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Aus der Schule ins KZ

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Das kurze Leben der Rosa Böhmer

Der Rassenwahn des Nationalsozialismus hinsichtlich des arischen Herrenmenschen mit seinem alleinigen Lebensrecht gegenüber "minderwertigen" Völkerschaften führte zum millionenfachen Mord an Juden. Auch die Volksgruppen der Sinti und Roma ("Zigeuner") wurden im Dritten Reich als "rassisch minderwertig" eingestuft. Der Reichsführer SS Heinrich Himmler befahl am 16. Dezember 1942 die Einweisung aller "Zigeuner und Zigeunermischlinge" in das Vernichtungslager Auschwitz zur "totalen Liquidierung". Annähernd 30.000 deutsche Sinti und Roma sind dem Rassenwahn zum Opfer gefallen, europaweit wird von 220.000 bis zu 500.000 Opfern des Genozid in dieser Volksgruppe ausgegangen, ein Großteil von ihnen Kinder und Jugendliche.

Rosa Böhmer, geboren am 22. September 1933 in Gelsenkirchen, ermordet in Auschwitz am 13. August 1943

Abb.: Rosa Böhmer, geboren am 22. September 1933 in Gelsenkirchen, ermordet in Auschwitz am 13. August 1943

Eines dieser Kinder war die Hövelhofer Schülerin Rosa Böhmer, bei Nachbarn und Mitschülern als "Hunken Rosa" bekannt. Rosa wurde am 22. September 1933 in Gelsenkirchen-Buer geboren. Ihre Eltern waren Karl und Anna Böhmer, geb. Marx. Rosas Staatsangehörigkeit war deutsch, ihre Religionszugehörigkeit katholisch.

Das Mädchen lebte im Kinderheim Damianaeum in Warburg. Wie andere Kinder, die nach zwangsweiser Auflösung ihrer Familien in zunehmender Zahl in Heime eingewiesen wurden, nachdem man ihre Eltern in kommunale Internierungslager oder in Konzentrationslager deportiert hatte, wurde auch Rosa Böhmer ihrer Familie in Gelsenkirchen entrissen. Im April des Jahres 1939 wurde Rosa von der Familie Johannes Hunke, Hövelhof Nr. 214a, als Pflegekind "angenommen".

→ Rosa Böhmer und ihre Familie - Dokumente der Verfolgung und Ermordung

Verhaftung während des Unterrichts

Die alte Hövelhofer Kirchschule. Von hier aus musste Rosa ihren leidensweg in das KZ Auschwitz-Birkenau antreten.

Abb.: Die alte Hövelhofer Kirchschule.

Rosa besuchte die Kirchschule in Hövelhof, als sie im Alter von kaum zehn Jahren aus der Geborgenheit ihrer Familie, aus ihrem Bekanntenkreis in der Nachbarschaft und der Schar ihrer Freundinnen und Mitschülerinnen gerissen wurde. Während des Unterrichts in der Kirchschule betraten eine Dame und zwei Herren den Klassenraum. Nach einer kurzen, im Flüsterton gehaltenen Mitteilung an die Klassenlehrerin wurde Rosa Böhmer gebeten, ihren Tornister zu packen. Die Dame, bei der es sich mutmaßlich um die "Volkspflegerin" G. der Kreisleitung Paderborn-Büren des Amts für Volkswohlfahrt der NSDAP handelte, die auch später mit dieser Angelegenheit schriftlich befasst war, begab sich zu Rosa, half ihr den Schulranzen zu packen und verließ mit ihr und den beiden fremden Begleitern das Klassenzimmer.

Diese beiden Herren waren vermutlich Beamte der Gestapo Gelsenkirchen, Rosas Geburtsort, denn die dortige Staatliche Kriminalpolizei war federführend in dieser Angelegenheit. Nichts Böses ahnend hatte Frau Hunke noch in den Tagen zuvor ihrer Rosa ein hübsches neues Kleid für die Schule genäht, das Rosa ausgerechnet an ihrem unheilvollen Schicksalstag zum ersten Mal trug. An diesen Vorgang während des Unterrichts erinnern sich auch Mitschülerinnen, wie es auf Klassentreffen deutlich wurde. In der Gemeinde Hövelhof selbst aber ist über das Schicksal Rosa Böhmers in der Bevölkerung wie auch bei den Behörden bisher kaum etwas bekannt.

Die alte Hövelhofer Pfarrkirche. Hier besuchte Rosa Böhmer den Gottesdienst, hier wollte sie zur Erstkommunion gehen. Ihr täglicher Schulweg führte an dieser Kirche vorbei

Abb.: Die alte Hövelhofer Pfarrkirche. Hier besuchte Rosa Böhmer den Gottesdienst, hier wollte sie zur Erstkommunion gehen. Ihr täglicher Schulweg führte an dieser Kirche vorbei.

Eine Nachbarin erinnert sich an Rosa Böhmer als das hübsche Mädchen mit dem dunklen Haar. "Sie war ein sehr fröhliches und lebhaftes Kind und immer guter Dinge. Jeden Tag kam Rosa zu uns nach Haus, um mit unsern Kindern zu spielen. Dazu brauchte sie doch nur durch den Garten zu laufen, und schon war sie bei uns. Man freute sich schon, wenn sie kam, denn mit ihrer Fröhlichkeit steckte sie alle an.

Rosa bereitete sich auf ihre Erstkommunion vor. "Kranz und Kleidchen hatte ich doch schon vorbereitet. Es hing alles fertig im Schrank", so Pflegemutter Therese Hunke zu einer Verwandten. Ihre Rosa jedoch brauchte diese Dinge nicht mehr. Sie wurde am 13. August 1943, 10.30 Uhr, nur wenige Wochen vor ihrem 10. Geburtstag unter der Häftlingsnummer Z-2562 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Ihre leibliche Mutter Anna Böhmer mußte in Auschwitz miterleben, wie ihre übrigen Kinder Elisabeth, Marie, Sophie, Karl, Albert und Werner von Nazi-Schergen ermordet wurden. Sie selbst kam dort am 16.12.1943 ums Leben. Ihr Sohn Willy wurde am 10.1.1944 ermordet, das Todesdatum von Tochter Sonia ist nicht bekannt. Anna Böhmers Totenschein ist von dem berüchtigten SS-Hauptsturmführer und Lagerarzt "Doktor der Medizin" Josef Mengele unterzeichnet. Rosas Vater Karl Böhmer war schon am 09.12.1941 im KZ Wewelsburg-Niederhagen umgekommen.

Rosa Böhmers Pflegeeltern Johannes und Theresia Hunke

Abb.: Rosas Pflegeeltern Johannes und Theresia Hunke.

Familie Hunke hat offensichtlich mit allen Mitteln versucht, ihre Pflegetochter zurückzuerhalten und den Einweisungsbescheid in das KZ Auschwitz rückgängig machen zu lassen, wobei ihr vielleicht damals nicht einmal bekannt war, was in Auschwitz vor sich ging. Den zuständigen Stellen der NSDAP war vermutlich nicht verborgen geblieben, wie sehr Rosa in ihrer Familie integriert war und wie sehr ihre Familie an ihr hing, so dass die verantwortlichen Behördenvertreter nicht wagten, das Mädchen aus seiner Familie "abzuholen", sondern es ohne Wissen der Pflegeeltern aus der Schule gleichsam entführten.

"Wiedervereinigung mit der Mutter [...]" - ganz offenkundig war schon vorher im Rahmen der Internierung der Sinti und Roma in lokalen Zwangslagern (ab 1935) und der totalen Liquidierung aller "Zigeuner" (ab 1943) Rosas leibliche Mutter in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert worden.

Mit Schreiben der Staatlichen Kriminalpolizei (Kriminalinspektion III) Gelsenkirchen vom 23. Juni 1943 an den Bürgermeister in Hövelhof als Ortspolizeibehörde soll dieser Familie Hunke mitteilen, "[...] dass die Einweisung des Zigeunerkindes Rosa Böhmer in das Konzentrationslager Auschwitz und die damit verbundene Wiedervereinigung mit ihrer Mutter endgültig ist und nicht rückgängig gemacht werden kann".

Schreiben der Staatlichen Kriminalpolizei, Kriminalinspektion III Gelsenkirchen vom 23. Juni 1943

Abb.: Schreiben der Staatlichen Kriminalpolizei, Kriminalinspektion III Gelsenkirchen vom 23. Juni 1943

Frau Hunke wird zudem in diesem Schreiben empfohlen: "[...] anstelle des Zigeunerkindes ein arisches Waisenkind in Pflege zu nehmen." Laut Schreiben des Amtes für Volkswohlfahrt der NSDAP Paderborn vom 25. August 1943 an die Amtsverwaltung Neuhaus erklärte sich Familie Hunke dazu jedoch nicht bereit.

KZ Niedernhagen/Wewelsburg

Der Reichsführer SS Heinrich Himmler wollte die Wewelsburg zu einer pseudo-religiösen Ordensburg umgestalten. Um zur Realisierung dieses Vorhabens jederzeit genügend billige Arbeitskräfte zur Verfügung zu haben, wurde im Ortsteil Niederhagen ein KZ eingerichtet. Rosas Vater Karl Böhmer war in diesem Lager am 9. Dezember 1941 umgekommen.

Datenschutzgründe standen bisher einer eingehenden Darstellung dieses leidvollen Einzelschicksals eines jungen Schülerinnenlebens aus der NS-Zeit entgegen. Die zeitweise langwierigen Recherchen stießen zudem bisweilen auf Zurückhaltung und Ressentiment mit dem Hinweis, es sei doch damals eben "eine ganz andere Zeit" gewesen. Völlig zu Recht reagiert heute die Bevölkerung mit Entsetzen und Abscheu, wenn in Deutschland heimtückisch und grausam ein Kind ermordet wird. Mit den hunderttausendfachen bestialischen Kindermorden in den Todesfabriken der NS-Vernichtungslager, die zu unser aller Lebzeiten geschahen, möchte jedoch offensichtlich niemand konfrontiert werden.

Die erschreckenden damaligen Vorgänge aber können vielleicht gerade heute Jugendlichen Aufklärung bieten, zum Nachdenken anregen und möglicherweise Hilfe in ihren politischen Denkprozessen darstellen. Zudem erscheint es eine Verpflichtung, den Lebensweg dieser Mitschülerin nachzuzeichnen, ihn aus der Anonymität herauszuholen, um ihn für kommende Schülergenerationen vor dem Vergessen zu bewahren. Rosa würde uns vermutlich enttäuscht und vorwurfsvoll entgegenrufen: "Warum wird mein Schicksal totgeschwiegen? Weshalb wagt niemand zu sagen, wo ich seinerzeit geblieben bin und was man mit mir gemacht hat?!"

Der Leidensweg der Sinti und Roma

Auf der Wannseekonferenz unter dem Vorsitz Reinhard Heydrichs wurde am 20. Januar 1942 die "Endlösung der Judenfrage" organisiert, wie oben erwähnt am 16. Dezember dieses Jahres die "totale Liquidierung" aller "Zigeuner" angeordnet. In den Konzentrationslagern waren bisher vornehmlich Juden und Sinti/Roma, Sozialdemokraten und Kommunisten, Pazifisten, kritische Journalisten und Schriftsteller, Geistliche und Gläubige beider großen Konfessionen inhaftiert. (Aus dem Erzbistum Paderborn wurden allein von 22 in Konzentrationslagern inhaftierten katholischen Priestern sieben ermordet). Nun wurden einige dieser Konzentrationslager durch den Bau von Gaskammern und Krematorien in Vernichtungslager umgewandelt.

Juden und "Zigeuner" wurden von nun an aus den eintreffenden Häftlingstransporten sofort selektiert. Sie erlebten im allgemeinen den folgenden Tag nicht mehr. Nur wenn die Todesmaschinerie nicht nachkam, wurden sie in eigenen Blocks zusammengelegt und unter besonders scharfe Bewachung gestellt. Wie Prof. Dr. Eugen Kogon, selbst langjähriger KZ-Häftling, in seinem Buch "Der SS-Staat" berichtet, blieben sie dort oft zwei bis drei Tage isoliert, meist ohne Essen, denn sie galten schon als "abgesetzt". Insgesamt starben allein im Lager Auschwitz mit seinen Abteilungen Auschwitz I (Stammlager), Auschwitz II Birkenau (Vernichtungslager) und Auschwitz III (Monowitz) 2,5 Millionen Menschen.

1944 existierten im Einflussbereich des Deutschen Reiches 28 KZ-Hauptlager mit etwa 2.000 Außenkommandos und Nebenlagern. Angehörige der Volksgruppe der Sinti und Roma waren seit über einem Jahrhundert als deutsche Staatsbürger in zahlreichen Städten und Dörfern ansässig. Es handelte sich zumeist um kinderreiche Familien überwiegend katholischen Glaubens. Ähnlich wie bei den jüdischen Mitbürgern fanden sich bei ihnen alle Berufssparten vom Arbeiter bis zum Hochschullehrer, vom Wehrmachtsangehörigen bis zum Beamten, Arzt oder Anwalt. Oft waren sie über Generationen hin in ihren Heimatorten integriert. Wider besseres Wissen legte es die NS-Rassenpropaganda gezielt darauf an, sie als asoziale, kriminelle und vaterlandslose Elemente zu diffamieren, um so "die Regelung der Zigeunerfrage aus dem Wesen dieser Rasse heraus" in Angriff nehmen zu können (Himmler 1938).

Die Vernichtungswelle lief schon bald nach Beginn des Zweiten Weltkrieges an, nachdem der Chef des RSHA, Reinhard Heydrich, allen Sinti und Roma per Erlass untersagt hatte, ihren Wohnsitz in Zukunft zu verlassen. Sie verloren in der Folgezeit ihre Bürgerrechte, wurden in städtischen Zwangslagern inhaftiert und in Konzentrationslager deportiert.

Die furchtbaren Zustände im Kinderblock

Im Februar 1943 wurde in Auschwitz-Birkenau das so genannte "Zigeunerlager" eröffnet, das eineinhalb Jahre bestand. In dieser Zeit allein waren hier 20.946 Sinti und Roma inhaftiert, von denen die letzten 3.000 Überlebenden am 3. August 1944 vergast wurden. Die grausamen und unfassbaren Vorgänge und Zustände im "Kinderblock" dieses Lagers übersteigen die menschliche Vorstellungskraft. Vermutlich begegnet man hier dem dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte überhaupt. "Der Anblick der blutspeienden, verängstigten, sich in Fieber wälzenden und nach Atem ringenden Kinder war schrecklich [...]", so ein nach Auschwitz deportierter tschechischer Arzt, der ab Juli 1943 ein Jahr lang die Kinder im Zigeunerlager betreute. Während seiner Tätigkeit dort befand sich Rosa Böhmer in diesem Lager. Die Häftlingsärztin Lucie Adelsberger berichtete:

Die Kinder waren wie die Erwachsenen nur noch Haut und Knochen, ohne Muskeln und Fett, und die dürre pergamentartige Haut scheuert sich über die harten Knochen des Skeletts überall durch und entzündete sich in schwärenden Wunden. Krätze bedeckte den unterernährten Körper von oben bis unten und entzog ihm die letzte Kraft. Viele von ihnen, die so lange des Essens entwöhnt waren, fragten nicht mehr nach Nahrung, aber alle verlangten zu trinken, [...] bettelten immer und immer um Wasser. Durst, unstillbarer Durst war eine der großen Plagen von Birkenau.

Lagerkommandant Rudolf Höß erklärt, dass kleine Kinder in der Regel sofort nach der Ankunft getötet worden seien. Er gibt zu Protokoll, dass Frauen während des Ausziehens plötzlich markerschütternd losschrien, sich die Haare ausrissen und sich wie wahnsinnig gebärdeten. Schnell wurden sie herausgeführt und hinter dem Haus mit dem Kleinkalibergewehr durch Genickschuss getötet [...]. Ich habe auch beobachtet, daß Frauen, die ahnten, was ihnen bevorstand, mit Todesangst in den Augen die Kraft noch aufbrachten, mit ihren Kindem zu scherzen, ihnen gut zuzureden [...]. Ich gab dem diensthabenden Unterführer einen Wink, und er nahm die sich heftig sträubenden Kinder auf die Arme und brachte sie mit der herzzerbrechend weinenden Mutter in die Kammer [...].

Vielleicht waren diese Kinder die vom Schicksal bevorzugten gegenüber jenen, die gleichsam in einer Warteschleife des Todes Tage, Wochen oder Monate in den unfassbaren Greueln des "Kinderblocks" zubringen mussten, bevor ihr junges Leben das grausame Ende in der Gaskammer fand.

Der Lagerkommandant beschreibt den Tod in der Gaskammer

Ein untrüglicher Zeuge über die grausame und teuflische Art der Hinrichtungen dürfte der oben erwähnte Lagerkommandant Höß sein. Emotionslos und innerlich unberührt verfasste er nach Kriegsende während seiner Untersuchungshaft vor seinem Prozess und seiner Hinrichtung in Polen 1947 einen ausführlichen Bericht über die schrecklichen Vorgänge in seinem Lager, der sich wie eine nüchterne Sachbeschreibung liest. Er schreibt:

Der Vernichtungsvorgang verlief in Auschwitz wie folgt: Nach der Entkleidung gingen die Juden in die Gaskammer, die mit Brausen und Wasserleitungsrohren versehen, völlig den Eindruck eines Baderaumes machte. Zuerst kamen die Frauen mit den Kindern hinein, hernach die Männer, die ja immer nur die wenigeren waren.

Dies ging fast immer ganz ruhig, da die Ängstlichen und das Verhängnis vielleicht Ahnenden von den Häftlingen des Sonderkommandos beruhigt wurden. Auch blieben diese Häftlinge und ein SS-Mann bis zum letzten Moment in der Kammer. Die Tür wurde schnell zugeschraubt und das Gas sofort durch die bereitstehenden Desinfektoren in die Einwurfluken durch die Decke der Gaskammer in einen Luftschacht bis zum Boden geworfen. Dies bewirkte die sofortige Entwicklung des Gases. Durch das Beobachtungsloch in der Tür konnte man sehen, dass die dem Einwurfschacht am nächsten Stehenden sofort tot umfielen. Man kann sagen, dass ungefähr ein Drittel sofort tot war.

Die anderen fingen an zu taumeln, zu schreien und nach Luft zu ringen. Das Schreien ging aber bald in ein Röcheln über, und in wenigen Minuten lagen alle. Nach spätestens 20 Minuten regte sich keiner mehr [...]. Schreiende, Ältere, Kranke, Schwächliche und Kinder fielen schneller als die Gesunden und Jüngeren. Eine halbe Stunde nach dem Einwurf des Gases wurde die Tür geöffnet und die Entlüftungsanlage eingeschaltet. Es wurde sofort mit dem Herausziehen der Leichen begonnen [...].

Die Schülerin Rosa Böhmer starb in diesem Vernichtungslager am 13. August 1943 um 10.30 Uhr im Alter von fast zehn Jahren, wie das mit bürokratischer Genauigkeit geführte Sterberegister dieses Lagers, das sich in Moskau befindet, beurkundet. Auszug aus dem Sterberegister von Auschwitz:

Auszug aus dem Sterberegister von Auschwitz

Autor: Anonym

Der heute 76-jährige Geschichtslehrer i.R. Hubert S. (Der vollständige Name ist uns bekannt) war ein Klassenkamerad von Rosa Böhmer. Er arbeite ihr grausames Schicksal in 15-jähriger Recherche auf. Ein erster Beitrag des Autors über Leben und Sterben Rosa Böhmers erschien unter dem Titel "Vergessenes Schülerschicksal" in "Die Warte", Herbst 2001, Nr. 111. Die Online-Fassung enstand mit freundlicher Genehmigung des o.g. Geschichtslehrers auf der Basis der uns zur Verfügung gestellten Texte, Dokumente, Presseartikel und Fotos. Alle Rechte vorbehalten.

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Andreas Jordan, September 2010

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