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Der 9. Mai 2009 - ein besonderer Jahrestag

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Zu Besuch bei Lew Belogolowski, jüdischer Veteran des Zweiten Weltkrieges

Bild: Lew Belogolowski, in Gelsenkirchen lebender jüdischer Veteran des zweiten Weltkrieges

Abb.: Lew Belogolowski, in Gelsenkirchen lebender jüdischer Veteran des zweiten Weltkrieges

Der "Tag des Sieges" wird am 9. Mai auch in Gelsenkirchen begangen. Dieser Tag ist der wichtigste Tag im Jahr für viele der Menschen, die aus der ehemaligen Sowjwetunion zu uns nach Deutschland, nach Gelsenkirchen gekommen sind. Es ist ein Tag, an dem sie der Toten gedenken und die Kriegsveteranen ehren, der sie aber auch mit Stolz auf ihre Geschichte zurückblicken läßt.

Am 9. Mai, dem 'Tag des Sieges' besuchten Andreas und Heike Jordan stellvetretend für GELSENZENTRUM und den jüdischen Kulturverein KINOR den in Gelsenkirchen lebenden jüdischen Kriegsveteran Lew Belogolowski, um Grußworte zu überbringen. Die Idee hierzu hatte Elena Gubenko vom Jüdischen Kulturverein KINOR, die auch den Kontakt zur Familie Belogolowski herstellte und die Informationen über die Veteranen recherchierte.

Sehr geehrter Herr Belogolowski,

Gelsenkirchen, 9. Mai 2009

zum 64. Jahrestag des Sieges Russland im "Großen Vaterländischen Krieg" über Nazi-Deutschland übermitteln wir Ihnen die herzlichsten Glückwünsche! Menschen wie sie haben unter Einsatz ihres Lebens zum Sieg über den Faschismus, der Befreiung vom Nationalsozialismus beigetragen. Wir wollen ihnen an diesem besonderen Tag als nachfolgende Generation unseren Dank aussprechen, denn dieser Tag ist der Tag der Befreiung für Millionen unterdrückter und verfolgter Menschen durch Nazi-Deutschland.


Jüdische Kriegsveteranen

Von links: Ewgen Belogolowski und sein Vater Lew zusammen mit Andreas Jordan

Abb.: Von links: Vater und Sohn zusammen mit Andreas Jordan

Von ursprünglich 10 in Gelsenkirchen lebenden jüdischen Kriegsveteranen, 7 sind mittlerweile verstorben, ist Lew Belogolowski einer der letzten noch lebenden Veteranen in Gelsenkirchen. Lew Belogolowski hat als Soldat im Offiziersrang in der Roten Armee auch für die Befreiung Nazi-Deutschlands gekämpft, dabei wurde er zweimal verwundet. Von den Männern seines Jahrgangs sind nur drei Prozent heimgekehrt. Nach dem Krieg arbeitete Lew Belogolowski bis zur Rente als Dipl. Ökonom im Bereich Einkauf in Kiew. Der am 28. Mai 1923 im Gebiet Vinnitsa, Ukraine geborene Belogolowski hatte als Jude kein leichtes Leben in der damaligen Ukraine. Das alte Synagogengebäude in Kiew wurde zum Beispiel als Staatspuppentheater genutzt, der Alltag der jüdischen Menschen war stark von Antisemitismus geprägt. Lew Belogolwski, der 1992 als sogenannter "Kontingentflüchtling" nach Deutschland kam, hat einen in Deutschland lebenden Sohn, seine Tochter lebt in Israel.

Zu Besuch

Wir wurden ganz herzlich empfangen. Der Sohn von Herrn Belogolowski übersetzte unsere Grußworte. Dann wurde Gebäck und Kaffee gereicht und Herr Belogolowski erzählte uns von seinem Leben.

"1941 zu Kriegsbeginn war ich gerade 18 Jahre alt. Ich habe die Panzerschlacht bei Kursk mitgemacht, dort bin ich schwer verwundet worden. Ich bin fast verbrannt, hatte schwere Verbrennungen am Rücken, lag damals acht Monate im Hospital. Ich war 20 Jahre alt - acht Monate mußte ich dort liegen. Als es mir besser ging, sah ich, wie hübsch die Krankenschwestern doch waren", dabei lächelt der 85jährige Veteran verschmitzt.

Lew Belogolowski ist ein ganz bescheidener, freundlicher alter Herr. Es scheint Ihm fast unangehm, als er uns seine Orden zeigt. "Ich bin kein Held" sagt Lew Belogolowski. "In Lettland bin ich ein zweites Mal verwundet woren, da hat es aber nur zwei Monate gedauert. Dann war der Krieg vorbei. 1946 habe ich dann meine Frau geheiratet. Wir waren 62 Jahre und 4 Monate zusammen, bis sie vor einem Jahr nach langer Krankheit starb. Wir haben zusammen 2 Kinder, 2 Enkelinnen und 2 Urenkel. Darauf bin ich sehr stolz".

Lew Belogolowski im Interview mit GELSENZENTRUM

Herr Belogolowski, wie geht es Ihnen heute, wie fühlen Sie sich an diesem besonderen Tag, dem 9. Mai 2009?

Ich habe vor einigen Tagen das erstemal nach 64 Jahren wieder Berlin besucht. Berlin ist schön, um den Reichstag hat sich natürlich viel verändert. Ich bin noch immer beindruckt. Mit dieser Reise nach Berlin hat sich für mich ein Traum erfüllt.

Wie denken Sie heute über den 2. Weltkrieg?

Es war eine schwierige Zeit, eine schwierige Zeit für alle Nationen, besonders schlimm hat es das jüdische Volk getroffen.

Sie leben seit 1992 hier, mit welchen Erwartungen kamen Sie nach Deutschland?

Die Familie ist 1992 nach Deutschland gegangen, ich hatte gemischte Gefühle dabei, verbanden mich doch mit Deutschland die Erinnerungen an den Krieg.

Wie haben Sie die ersten Jahre hier erlebt?

Ich hatte Sprachschwierigkeiten, es war nicht einfach, sich zu verständigen. Doch war und bin ich sehr zufrieden hier. Die Leute, mit denen ich zu tun hatte und habe, sind sehr nett. Regelmäßig besuche ich die Synagoge.

Welche Erfahrungen haben Sie mit Deutschen gemacht?

Es sind freundliche Menschen hier. Es gibt auf der ganzen Welt "Solche und Solche".

Fühlen Sie sich in Gelsenkirchen zuhause?

Ja, ich fühle mich in Gelsenkirchen zu Hause. Hier sind meine Kinder. Wo meine Kinder sind, da bin ich zuhause, da bin ich glücklich.

Würden sie wieder nach Russland zurück gehen?

Nur wenn die Kinder mitgingen, wir haben keine großen Wurzeln in Russland".

Haben Sie hier Antisemitische oder Neofaschistische Anfeindungen erleben müssen?

Nein, nicht in massiver Form. Nur einmal, da war ich auf der Straße, da kam ein Betrunkener auf mich zu und schrie "Deutschland den Deutschen...." Mit meinem Regenschirm, den ich in der Hand hatte, drohte ich dem Betrunkenen, worauf dieser Ruhe gab.

Welche Wünsche für die Zukunft haben Sie?

Allen Menschen auf dieser Erde wünsche ich ihr Auskommen, Gesundheit und vor allem Frieden.

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9. Mai 2009

An diesem Tag, dem 9. Mai 2009 gedenken wir der Opfer des zweiten Weltkrieges. Wir gedenken der russischen Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die in Gelsenkirchen und anderswo Ihr Leben gelassen haben. Wir gedenken der verstorbenen Veteranen und Veteraninnen, die Ihren Lebensabend in Gelsenkirchen verbracht haben.

Bild: Heike Jordan von GELSENZENTRUM legt Blumen am Denkmal für russische Kriegsgefangene und Fremdarbeiter auf dem Friedhof Horst-Süd nieder.

Vater und Tochter gedenken der Toten.

Abb.: Auch im Namen des Gelsenzentrum e.V. werden Blumen am Denkmal für russische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof Horst-Süd niedergelegt. Rechts: Gelsenkirchener Bürger gedenken der Toten

Jüdische Veteranen der Roten Armee

Sie kämpften im zweiten Weltkrieg auch für die Befreiung Nazi-Deutschlands, die Jüdische Veteranen der Roten Armee. In Neunziger Jahren sind viele dieser Menschen aus der ehemaligen Sowjetunion zu uns gekommen. Einige haben ihren Lebensabend in Gelsenkirchen verbracht.

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Gelsenzentrum e.V, Mai 2009

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