrats in so genannte "Schutzhaft". Pinzenöhler (1910-1991) wurde am 18. April 1939 festgenommen und am 15. November 1943 vom "Volksgerichtshof" wegen "Vorbereitung zum Hochverrat" zu 4 Jahren Zuchthaus verurteilt. Josef Pinzenöhler war bis 16. Dezember 1943 in Haft. Andere Mitglieder der Gruppe Hebra wurden ebenfalls zu langen Freiheitsstrafen verurteilt. Wilhelm von Hebra wurde 1943 wegen "Vorbereitung zum Hochverrat und Feindbegünstigung" zum Tode verurteilt und am 18. Februar 1944 in München-Stadelheim hingerichtet.[5][6]

Das Verfahren gegen Blandenier wurde wegen Mangel an Beweisen am 20. Dezember 1939 eingestellt. Am 4. März 1940 wurde Blandennier erneut von der Gestapo verhaftet, da lt. Gestapo-Akten "zu befürchten sei, daß er sich auch weiterhin staatsfeindlich verhalten werde. Am 4. Mai 1940 wurde Peter August Blandenier in das KZ Dachau eingeliefert. Dort starb Blandenier (Häftlingsnummer 7203) am 20. April 1941, die Umstände seines Todes und die Todesursache sind unbekannt.[7] Die Verwaltung des KZ Dachau fragte bei dem Minoriten-Provinzial Johann Fischer an, wohin die Urne des Verstorbenen geschickt werden soll.

Die  Gedenktafel in Wien erinnert Peter August Blandenier

1986 wurde in der Kapelle des Hl. Maximilian Kolbe - er war Blandeniers großer Konfrater - in der Pfarrkriche Alser Vorstadt an der Alserstraße 17 im VIII. Wiener Bezirk eine Gedenktafel durch Domkurat Josef Pinzenöhler zur Erinnerung an Peter August Blandenier eingeweiht. Später wurde die Tafel in den Kreuzgang neben dem großen Kreuz verlegt.

Zum Gedenken an den
Profess-Kleriker der österr. Minoritenprovinz

Ven. Fr. Peter Blandenier

geb. am 19. Nov. 1905 in Gelsenkirchen/Westfalen
gestorben um seiner Überzeugung willen
im KZ Dachau am 20. April 1941

R.I.P.

Höre, Herr, die gerechte Sache,
habe acht auf mein Rufen
nimm auf mein Gebet,
es kommt von lauteren Lippen.
Von deinem Angesicht ergehe mein Urteil,
deine Augen schauen das Recht. Pa 17/1-2

Quellen und Anmerkungen

[1] Geburtsurkunde Nr. 1607 (G1) StA Gelsenkirchen
[2] Polizeiliche Abmeldung, Stadtarchiv Münnerstadt
[3] Einschreibebogen, Reifezeugnis,Presonalbogen, Schularchiv Gymnasium Münnerstadt
[4] Franz Paiher war von 1923-1930 Polizeibeamter. Nach der Machtergreifung wurde er von der Gestapo aufgefordert, bei der Überwachung mitzuwirken. Durch ihn flog die Widerstandsgruppe Hebra auf. Franz Paiha wurde vom Volksgericht Wien am 19. November 1946 wegen Illegalität und der Denunziation von Mitgliedern einer Widerstandsgruppe im Herbst 1938 bzw. Frühjahr 1939 in Wien (einer der Denunzierten - es handelt sich um Wilhelm von Hebra - wurde zum Tode verurteilt) zu 20 Jahren schweren Kerkers verurteilt. Strafende: 24. Januar 1966 (LG Wien Vg 8a Vr 1592/46). Siehe dazu auch: DÖW V166/1-20 (FStN-Mikrofilm Nr. 1036).
[5] Irene Stuiber: Hingerichtet in München-Stadelheim: Opfer nationalsozialistischer Verfolgung, S. 51-52 ff.
[6] Nicht mehr anonym - Fotos und Eckdaten zu Biografie und biografische Verfolgung aus der Erkennungsdienstlichen Kartei der Gestapo Wien http://www.doew.at/php/gestapo/index.php?c=detail&l=de&id=746 (Abruf 11/2011)
[7] KZ Gedenkstätte Dachau Sterbeurkunde Dachau 1941, ID 1388D
Minoriten (OFM Conv.) in Österreich: http://www.minoriten.at/inhalt/wer/Mitbr%C3%BCder%20in%20der%20NS-Zeit.html
Gedenkbuch für die Opfer des Nationalsozialismus an der Universität Wien 1938: http://gedenkbuch.univie.ac.at/index.php?person_single_id=40854 (Abruf 11/2011)
http://www.nachkriegsjustiz.at/vgew/1080_alserstrasseminoriten.php (Abruf 11/2011)
Literatur: Irmtraud Karlsson, Manfred Kerry u. Tina Walzer (Hg.), … lebte in der Josefstadt: Steine der Erinnerung 1938-1945, Wien 2008.

Recherche: Joseph P. Krause, Andreas Jordan


Andreas Jordan, November 2011

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