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Kein Kinderspiel - jüdische Kinder im zweiten Weltkrieg

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Ausstellung findet bereits zum zweiten Male in Gelsenkirchen statt

Das Bärchen Arosall

Das Foto auf dem Plakat wirkt ausgesprochen irritierend: Ein Teddybär in KZ-Häftlingskluft – was hat das zu bedeuten? Beim näheren Hinschauen wandelt sich das Befremden aber rasch in großes Interesse. Schließlich wird hier auf die zutiefst anrührende Ausstellung „Kein Kinderspiel" hingewiesen. Am 8. Juni 2009 um 10:00 ist die Ausstellung “Kein Kinderspiel - Jüdische Kinder während des zweiten Weltkrieges” eröffnet worden, die bis zum 24. Juni 2009 in der Gesamtschule Berger-Feld gezeigt wird. Erzählt und gezeigt werden die Lebensgeschichten jüdischer Kinder vor und während des Weltkriegs und Spielzeuge, welche die Kinder während der nationalsozialistischen Verfolgung begleiteten, so wie das Bärchen Arosall.

"Ich bin ein echter Glücksvogel"

Das ist der Titel eines Films, in dem Joop Levy, Überlebender des Holocaust, im Gespräch mit drei Schülerinnen auf eine ganz besonders warmherzige und einfühlsame Weise von seiner Kindheit erzählt. Und auch die Geschichte seines Spielzeugs, das ihn begleitete. Das Flugzeug.

Das Bärchen Arosall

Michael Floersheim war vier Jahre alt, als er mit seiner Familie ins Lager Westerbork musste. Er durfte ein Spielzeug mitnehmen, und das war sein Bär. Von Westerbork wurde er in das Konzentrationslager Bergen Belsen deportiert. Dort war der Bär sein einziger Freund. Nach der Befreiung ging der Bär verloren. 1970 machte er in Arosa in der Schweiz Ferien und sah zufällig ein Bärchen, das genau so aussah wie sein verlorenes. Er kaufte das Bärchen und nannte es Arosall. Das Pelzmäntelchen hat er in Israel für den Bären anfertigen lassen. Bis zu seinem Tode 1992 trug er Arosall immer bei sich.

Für Schüler und Gäste besteht am Dienstag, den 9. Juni 2009 im Rahmen der Ausstellung die Möglichkeit einer persönlichen Begegnung mit Joop Levy. Anmeldungen hierfür nimmt Frau Neubauer, Sekretariat der Schule, entgegen. Telefon: 4509011

→ Fotogalerie von der Ausstellung 2009 auf DerWesten / WAZ online

Hintergrundinformationen zur Ausstellung

In dieser Ausstellung geht es um die schlimmen Lebensumstände jüdischer Mädchen und Jungen in der Nazizeit. Zielgruppe sind daher vor allem ihre Altersgenossen in der heutigen Zeit. Besonders empfohlen für Schulklassen (ab Klasse 4) und Jugendgruppen.

Die Ausstellung „Kein Kinderspiel" wurde von der „Stichting Vrienden van Yad Vashem Nederland" und Joop Levy, der als Kind selbst vor den Nazis in den Niederlanden "untertauchen" musste, zusammengestellt. Auf 15 Tafeln ist die trostlose Lebensgeschichte jüdischer Kinder vor dem und während des Zweiten Weltkrieges dargestellt. Auch diese Mädchen und Jungen wurden von den Nazis als minderwertig diffamiert, vom Leben in ihren Wohnorten abgeschnitten, öffentlich beschimpft und verstoßen und zum Schluss sogar, wie fast alle ihre Verwandten, deportiert. Viele kamen dann in den Konzentrationslagern um, andere wiederum überlebten die Verfolgung in Verstecken.

Nur ganz wenige kümmerliche Spielzeuge dieser Kinder sind erhalten geblieben. Aber gerade die in der Ausstellung gezeigten Exponate aus verschiedenen Ländern Europas – versehen mit „Erzähltexten" der Besitzer und ergänzt um Fotos – vermitteln eindringliche Geschichten: Von dem jüdischen Puppenfabrikanten, der plötzlich nur noch Puppen für jüdische Kinder machen durfte und an die Kleider dieser Puppen einen gelben Stern nähen musste; vom „Ghettopoly" (einem Monopolyspiel über das Ghetto Theresienstadt) und von einem Knuffelbären, der auch eine Lagerkleidung tragen musste.

Oft war dies das einzige Spielzeug der Kinder – eine Erinnerung an das Leben vor dem Naziterror und Trost in einsamen Stunden. Die Ausstellung war ursprünglich nur für ein Jahr und nur für niederländische Kinder unter dem Titel „Geen kinderspel" zusammengestellt worden. Auf Wunsch der „Stichting Vrienden von Kolle Kaal" kam sie 2005 erstmals auch nach Deutschland. Für die Begleitung der Ausstellung zeichnet stets Joop Levy von der „Stichting Vrienden van Yad Vashem Nederland" verantwortlich. Sein Spielzeug, ein Holzflugzeug, ist in der Ausstellung zu sehen. Bei der Eröffnung der Ausstellung am 6. November 2008 um 10.30 Uhr im Borkener Kreishaus wird er im Beisein von Landrat Gerd Wiesmann und Sixtina Harris den dann anwesenden Schülerinnen und Schülern über seine Kindheit in den von den Deutschen während des 2. Weltkrieges besetzten Niederlanden berichten.

Zur Ausstellung wurde auch didaktisches Material erarbeitet, u. a. eine DVD mit dem Titel „Ich bin ein echter Glücksvogel", in der Joop Levy in Bezug auf sein Holzflugzeug mit drei Schülerinnen über seine von schlimmen Erlebnissen geprägte Jugendzeit spricht.

Sixtina Harris von der „Stichting Vrienden von Kolle Kaal" lädt alle Bürgerinnen und Bürger, insbesondere auch Schulklassen und Jugendgruppen, herzlich ein, die Ausstellung zu besuchen. Dabei weist sie ausdrücklich darauf hin, dass es für Gruppen Führungen gibt.

Vgl: www.tourismus-kreis-borken.de

Andreas Jordan, Juni 2009


Nachfolgend eine Fotostrecke mit Bildern von Exponaten, die Aufnahmen sind mit freundlicher Genehmigung von Frau Sixtina Harris bereits beim Besuch 2007 entstanden.

Dieses Flugzeug gehört Joop Lewy.

Das Flugzeug von Joop Levy

Das Püppchen mit dem Judenstern.

Das Püppchen mit dem Judenstern.

Das Bärchen Arosall

Das Bärchen Arosall

Michael Floersheim war vier Jahre alt, als er mit seiner Familie ins Lager Westerbork musste. Er durfte ein Spielzeug mitnehmen, und das war sein Bär. Von Westerbork wurde er in das Konzentrationslager Bergen Belsen deportiert. Dort war der Bär sein einziger Freund. Nach der Befreiung ging der Bär verloren. 1970 machte er in Arosa in der Schweiz Ferien und sah zufällig ein Bärchen, das genau so aussah wie sein verlorenes. Er kaufte das Bärchen und nannte es Arosall. Das Pelzmäntelchen hat er in Israel für den Bären anfertigen lassen. Bis zu seinem Tode 1992 trug er Arosall immer bei sich.


Ghettopoly auf der Basis von Theresienstadt.

Ghettopoly

Die Puppe Susie

Die Puppe Susie Die Puppe Susie, sie war auch Kamerad

Kinderzeichnungen - der erlebte Alltag.

Kinderzeichnungen

Februar 2007: Ausstellung "Kein Kinderspiel" im Consoltheater Gelsenkirchen-Bismarck

GELSENZENTRUM und der VVN/BdA Gelsenkirchen besuchten die Ausstellung

Am Freitag nachmittag besuchten wir gemeinsam die Ausstellung "Kein Kinderspiel - jüdische Kinder im zweiten Weltkrieg" im Consoltheater. Der Initiator, Herr Joop Lewy von der Stichting Vrienden van Yad Vashem, kann nicht an allen Tagen anwesend sein, so führte uns Frau Harris durch die Ausstellung. Nach einer herzlichen Begrüßung erfuhren wir, wie die Idee für diese Ausstellung begann und wie erfolgreich das Projekt wurde. Frau Harris erzählte, wie stark sich die Kinder über das Spielzeug mit den Themen der Ausstellung auseinandersetzten. Bei Erwachsenen sei dieser Effekt auch beobachtet worden: Ein Besucher kam immer wieder in die Ausstellung. Darauf angesprochen, sagte er nur: "Ich war in Auschwitz". Im weiteren Gespräch kam heraus, das er sein ganzes Leben geschwiegen hatte, geschwiegen darüber, was er in Auschwitz während seiner Inhaftierung erleben musste. Er konnte nicht darüber reden, erst über die Spielzeuge fand er den Weg, über das Erlebte zu sprechen. Nach dem spannenden Einführungsgespräch wurde uns der Film "Ich bin ein echter Glücksvogel" vorgeführt. Herr Joop Levy schildert im Gespräch mit drei Schülerinnen auf eine ganz besonders warmherzige und einfühlsame Weise seine persönliche Geschichte. Und auch die Geschichte seines Spielzeugs, das ihn begleitete. Das Flugzeug.

Geplant war ein Jahr, nun geht die Ausstellung schon ins siebte Jahr, sagte Frau Harris voller Begeisterung. "Kein Kinderspiel" ist zweisprachig, Niederländisch und Deutsch. Auf 15 von Yad Vashem Jerusalem erstellten Tafeln werden die Lebensumstände jüdischer Kinder dokumentiert. In mehreren Schaukästen werden Spielzeuge ausgestellt. Eine beeindruckende Dokumentation, die den schrittweise Entzug der Freiheit, den Weg in die Verstecke, in denen diese Kinder die Verfolgung überlebten, anschaulich beschreibt.

Die Ausstellung "Kein Kinderspiel" vermittelt einen Eindruck vom Leben jüdischer Kinder während des Zweiten Weltkrieges: von ihrer Verfolgung, ihrem Leben im Versteck und ihrem Spielzeug. Ferner wird gezeigt, wie jüdische und nicht-jüdische Mitbürger diese Kinder versteckten, wie Menschen ihr eigenes Leben in Gefahr brachten um Juden zu helfen, wie sie ihre Rationen mit ihnen teilten. Weitere Infos und Bilder finden Sie auf der Internetpräsenz der jüdischen Gemeinde Enschede, Niederlande.

→ Euregionales Zentrum für Jüdische Geschichte und Kultur


Andreas Jordan, Februar 2007

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