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Der "Reichsjugendführer" Arthur Axmann

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Artur Axmann alias "Erich Siewert"

Arthur Axmann, ab 1. Mai 1940 wurde er Stellvertreter des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und am 8. August 1940 dessen Nachfolger.Abb.: Arthur Axmann, ab 1. Mai 1940 wurde er Stellver- treter des Reichsjugendführers Baldur von Schirach, am 8. August 1940 dessen Nachfolger.

Artur Axmann alias "Erich Siewert", wurde am 18. Februar 1913 in Hagen/Westfalen geboren. Axmann war ein nationalsozialistischer Funktionär und Reichsjugendführer in der Zeit des Nationalsozialismus. Arthur Axmann, der letzte Reichsjugendführer der HJ, lebte ab 1949 mit Frau und zwei Kindern viele Jahre in Gelsenkirchen-Horst, Jenbacherstr. 17, arbeitete dort als Vertreter einer Kaffee-Firma. In Nürnberg als "Hauptschuldiger" eingestuft, mußte sich der einarmige Axmann alle drei Monate bei der Polizei melden. Er starb am 24. Oktober 1996 in Berlin.

Axmann, Jüngster von fünf Geschwistern, zog 1916 mit der Familie nach Berlin-Wedding, wo sein Vater bis zu seinem Tod 1918 als Versicherungsangestellter arbeitete. 1919 eingeschult, wurde Axmann 1921 wegen herausragender schulischer Leistungen in eine Förderklasse versetzt und wechselte 1922 in eine Oberrealschule, für die er ein Stipendium erhalten hatte. Im November 1928 trat Axmann in die Hitler-Jugend (HJ) ein, nachdem er am 14. September dieses Jahres durch eine Ansprache von Joseph Goebbels auf die Nationalsozialisten aufmerksam geworden war. Kurz darauf wurde er HJ-Führer im Bezirk Wedding und aktives Mitglied des NS-Schülerbundes, den er 1931 nach seinem Abitur wieder verließ. An der Berliner Universität studierte Axmann Volkswirtschaft, Staats- und Rechtswissenschaft. Nachdem seine Mutter im Sommer 1931 arbeitslos geworden war, unterbrach er das Studium, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Im September 1931 trat er in die NSDAP ein, 1932 wurde er in die Reichsleitung der HJ berufen und übernahm die Organisation der Betriebs- und Berufsschulzellen.

Ab Mai 1933 war Axmann Gebietsführer und Leiter des Sozialen Amts der Reichsjugendführung, im November 1934 übernahm er die Führung der HJ in Berlin, im Juli 1936 wurde er Leiter des Reichsberufswettkampfes. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs verlor Axmann als Soldat den rechten Arm. Am 1. Mai 1940 wurde er Stellvertreter des Reichsjugendführers Baldur von Schirach und am 8. August 1940 dessen Nachfolger. Er trieb die militärische Organisation der HJ voran, widmete den HJ-Streifendienst zu einer Nachwuchs- und Rekrutierungsorganisation für die Waffen-SS um. Seit Oktober 1941 war er Mitglied des Reichstages, Wahlkreis Ostpreußen. Auf eine Idee Axmanns ging die Aufstellung der 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend" zurück, die 1943 aus Freiwilligen der Hitlerjugend, mehrheitlich 17 Jahre alt, gebildet wurde. Hitler begrüßte Axmanns Initiative und erwartete von derartigen Divisionen, dass sie "sich phantastisch schlagen werden, weil die einen wunderbar idealistischen Geist haben". Die SS-Division wurde später bei der Invasion der Alliierten in der Normandie eingesetzt.

In den letzten Kriegswochen kommandierte Axmann improvisierte Einheiten der HJ als Teil des Volkssturms zum Einsatz gegen die sowjetische Armee auf den Seelower Höhen und beim Endkampf um Berlin. Kurz nach dem Suizid Hitlers am 30. April 1945 verließ er zusammen mit Martin Bormann und Hitler-Arzt Ludwig Stumpfegger den Führerbunker und floh aus Berlin. Nach Aussage des SS-Offiziers Johann Rattenhuber soll er zuvor noch die Pistole, mit der sich Hitler erschossen hatte, an sich genommen haben. Später fand Axmann nach eigenen Angaben die Leichen Bormanns und Stumpfeggers nahe dem Lehrter Bahnhof. Mit Redakteuren eines deutschen Nachrichtenmagazins ging er 1995 kurz vor seinem Tod nochmal den Fluchtweg ab.

Nach dem Krieg wurde Axmann offiziell für tot erklärt, lebte jedoch unter dem Decknamen Erich Siewert unerkannt in Mecklenburg-Vorpommern, bis er im Dezember 1945 in Lübeck verhaftet wurde, nachdem er Kontakt zu ehemaligen Funktionären der HJ und der NSDAP aufgenommen hatte. Im Oktober 1946 wurde Axmann kurzzeitig aus der Haft entlassen, im Juli 1947 jedoch erneut inhaftiert und verhört. Im April 1949 wurde er im Entnazifizierungsverfahren als "Hauptschuldiger" zu über drei Jahren Arbeitslager verurteilt, auf die jedoch die Untersuchungshaft angerechnet wurde.

Am 19. August 1958 verurteilte ein Berliner Gericht Axmann wegen "Verhetzung der Jugend" zu einer Geldstrafe von 35.000 DM, die Axmann durch den Verkauf mehrerer Berliner Grundstücke aufbringen konnte. Ein von ihm gegründetes Handelsunternehmen musste 1960 wegen schlechter Auftragslage schließen. Von 1971 bis 1976 plante er auf Gran Canaria für ein spanisches Unternehmen ein Freizeitzentrum. Nach 1976 lebte er in Berlin, zog sich ab 1985 nach seiner Übersiedlung nach Berlin aus dem Berufsleben zurück. Er pflegt Kontakte aus HJ-Zeiten und arbeitete an seinen Memoiren. 1994 erscheint eine vierteilige Kassettenedition unter dem Titel "Schicksalsjahre der Hitlerjugend", Axmanns Memoiren erschienen 1995 unter dem Titel "Das kann doch nicht das Ende sein".

Quellen:
https://www.dhm.de/lemo/biografie/arthur-axmann
Der Spiegel 13/1951 vom 27.03.1951
Focus Nr. 36, 1996
Wikipedia

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Andreas Jordan, Juni 2008

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